Nach dem Besuch des Schlosshotels in Boitzenburg bringt uns unser Reisebus zur Klosterruine der Zisterzienserabtei Marienpforte.
Unser Autor berichtet von den Zisterziensern in der Uckermark, von der Stiftung des Klosters Marienpforte, von den Pflichten der Ordensschwestern, von der Architektur und von den neuen Eigentümern nach der Säkularisation.
Zwischen Prenzlau und Templin liegt das uckermärkische Landstädtchen Boitzenburg. Es wird durch sein majestätisches Neo-Renaissance-Schloss und die abseits einer Talsenke liegenden pittoresken Ruinen seines einstigen Zisterziensernonnenklosters Marienpforte – Sancte Marie in Boicenborch – geprägt. Die wald- und seenreiche Gegend in der Grenzregion zwischen Brandenburg, Pommern und Mecklenburg ist ein uraltes Siedlungsland, das eine reiche Vergangenheit aufweist. Seine gefährdete Lage im Grenzgebiet hatte zur Folge, dass das Kloster Marienpforte in Boitzenburg unter wechselnder Landesherrschaft stand und vielen kriegerischen Gefahren ausgesetzt war. Heutzutage ist von der damaligen Zeit nicht mehr allzu viel zu spüren. Fern ab vom großen Verkehr befindet sich das verträumte Landstädtchen Boitzenburg als eine Idylle in einer unverbrauchten Kulturlandschaft.
Gleich drei Brandenburger Markgrafen stifteten das uckermärkische Marienpforte
Die erste Erwähnung des Klosters Boitzenburg verdanken wir einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1271. Stifter des Klosters Marienpforte waren die gemeinsam regierenden Brandenburger Markgrafen, die Brüder Johann II., Otto IV. und Konrad I., die in jener Urkunde namentlich erwähnt werden. Mit dem Dokument besiegelten das markgräfliche Brüderpaar dem Nonnenkloster die Schenkung der Boitzenburger Mühle und mehrerer Hofstellen mit entsprechendem Land, die sogenannten Hufen. Nach der Überlieferung zu urteilen, wurde das sich ausdrücklich als zum Zisterzienserorden zugehörend bezeichnete Marienpforte wohl bald nach dem Jahr 1300 errichtet. Ebenfalls können wir uns glücklich schätzen, dass fast der gesamte Urkundenbestand des Klosters erhalten blieb. Es ist aus den Schriftstücken nicht nur möglich herauszulesen, wie sich der Klosterbesitz im Laufe der Jahrhunderte veränderte und welche Stifter die Zisterziensernonnen mit welchen Schenkungen bedachten, sondern auch in welchen Orten die Boitzenburger Ordensschwestern die Patronatsrechte und die Gerichtsbarkeit ausübten. Sie geboten zum einen über die niedere und die höhere Gerichtsgewalt und setzten zum anderen Pfarrer und Schulzen in ihren Dörfern ein. Außerdem sind uns die Namen sämtlicher Äbtissinnen und etlicher weiterer Würdenträger bekannt. Eine auf Lebenszeit von der Versammlung der Nonnen, dem Konvent, gewählte Äbtissin stand dem Kloster vor. Die Mutter Oberin wurde vom Bischof der Diözese oder direkt durch den Papst bestätigt. Hingegen stand in weltlichen Belangen ein Propst einem Frauenkloster vor.
Der Ursprung der Zisterzienser in Burgund und ihre Rolle bei der Kolonisation der Uckermark
Die Zisterzienser waren ein aus Cîteaux in Burgund im östlichen Frankreich stammender Reformorden, dessen Ziel es war, die als verloren angesehenen Ideale und Tugenden des älteren Benediktinerordens zu reanimieren. Für die Erschließung und Christianisierung der Mark Brandenburg spielten die Zisterzienser eine bedeutende Rolle. Sie gründeten Klöster wie im uckermärkischen Boitzenburg, in Himmelpfort und in Seehausen am Oberuckersee, rodeten Wälder, legten Sümpfe trocken, errichteten die Boitzenburger Klostermühle und betrieben Fischzucht. Darüber hinaus wurde die einheimische Bevölkerung in den neuesten landwirtschaftlichen Methoden des Ackerbaus unterrichtet. Ebenso führten die Zisterzienser neue Obstsorten ein. In diesem Zusammenhang trägt noch heute der Hang nördlich des Klosters Marienpforte die Bezeichnung Weinberg, auf dem die Nonnen vermutlich Wein in Boitzenburg angebaut hatten.
Enge Kontakte zu anderen Zisterzienserklöstern im Norden der Mark Brandenburg
Urkundlich nachgewiesen ist der enge Kontakt der Abtei Marienpforte zu anderen Nonnen- und Mönchsklöstern des Zisterzienserordens im Norden Brandenburgs wie zu dem berühmten Kloster Chorin, zu Himmelpfort, zu Lindow, zur Abtei Marienwerder in Seehausen und zu Zehdenick an der Stepenitz. Sicherlich wählte auch der ehrwürdige Abt des Zisterzienserklosters Himmelpfort, coeli porta, bei seinen Reisen nach Prenzlau den Weg über Lychen, so dass er gerne bei den Boitzenburger Nonnen zu Gast war.
Tägliche Aufgaben und Pflichten der Zisterziensernonnen
Gleichermaßen wie in den vergleichbaren abgeschieden gelegenen Landklöstern der Zisterzienser fanden auch im uckermärkischen Kloster Marienpforte Reisende, Pilger, Kranke und Schwache bei den frommen Nonnen eine Unterkunft, Gastlichkeit und Pflege vor. Neben der Krankenpflege beschäftigten sich die Ordensschwestern mit der Heilkunde und führten junge Mädchen mittels einer strengen Erziehung zur christlich-moralischen Reife. Die Nonnen selbst waren meistens unverheiratete Töchter aus adligen, später auch aus gut betuchten bürgerlichen Familien. Besonders im 13. Jahrhundert herrschte unter den Frauen des Adels und des städtischen Bürgertums im nordeuropäischen Raum eine ausgeprägte religiöse Bewegung vor. Ihr Wunsch zur Nachfolge Christi führte zu einem gemeinschaftlichen Leben in freiwilliger Armut und Abgeschiedenheit. Vor allem der prosperierende Reformorden der Zisterzienser übte auf sie eine große Anziehung aus. Täglich hielten die Nonnen sieben Andachten. Ihre Ordenstracht bestand aus schwarzen Schleiern oder Kapuzen über weißen Kutten.
Noch immer imposante Relikte des Klosters Marienpforte – die Ruinen der Klosterkirche und des Konventshauses
Neben den noch heute sichtbaren Relikten der Klosterkirche und des Konventshauses der Boitzenburger Abtei gehörten zu der mittelalterlichen Klosteranlage auch ein schattenspendender Kreuzgang und mehrere Wirtschaftsgebäude.
Strikte Einfachheit galt nicht nur für die Architektur des Klosters und der Klosterkirche. Charakteristisch für die Zisterzienserarchitektur sind die schlicht gebauten Chöre der Klosterkirchen sowie das Fehlen von unterirdischen Krypten und mächtigen Glockentürmen.
Lediglich kleine Dachreiter mit ebenso kleinen Glocken sind erlaubt. Gleichermaßen erfolgte nur eine sparsame Verwendung von Schmuckelementen. Die am Boitzenburger Klosterbau verbauten Formsteine belegen, dass versierte Steinmetze und Bauhandwerker der Choriner Bauhütte an der Errichtung der uckermärkischen Abtei einen maßgeblichen Anteil hatten. Deswegen wird das Kloster Marienpforte in Boitzenburg auch gerne als die kleine Schwester des legendären Choriner Mönchsklosters im Barnim bezeichnet. Offensichtlich hat die Zisterzienserarchitektur die Entwicklung der Kirchenbaukunst in Deutschland nicht unwesentlich mit beeinflusst.
Reformation und Säkularisierung – das Kloster Marienpforte wechselt seine Eigentümer
Im Zuge der Reformation inventarisierte der Landvogt Hans von Arnim auf Geheiß seines brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. Hector im Jahre 1536 die Klosterkleinodien. Mit der durchgeführten Säkularisierung, der Verweltlichung von kirchlicher Gebundenheit, im Februar 1538 ging anschließend der gesamte Besitz des Klosters an den selbstbewussten Landesherren über. Nach der Einziehung der Klostergüter erwarb Hans von Arnim die Abtei Marienpforte und dessen gesamten Grundbesitz vom Kurfürsten. Im Gegenzug verpflichtete sich der uckermärkische Landvogt den noch verbliebenen Nonnen ein dauerhaftes Wohnrecht im Kloster zu erlauben und für deren Unterhalt zu sorgen. Infolgedessen wurde die Boitzenburger Abtei zu Wohnzwecken und als Wirtschaftshof genutzt, ehe es im Verlauf des verheerenden Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1637 weitgehend zerstört wurde.
Mit den Plünderungen und Brandschatzungen des Dreißigjährigen Krieges verliert sich auch die Spur der letzten Ordensschwestern, so dass das Kloster Marienpforte zu der Ruine verfiel, die wir heute vor uns sehen. Außerdem wurde es für lange Zeit als Steinbruch genutzt.
Eine Sage berichtet über die letzte Nonne im Kloster Marienpforte
Eine alte Sage weiß zu berichten, dass die letzte Nonne namens Susanna noch lange Zeit trauernd unter einer Eiche am Kloster sitzend gesehen wurde. Als sie schließlich gestorben war, sei sie zu Füßen jener Eiche begraben worden, die fortan Susanneneiche genannt worden sein soll. In Wirklichkeit hingegen hieß die letzte Nonne nicht Susanna, sondern Katharina von Arendsdorf. Sie musste sich das ihr Zustehende nach dem Tod des Landvogts Hans von Arnim von dessen Erben einklagen. Falls der Richterspruch tatsächlich in ihrem Sinne positiv umgesetzt worden war, dürfte sie bis an ihr Lebensende ein gutes Auskommen besessen haben.
Das Kloster als Freiluftbühne
Jedes Jahr in der Sommersaison verwandelten sich die altehrwürdigen Mauern der Klostergebäude in die Kulisse einer Freiluftbühne.
Im mittelalterlichen Ambiente der Klosterruine wurden historische Theaterstücke aufgeführt und bunte Spektakel veranstaltet. Im Sommer 2011 gab es allerdings die letzte Aufführung aus einem Robin Hood Zyklus und auch jene Veranstaltungen gehören jetzt der Vergangenheit an.
Hinweis
Adresse: Klosterruine Marienpforte Boitzenburg, Mühlenweg 3, 17268 Boitzenburger Land
Anfahrt mit dem Auto: Autobahnanschluss: Berliner Ring – Prenzlau (E 28),
Abfahrt Pfingstberg, Bundesstraße B 109
Öffnungszeiten: ganzjährig geöffnet, leider nicht barrierefrei zu besuchen
Lesenswert
Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. Berlin, München 2000