Von der Klosterruine Gramzow fährt unser Reisebus zum Lenné-Park in Wolfshagen.
Im Jahr 1832 gab Graf Hermann von Schwerin-Wolfshagen den Auftrag, einen Park entlang des Haussees anzulegen.
Wir spazieren durch einen Rosengarten, schreiten über Brücken, besichtigen Denkmäler, eine Burgruine aus dem 13. Jahrhundert und freuen uns an alten Bäumen.
Wolfshagen in der Uckermark – Stammvater Otto Freiherr von Schwerin
Wolfshagen ist heute ein verträumter Ortsteil der knapp 2500 Einwohner zählenden Gemeinde Uckerland an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg. Seit dem 17. Jahrhundert waren hier die Grafen von Schwerin-Wolfshagen ansässig, ein Seitenzweig des mecklenburgisch-pommerschen Uradelsgeschlechts derer von Schwerin. Als Stammvater der Wolfshagener-Linie gilt Otto Reichsfreiherr von Schwerin. Er diente unter dem legendären Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm als erster Minister in der brandenburgischen Regierung. Zudem fungierte er als Oberpräsident des Geheimen Rats, als weltläufiger Diplomat und lebenskluger Prinzenerzieher. Für seine langjährigen Dienste wurde ihm 1670 vom großzügigen Kurfürsten die ertragreiche Domäne Wolfshagen unweit Prenzlaus, des historischen Hauptorts der Uckermark, übertragen. Ein direkter Nachfahr und Urenkel des begabten Freiherren war Graf Johann Christoph Hermann von Schwerin-Wolfshagen, der das inzwischen abgetragene Schloss, das Landgut und den 30.000 m2 großen Park Wolfshagen anlegen ließ. Ansehenswerte Zeugnisse von dem Anwesen, Gutsgebäude, Brücken, eine Kirche und von Graf Hermann in Auftrag gegebene Denkmäler sind auch heute noch reichlich zu finden, wenngleich die Familie von Schwerin-Wolfshagen im Zuge der Bodenreform nach dem letzten Krieg enteignet worden war.
Gartenkünstler Lenné legte den Rosengarten an und gestaltete den Schlossgarten um
Bei unserer Fahrt mit dem Reisebus auf der Wolfshagen durchquerenden Bundesstraße, der B 198, fällt dem neugierigen Besucher zuerst der hübsche Rosengarten auf, der unmittelbar an die besagte Chaussee grenzt. Einstmals war er ein Teil des Guts. Die von Graf Hermann angeordnete Anlage des schmucken Rosengartens wurde im Verlauf der Umgestaltung des Schlossparks in einen vom preußischen Gartenkünstler Peter Joseph Lenné geschaffenen englischen Landschaftsgarten ausgeführt. Lenné, der General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten, gestaltete auch den bekannten Tiergarten und den Zoologischen Garten in Berlin neu.
Das verschwundene Schloss, Stammsitz der Grafen von Schwerin-Wolfshagen
Hinter dem duftenden Rosengarten schließt sich der in alter Pracht gepflegte Lenné-Park an. Direkt am Wolfshagener Haussee schlug einstmals mit dem stolzen Schloss der Grafen von Schwerin-Wolfshagen das Herz der gesamten Domäne. Das an der Stelle eines älteren Vorgängerbaus in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtete Barockschloss wurde am Ende des Jahrhunderts mehrmals erweitert.
Leider musste das elegante Schloss aufgrund der verheerenden Zerstörungen und Brände in Folge des II. Weltkriegs jedoch schon bald nach dem Kriegsende im Mai 1945 abgetragen werden. Dementsprechend bleiben uns heute nur noch einige Kupferstiche, die von der vergangenen Pracht des Wolfshagener Barockschlosses zeugen.
Die 200 Jahre alte Fliesenbrücke und die mittelalterliche Ruine der Blankenburg
Hübsch gepflegt sind die Wege am südlichen Seeufer des Haussees, an dem wir die imposante Fliesenbrücke antreffen, die die letzten zwei Jahrhunderte weitgehend unbeschadet überstanden hat. Inzwischen wurde sie sogar renoviert. Unser Weg führt uns zu einer weiteren, kaum zu übersehenden Sehenswürdigkeit inmitten des Parks, die gewaltige Ruine der Blankenburg, auf die unser Buskompass-Autor in einem zweiten Teil über den Wolfshagener Lenné-Park zu sprechen kommen wird.
Der Gutshof – Speicher, Gärtnerhaus, Zollwaage und eine preußische Zollstation
Wer aufmerksam durch Wolfshagen spaziert, der kann noch weitere Spuren der Grafen von Schwerin und ihres Gutshofs entdecken. Im Zuge der letzten Umbauten am stilvollen Barockschloss am Beginn des 19. Jahrhunderts wurden auch die diversen Nebengebäude des Gutshofs wie der Speicher vergrößert und partiell neu gebaut.
Zu dem Landgut gehörte ebenfalls das an der heutigen Bundesstraße gelegene Gärtnerhaus, das noch immer als Wohnhaus genutzt wird.
Kurz vor der heutzutage eher unspektakulären Grenze zu Mecklenburg können wir andere interessante Bauwerke entdecken. Dazu gehören die im Jahr 1835 errichtete Zollwaage und die preußische Zollstation, die jetzt als Wohnunterkunft eine neue Verwendung findet.
Die einzelnen Monumente im Lenné-Park – die Königssäule und zwei große Staatsmänner
Gleich neben der Zollstation und der Zollwaage steht die aus dem Jahr 1834 stammende Königssäule, die an die Einführung der legendären Stein-Hardenbergschen Reformen erinnert. Es handelt sich dabei um die von den beiden großen Staatsmännern Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein und Karl August Fürst von Hardenberg begonnenen wirtschaftlichen und sozialen Reformen des preußischen Staats nach der katastrophalen Niederlage gegen Kaiser Napoleon am Beginn des 19. Jahrhunderts. Die populäre Königssäule ist in der Form eines 17 Meter hohen Obelisken mit Ziegelsteinkanten und hell verputzten Flächen ausgeführt worden. An der Westseite wurde ein vier Meter hohes Bleirelief der griechischen Göttin der Gerechtigkeit, Themis, angebracht. Die sich darunter befindliche Inschrift erinnert an die Hilfe des Königs Friedrich Wilhelms III. bei der Beilegung des Rechtsstreits um den Ort und die Burg Spantekow. Jene mecklenburgische Renaissanceburg war im Besitz der Familie von Schwerin, bevor der preußische Staat das Lehen von Spantekow ersatzlos einzog. Die Schwerins prozessierten und gewannen den Rechtsstreit. Nach der Intervention durch den preußischen König gelangte der Besitz wieder in die Hände der gräflichen Familie zurück. An der Ostseite der Königssäule befindet sich ein ebenfalls vier Meter hohes Bleirelief des römischen Kriegsgottes Mars.
Die Inschrift huldigt den König als umsichtigen Kriegsherren in den Napoleonischen Befreiungskriegen.
Das Denkmal für die siegreichen Befreiungskriege gegen Kaiser Napoleon 1813-1815
Ein weiteres Denkmal erhebt sich am gegenüberliegenden Ufer des Haussees. Es wurde direkt am Seeufer im Schlosspark errichtet. Das ansehenswerte Monument aus Backstein erinnert an die siegreichen Befreiungskriege zwischen den Jahren 1813 und 1815. Graf Hermann hatte zunächst als Hauptmann im Leib-Grenadier-Regiment Friedrich Wilhelm III. und später als Major des 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments zusammen mit seinem älteren Bruder Wilhelm persönlich an jenen entbehrungs- und verlustreichen Kämpfen zur gelungenen Befreiung Preußens gegen Kaiser Napoleon teilgenommen.
Auch heute noch bewohnt – das Fischer- und das Forsthaus
Unweit des würdevollen Denkmals für die Befreiungskriege mit seinen vier preußischen Adlern sind zwei weitere Gebäude, das Fischer- und das Forsthaus, des ehemaligen Landguts zu finden, die auch heute als Wohnhäuser dienen.
Neogotische Kirche und das Erbbegräbnis der Grafen von Schwerin
Ein wunderbar erhaltenes architektonisches Monument im Park-Ensemble ist die am Beginn des 19. Jahrhunderts von Hermann von Schwerin-Wolfshagen gestiftete evangelische Kirche. Der reichverzierte neogotische Bau fügt sich hervorragend in das gesamte Bauensemble des uckermärkischen Dorfs ein. Heiratswillige Paare finden in dem Gotteshaus einen würdigen Ort für ihre Trauung. Neben den beiden Sitzplätzen für das glückliche Brautpaar und den Trauzeugen bietet die Kirche einen bequemen Platz für 80 Gäste. Im Anschluss an die feierliche Zeremonie ist es möglich, Fotos am nahe gelegenen Haussee mit dem malerischen Lenné-Park, der aparten Fliesenbrücke und den anderen Denkmälern zu machen.
In unmittelbarer Nähe befindet sich das Erbbegräbnis derer von Schwerin-Wolfshagen, in dem zahllose Familienmitglieder ihre letzte Ruhe gefunden haben. Mit dem Besuch des Erbbegräbnisses beenden wir unseren Rundgang auf den Spuren der Grafen von Schwerin. In einem folgenden Teil wird unser Buskompass-Autor von der im Lenné-Park gelegenen Ruine der einstmals mächtigen Blankenburg berichten.
Hinweis
Standort: Lenné-Park Wolfshagen, 17337 Uckerland OT Wolfshagen
Kontakt: Gemeinde Uckerland, Hauptstraße 35, 17337 Uckerland OT Lübbenow, Telefon: 039745-8610
Öffnungszeiten: Der Lenné-Park ist für Besucher ganzjährig zugänglich.
Führungen finden jeden Samstag und Sonntag um 14 Uhr statt. Treffpunkt: Königssäule Wolfshagen
Weitere Informationen: Hunde sind angeleint erlaubt, ein Parkplatz ist vorhanden.
Lesenswert
Badstüber, Sibylle; u.a.: Kunstdenkmäler – Bildband. Akademie-Verlag Berlin 1975