Kennen Sie Venedig? Seine Brücken, Kanäle und Gondeln? Seine Kunstschätze in Kirchen und Palästen? Nein? Dann wird es höchste Zeit, diesem weltberühmten Sehnsuchtsort einen Besuch abzustatten – am besten mit dem Bus, um Venedigs Schönheit ohne Stress auf sich wirken zu lassen.
Schon die Fahrt mit dem Bus in die Serenissima, das ist ein alter Name für Venedig, wird zum Erlebnis. Auf der Route entlang der alten Römerstraße Via Claudia Augusta passiert man zunächst das Allgäu, dann die Alpenszenerie Österreichs und Südtirols und schließlich die 4 km lange Autobrücke, die das Ziel unserer Reise mit dem Festland verbindet. Von den Busparkplätzen auf der Insel Tronchetto gelangen wir mit dem Vaporetto, Venedigs Wasserbus mit Kultstatus, ganz bequem ins Herz der Stadt.
Doch wie sich zurechtfinden in dieser Stadt, deren Geschichte mit der einer alten Seemacht gleichzusetzen ist und die Besichtigungsprogramm gleich für mehrere Wochen bietet? Eine ungewöhnliche wie spannende Option ist es, sich auf die Spuren der Deutschen zu begeben, die seit dem 15. Jahrhundert die ungemeine Faszination Venedigs auf die Nordländer begründeten.
Auf den Spuren der Deutschen in Venedig
Da wären etwa Kaufleute wie die Fugger, die am Rialto mit Gewürzen, Textilien und Luxuswaren aus aller Welt handelten. Ihr altes Kontor, der Fondaco dei Tedeschi, ist heute ein Luxuskaufhaus. Seine Dachterrasse bietet einen wunderschönen Blick auf die berühmte Rialtobrücke und den bunten Markt, auf dem bis heute mit Obst, Gemüse und Fisch gehandelt wird.
Angelockt durch die Berichte der Kaufleute kamen zahlreiche deutsche Künstler nach Venedig, von denen Albrecht Dürer sicherlich der berühmteste war. Der Meister bewunderte hier vor allem die Werke seines Kollegen Giovanni Bellini, dem Begründer der venezianischen Renaissancemalerei. Den gut 400 Jahre später angereisten Hermann Hesse faszinierten hingegen die genialen Kompositionen des Malers Paolo Veronese, dessen Werke zusammen mit denen Bellinis und anderer Meister wie Tizian oder Tintoretto im größten Museum der Stadt, der Accademia, zu sehen sind.
Die Kirchen Venedigs – die Gemäldegalerien der Stadt
Die wichtigsten Gemäldegalerien der Stadt sind jedoch die um die 150 Kirchen Venedigs. Neben dem Markusdom zählen vier Sakralbauten des 16. Jahrhunderts zu den sehenswertesten Bauten der Stadt, die der berühmte Architekt Andrea Palladio entworfen hat. Sein an der Antike orientiertes Werk versetzte den italienreisenden Goethe in Begeisterungsstürme und inspirierte den schwäbischen Architekten Elias Holl zu den schönsten Renaissancebauten Nordeuropas wie beispielsweise dem Augsburger Rathaus.
Die größte Palladio-Kirche, San Giorgio Maggiore, liegt vis-à-vis zum Lido di Venezia, um 1900 bevorzugter Badeort der europäischen Aristokratie. Mit dem Vaporetto ist man in 10 Minuten dort und erlebt den Abglanz einer vergangenen Epoche, deren Villen, Gärten und Hotels Thomas Mann zum Handlungsort seiner Novelle Der Tod in Venedig machte. Aber auch die übrigen Laguneninseln wie das ländliche Torcello mit seinen frühmittelalterlichen Kirchen, das fröhliche Burano, die Glasbläserstadt Murano oder die grüne Friedhofsinsel San Michele lohnen einen Besuch.
Zurück im Zentrum der Stadt erinnert der Stadtpark Giardini an eine dunkle Zeit deutsch-italienischer Geschichte: 1934 wetterten Hitler und Mussolini gegen die hier auf einer Propagandaausstellung gezeigte „Entartete Kunst“. Heute zählt die berühmte, alle zwei Jahre stattfindende Biennale wieder zu den international bedeutendsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Nicht nur die Giardini, sondern auch die sonst verschlossenen Hallen der mittelalterlichen Werft Arsenale und die zahlreichen historischen Bauten der Altstadt werden in dieser Zeit zum unverzichtbaren Anziehungspunkt für Kunstfreunde aus aller Welt.
Auf dem Markusplatz – Piazza San Marco
Nach dem Kunstgenuss schlendert man dann am besten durch die Gassen der Altstadt zur Piazza San Marco, dem „schönsten Platz der Welt“. Auch wenn man sich an der steinernen Pracht von Dogenpalast, Markusdom, Kampanile und Uhrturm nicht satt sieht, sollte man sich doch noch eine Köstlichkeit in den berühmten Straßencafés wie dem Florian gönnen, wo die italienische Kaffeekultur in schönster historischer Kulisse und mit Musik zelebriert wird.
Die Fahrt zurück zum Bus mit dem Vaporetto wird nochmals zum Erlebnis. Wer bei San Marco einsteigt, sieht vom Wasserbus aus die ganze Schönheit des Canale Grande vorbeiziehen. Beim Palazzo Vendramin-Calergi begegnet uns nochmals ein berühmter Tedesco. Hier starb 1883 Richard Wagner. Kurz danach endet die Bootsfahrt durch den Kanal. Wir steigen wieder in den Reisebus. Voll mit Eindrücken und den Köstlichkeiten italienischer Küche kehren wir in den Norden zurück. Aber mit dem festen Wunsch, irgendwann einmal wiederzukehren.
Dank der öffentlichen Verkehrsdienste der Wasserbusse ist fast 70% der Stadt barrierefrei zugänglich.
Und wer sich auf die Spuren des Commissario Brunetti, bekannt durch die Krimis von Donna Leon und die beliebte ARD-Serie, begeben möchte, kann dies hier vor Ort ausgiebig tun. Es gibt Angebote zu Führungen.