Wir laden Sie ein zu einem Streifzug durch den Friedenspark Leipzig.
Erfahren Sie, was es mit dem Duft- und Tastgarten auf sich hat und spazieren Sie entlang von Skulpturen aus der DDR-Zeit zur Russischen Gedächtniskirche.
Beginnen wollen wir unseren heutigen Leipzigbesuch mit dem Reisebus direkt beim Botanischen Garten Leipzig. Allerdings nur zum Parken. Er liegt an der nach dem Biologen Carl von Linné benannten Straße im Leipziger Südosten unweit des Völkerschlachtdenkmals. Beim Besuch des Friedensparks können Sie sich, ganz ohne sich an Öffnungszeiten halten zu müssen, an Wissenschaft und Sinnesreizen erfreuen. Seit 2001 vermittelt der Apothekergarten interessierten Laien einen Einblick in die Welt der Heilkräuter. Universität und Stadt Leipzig haben sich hier zusammengetan, um an die Historie des Botanischen Gartens zu erinnern. Als dessen Vorläufer im 16. Jahrhundert durch die Schenkung eines Dominikanerklosters eingerichtet wurde, handelte es sich nämlich um einen sogenannten Hortus Medicus. Das war der damalige lateinische Name für einen Heilkräutergarten. Hier wuchsen Schafgarbe, Rosenwurz, Baldrian, Spitzwegerich und 300 weitere Kräuter, die noch heute in der Hausapotheke Verwendung finden. Wussten Sie, dass die Artischockenpflanze zur Senkung des Cholesterinspiegels beitragen und sich positiv auf Krankheiten wie Gicht und Diabetes auswirken kann? Der Apothekergarten ist symmetrisch um einen kleinen Springbrunnen herum angelegt.
Riechen und Fühlen im Friedenspark Leipzig
Da wir in unseren kleinen Reiseberichten immer auch ein besonderes Augenmerk auf die Barrierefreiheit legen (der Friedenspark ist als Rollstuhlfahrer ohnehin gut besuchbar), sei diesmal ein besonderes Glanzlicht erwähnt. Für sehbehinderte und blinde Besucher wurde 2007 in östlicher Verlängerung des Apothekergartens ein Duft- und Tastgarten angelegt. An dutzenden Hochbeeten gibt es die Möglichkeit zu riechen und zu ertasten. Etwa 500 Pflanzenarten sind hier nach Themengärten sortiert – das sollte selbst für in Brailleschrift bestens geübte und somit sehr tastsensible Besucher eine tolle Herausforderung sein. Vom Probieren raten wir ohne kundige Begleitung allerdings ab. Denn ob der nahe gelegene Apothekergarten, den wir ja bereits hinter uns gelassen haben, im Falle einer Vergiftung auf die Schnelle das richtige Gegenmittel bereithält, ist zumindest fraglich.
Der Friedenspark Leipzig. Vom Friedhof zum Skulpturenpark
Südlich der beiden angelegten Kleinstgärten öffnet sich der eigentliche Friedenspark. Auf dem Gelände befand sich ursprünglich der Johannisfriedhof (1846-1950). Etwas unrühmlich ist die DDR mit diesem Erbe umgegangen. Zwar gab es größere Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg, aber es ist doch eine markante Entscheidung, alle Bauten, Gräber und Gruftanlagen Anfang der 70er Jahre platt zu machen. Stück für Stück wurde ein Freizeit- und Erholungspark gestaltet. 1983 wurde er offiziell eingeweiht. Aus dieser Zeit stammen auch die sozialistischen Skulpturen, die wir im Park besichtigen können. Die Lesende ist eine von der polnischen Künstlerin Waleria Bukowiecka aus Sandstein geschaffene Plastik einer knienden Frau, die sich in ein vor ihr aufgeklapptes Buch vertieft. Der in Zwickau geborene Künstler Berthold Dietz schuf die Drei Grazien und von Irene Marquardt stammt die aus Bronze gefertigte lebensgroße Gruppe Studentinnen.
Ein neuer Wind weht durch den Friedenspark Leipzig
Auf dem weitläufigen Gelände wachsen die für Leipzig typischen Linden entlang von in Nord-Süd-Richtung verlaufender Alleen. Auch Kastanien, rauschende Pappeln, Birken und Robinien wurden hier angepflanzt. Es gibt Sportgelegenheiten wie Tischtennisplatten und ein Streetballfeld für die Jugendlichen. Am südlichen Ende des Parks befindet sich einen großen Spielplatz; ganz in der Nähe der Studentinnen.
Die Russische Gedächtniskirche
Von diesem südlichen Punkt des Friedensparks aus sind es noch etwa 2 km Luftlinie bis zum Leipziger Völkerschlachtdenkmal. Wem das zu weit ist (der Weg führt zwar an der Neuen Nationalbibliothek vorbei, ist aber ansonsten sehr unschön zu laufen), dem sei etwas anderes empfohlen. Sie stehen quasi schon davor. Das Portal der russischen Gedächtniskirche erhebt sich unübersehbar und prunkvoll mit seiner 55 Meter hohen vergoldeten Kuppel vor Ihnen. Sie wurde einen Tag vor dem Völkerschlachtdenkmal eingeweiht, am 17. Oktober 1913. Sie sollte an die über 20.000 russischen Soldaten erinnern die bei der Völkerschlacht gegen Napoleon im Jahr 1813 gefallen sind. Der Innenraum ist nicht sehr geräumig und höchstens mit sehr kleinen Besucherzahlen zu empfehlen. Ausgeschmückt mit prächtigen Ikonen ist er allerdings! Die dahinterliegenden größeren Räume sind den Gläubigen bei Gottesdiensten vorbehalten. Die touristischen Öffnungszeiten sind im Sommer von 10-17 Uhr und im Winter von 10-16 Uhr. Ein barrierefreier Zugang ist schon wegen der größeren Freitreppen schwierig. Die beste Wirkung entfaltet die Kirche im Nowgoroder Stil allerdings ohnehin mit etwas Abstand. Wenn Sie sich also in nördlicher Richtung auf den Rückweg zu ihrem Reisebus machen, drehen Sie sich doch noch das ein oder andere Mal um und beobachten sie die Wechselspiele des Lichtes auf der glänzenden Kuppel. Wir wünschen Ihnen einen behutsamen Abschied vom Friedenspark in Leipzig.
Hinweise
- Wenn Sie genug Zeit haben, können Sie auch durch den benachbarten Botanischen Garten der Stadt Leipzig schlendern. Dort gibt es Gewächshäuser und noch viel mehr Pflanzen.
- Möchten Sie die russische Gedächtniskirche kontaktieren, können Sie das unter info@russische-kirche-I.de oder unter 0341-8781453
- Gastronomisch gesehen sieht es in dieser Gegend etwas schlecht aus. In den Seitenstraßen am nördlichen Ende des Friedensparks gibt es einzelne Bistros, die Sandwiches oder Burger anbieten. Wollen Sie richtig Essen gehen, empfiehlt es sich mit dem Reisebus einen zweiten Standort anzufahren.
Lesenswert
Um im Apothekergarten sowie im angrenzenden Botanischen Garten nicht den Überblick zu verlieren, empfiehlt sich ein Blick in ein (Heil)kräuterbestimmungsbuch.