Mahnend erhebt sich das Völkerschlachtdenkmal weithin sichtbar über Sachsens einwohnerstärkster Stadt. Ein Aufruf zu Frieden und Völkerverständigung im Geiste eines geeinten Europas! Oder doch ein überkommenenes Nationalsymbol?
200 Jahre nach dem Sieg der Preußen und seiner Verbündeten über Napoleon sollte man sich von der historischen Architektur selbst einen Eindruck machen!
Schon wenn der Reisebus einen auf dem Parkplatz aussteigen lässt, kommt man sich etwas klein vor. So wuchtig und monumental erhebt sich das 1913 erbaute und an die Schlacht von 1813 erinnernde Völkerschlachtdenkmal vor einem. Dieses wohl bekannteste Wahrzeichen Leipzigs ist ganzjährig für den Besucher erlebbar. Inzwischen werden über drei Millionen Übernachtungen pro Jahr in der auf über 600.000 Menschen angewachsene Metropole im Herzen Sachsens gezählt. 300.000 Besucher erfüllen sich auch ihren Traum von einer Besichtigung des Völkerschlachtdenkmals. Erst vor wenigen Jahren aufwendig saniert, strahlt das 91 Meter hohe, aus Granitporphyr und Stahlbeton errichtete Monument in voller Pracht. Ähnlich glanzvoll war auch die Einweihungsfeier durch Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1913 nach 15-jähriger Bauzeit. Nach einem Entwurf des Architekten Bruno Schmitz und auf Initiative des Deutschen Patriotenbundes hin wurde das Völkerschlachtdenkmal zu einem Großteil aus Spenden errichtet. Vom Volk für das Volk war die Devise. Noch einmal wurde der deutsche Mythos der Befreiungskriege hochgehalten, bevor nur ein Jahr später ganz Europa in einem gigantischen, noch nicht erlebten Strudel aus Tod und Leid versinken sollte.
Der Aufstieg zum Völkerschlachtdenkmal
Entlang eines von einem steinernen Wall umgebenen, etwa 80 mal 160 Meter großen und später von den Nationalsozialisten See der Tränen getauften Wasserbecken bewegt man sich auf einen gigantischen steinernen Erzengel Michael zu. Dieser steht mit gezogenem Schwert im Zentrum eines Schlachtreliefs und stützt sich auf sein Schild, unter dem etwas versteckt der Besuchereingang liegt. Einmal von dem Monument in pyramidenförmiger Bauweise verschluckt, besteht die Möglichkeit, sich auf Schautafeln ausführlich mit der Geschichte des Völkerschlachtdenkmals inklusive der seiner Sanierung zu befassen. Man gelangt zu Fuß oder barrierefrei mit dem Aufzug in die eine Ebene höher gelegene Krypta. In diesem kreisrunden Raum halten steinerne Ritter ewig stille Totenwache. In der darüber gelegenen Ruhmeshalle thronen fast zehn Meter hohen Kolosse, welche die damaligen Tugenden Tapferkeit, Opferbereitschaft, Glaubensstärke und Volkskraft symbolisieren. Dort gibt es wegen der guten Akustik von Zeit zu Zeit ebenso wie in der Krypta sogar Chorproben.
Ein weiterer Aufzug bringt den Besucher bis auf eine Höhe von 57 Metern, wo sich die sogenannte Sängergalerie und ein Außenrundgang befinden. Schon von hier aus bietet sich für den Leipzigreisenden ein toller Rundumblick. Grandios ist die Aussicht vom Völkerschlachtdenkmal allerdings, wenn man die gesamten 364 Stufen durch die Stifterkuppel bis auf die obere Aussichtsplattform erklommen hat; dies ist allerdings leider nicht barrierefrei möglich.
Schaut man nach Nordosten, blickt man direkt in Richtung der Leipziger Innenstadt, von welcher die Türme des MDR und des Neuen Rathauses herausragen. Mit scharfen Augen lassen sich auch die Spitzen der bekannten Nikolaikirche und der wegen des Thomanerchores und dem Grab von Johann Sebastian Bach nicht weniger bekannten Thomaskirche erblicken. Überrascht ist man vielleicht auch, wie grün Leipzig von hier oben wirkt. Direkt südlich grenzt der seit 1886 existierende und mit seinen fast 80 Hektar mit Abstand größte Leipziger Friedhof unmittelbar an das Gelände des Gesamtensembles Völkerschlachtdenkmal. Auch die Auwaldlandschaft lässt sich erahnen, die sich wie ein grünes Band von Süd nach Nord entlang der Elster einmal durch die Stadt zieht. In der Ferne im Süden liegt das Leipziger Seenland mit seinen gefluteten Tagebauten. Ein weiterer Tourismusmagnet der Region.
Die Niederlage von Napoleon
Steigt man die vielen Stufen wieder herab und verlässt das Monument, präsentiert sich in der Nähe des Eingangsbereiches außerdem das Forum 1813 mit hunderten Originalobjekten und einer originalgetreuen Darstellung der Völkerschlacht, die ja genau hier getobt hat. 100.000 Tote forderte diese unter den insgesamt eine halbe Million Soldaten. Die Sachsen gehörten übrigens an der Seite Napoleons zu den Verlierern dieses epochalen Krieges. Unweit des Völkerschlachtdenkmals befindet sich auch der Napoleonstein, ein kleines umzäuntes Denkmal, welches an den Ort erinnern soll, von dem aus Napoleon angeblich am 18. Oktober 1813 den Befehl zum Rückzug gegeben hat.
Der Geist Europas geht durch den Magen
Thematisch und gastronomisch bietet sich die Weiterfahrt vom Völkerschlachtdenkmal zum nahe gelegenen Brauhaus Napoleon an. Es liegt am südöstlichen Ende des Südfriedhofs an der Prager Straße im Stadtteil Probstheida und ist etwa 1,5 km vom Busparkplatz am Völkerschlachtdenkmal entfernt. Dort lässt sich auch für große Gruppen reservieren und bei Gänsekeule oder Wildschweinbraten ein hausgebrautes Bier oder ein europäischer Wein trinken. Kulinarisch mitten hinein in die Wiege Europas führt auch das sich direkt am Busparkplatz befindende griechische Restaurant Pellorus. Hier fällt der aufgeschlossene Geist im besten Falle im Sinne des 1998 gegründeten Fördervereins Völkerschlachtdenkmal über eben dieses sein Urteil: es möge ein Mahnmal für Frieden, Freiheit, Völkerverständigung und europäische Einigung sein. Die Moderne hat das Völkerschlachtdenkmal ohnehin längst auch für Kunst (Lichtinstallationen), Kultur (Konzerte) und als Treffpunkt zum Sonnenuntergang für sich vereinnahmt. Es wird sicher auch Ihr Herz gewinnen!
Hinweise
Bis auf den Aufstieg zur obersten Plattform ist das gesamte Völkerschlachtdenkmal barrierefrei erfahrbar.
Der angrenzende Südfriedhof ist für einen ebenen Spaziergang gut geeignet, auch dort können Führungen vereinbart werden.
Das Brauhaus Napoleon finden Sie in der Prager Straße 233 und hat täglich von 11.00 Uhr bis 0.00 Uhr geöffnet. Kontakt und Reservierungen: 03412467674
Direkt am Busparkplatz finden Sie das griechische Restaurant und Café Pellorus. Warme Küche i.d.R. bis 21.30 Uhr. Auch große Gruppen möglich. Kontakt: 034186327869