Der Nationalpark Hainich im Westen Thüringens umfasst den größten zusammenhängenden Laubwald in Deutschland. 1998 wurde er in einem Gebiet gegründet, das über Jahrzehnte militärisch genutzt worden war. Der Baumkronenpfad lockt mit genauen Beobachtungsmöglichkeiten.
Wenn im späten Sommer Nebel zwischen den Hügeln dahin zieht oder Dunst und Regentrübe aus dem Boden steigen und vom Himmel herab sinken, dann steht der Hainich wie ein Märchenwald und wie ein Gespensterwald. Ob Mensch oder Tier, vorsichtig suchen die Blicke nach Abwechslung: vergebens. Denn die Buchenstämme gleichen sich, das satte Grün ist überall dasselbe, im Dach, in mittlerer Höhe, am Boden. Die Feuchtigkeit in der Luft gleicht alle visuellen Eindrücke einander an. Es ist ein wenig unheimlich.
Aber natürlich bleiben so bloß die momentanen Eindrücke. Beim zweiten Blick unterscheiden wir zwischen alten und jungen Buchen, sehen Eichen und Eschen dazwischen, machen am Boden die ganze Vielfalt an Pflanzen aus. Und ob Reh, Hase und Wildschwein sich jemals fürchten, bliebe noch zu klären.
Was jedem aufmerksamen Wanderer auffällt, sind die weißen Bestandteile im Boden. Das sind Kalksteine und seine Reste, wenn er verwittert. Er durchsetzt die oberen Schichten und gibt einen hohen Nährwert für kalkliebende Pflanzen, zum Beispiel Buchen. Und da Buchen, wenn sie einmal Fuß gefasst haben, sich als sehr durchsetzungsfähig gegenüber Mitbewerbern an Bäumen erweisen, ist erklärt, wieso gerade hier der größte Buchenwald Deutschlands entstehen konnte. Ein Stück weiter westlich im Tal der Werra ist dieser Kalkstein besonders gut zu erblicken. Weiß leuchtet er an den steilen Hängen des Flusses.
Ein 540 Meter langer Pfad windet sich zwischen den Baumkronen, in Höhe der Baumkronen! Also in einer Höhe zwischen 15 Metern und 25 Metern. Wetterbedingt kann er geschlossen werden.
Vom Baumkronenpfad herab bietet sich die vier Kilometer lange Wanderung auf dem Pfad Thiemsberg an. Sein Schwierigkeitsgrad wird mit leicht bezeichnet. Seine Kennzeichnung auf den kleinen Schildern ist das Eichenblatt. Er beginnt an der Alten Eiche, deren Stamm 5,45 Meter im Umfang misst. Ein anderer Pfad beginnt ebenfalls in der Nähe des Thiemsberges, der Steinbergweg. Er führt über zehn Kilometer vornehmlich durch offene Landschaft. Blicke ins Thüringer Becken öffnen sich. Biotope im Gras und am moorigen Boden können beobachtet werden. Weitere Wege sind der Eichenbergweg mit einer Länge von gut drei Kilometern und der Waagebalkenweg. Er gehört zum Fernwanderweg zwischen Bad Langensalza und Mühlhausen. Der ist insgesamt 42 Kilometer lang, zwanzig davon im Nationalpark.
Kleine Naturschutzgebiete stehen unter strengem Schutz. Sie sind gekennzeichnet. Im Tal der Werra gibt es geschützte Felsen, die bis zu 50 Metern hoch sind. Trockenrasen und urwaldartige Waldstücke von wenigen Hektaren stehen unter strengem Schutz. Teiche im Kies oder Feuchtgebiete mit Salzquellen genießen diesen Status gleichfalls.
Der Nationalpark ist auf einer Fläche von 75 Quadratkilometern ausgewiesen. Der Höhenzug Hainich ist insgesamt 130 Quadratkilometer groß. Umfassender ist der Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal mit 867 Quadratkilometern. Im Naturpark gilt es, wirtschaftliche Nutzung mit den Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung der Region in Einklang zu bringen. Das betrifft den Tourismus. Alle Ferienhäuser, Hotels und Gaststätten unterstützen dieses Anliegen. Vereine sorgen sich um die Unterhaltung von Wanderwegen und Radwanderwegen. An der Werra bieten Ausleihstationen Boote zum Rudern und zum Paddeln an. Und ein Netz an Buslinien stellt einen umweltfreundlichen Transport sicher.
Hinweise
- Nationalpark Verwaltung Bei der Marktkirche 9 99947 Bad Langensalza Tel. 0361 573914000 www.nationalpark-hainich.de
- Nebenziel Baumkronenpfad Thiemsberg 1 99947 Schönstedt Tel. 03603 825843
- Gastwirtschaft Forsthaus Thiemsberg 1 99947 Schönstedt Tel. 03603 895690
- Barrierefreiheit ja, aber nicht auf Baumkronenpfad