Eine Wehranlage der deutschen Wehrmacht aus den Jahren 1938 bis 1940 ist bei der südwestpfälzischen Kleinstadt Pirmasens zu besichtigen. Der Westwall diente der Vorbereitung des Krieges Richtung Westen. Ein Verein bewahrt die Reste der Anlage und will Forschung ermöglichen.
Der Verein heißt Westwall-Museums-Verein HGS Gerstfeldhöhe e.V.. Sein Ziel ist, die Einrichtung, Unterhaltung und Betreibung eines Museums und eines Archivs zu ermöglichen. Er will die Geschichte des Westwalls in ihrer Gesamtheit erforschen und zu ihrer wissenschaftlichen Erforschung beitragen. Die baulichen Reste sollen restauriert werden. Dazu hält er Auflagen des Denkmalschutzes und auch des Naturschutzes ein.
Die Gerstfeldhöhe liegt gleich südlich der Kleinstadt Pirmasens. Hier wurde von 1938 bis 1940 ein Teil der Wehranlage realisiert. Sie sollte das größte von 11 „Werken“ werden, die zwischen Aachen und der Weißenburger Senke eine Verteidigungslinie gebildet hatten. Ab 1940 verfolgte die Wehrmacht das Projekt einer Wehranlage am Atlantik; die Arbeiten hier in Rheinland-Pfalz am Westwall wurden eingestellt.
Der ganze Westwall erstreckte sich über 630 Kilometer von dem Gebiet um Basel bis zur niederländischen Grenze. Er war 1939 zum Aufmarsch gegen Frankreich genutzt worden und noch einmal 1944 beim Rückzug. Zwischendurch dienten die Anlagen als Depot.
Von geplanten 14 Kilometern unterirdischer Gänge hier an der Gerstfeldhöhe wurden fünf Kilometer fertiggestellt. Geplant waren Maschinenhallen, eine Kaserne für 800 Soldaten, ein Lazarett, ein Bahnhof, ein riesiges Munitionsdepot, 10 Kampfstände und vier Beobachtungsposten. Zu besichtigen sind heute Ausrüstungsgegenstände hinter Glas, zum Beispiel Gasmasken, Uniformen, manche von Standpuppen getragen. Ein festmontierter Panzerturm steht noch heute im Freien, er ragt aus einem Erdhügel heraus. Zwei Halbkettenfahrzeuge stehen im Inneren. Motorräder und Lastkraftwagen sind ebenfalls zu besichtigen sowie mehrere Kanonen und Geschütze.
Nach dem Krieg wurden dienliche Teile der Anlagen gesprengt. Die US Armee nutzte die Reste als Lager. Aus dieser Zeit stammen die zwei Panzer amerikanischer Bauart, die ebenfalls zu besichtigen sind.
Nach dem Besuch der Höhlengänge, die eine konstante Temperatur von etwa acht Grad Celsius aufweisen, bietet die Umgebung Abwechslung. Die Gerstfeldhöhe erstreckt sich zwischen den Gemeinden Niedersimten und Obersimten. Folgt man einem gelb gekennzeichneten Wanderweg zunächst in Richtung Norden, kommt man in den Außenbereich von Pirmasens. Der Weg ist für Radfahrer gedacht, kann natürlich ebenso zu Fuß begangen werden. Bleiben sie alle auf diesem Weg, kommen sie nördlich von Pirmasens an den Blümelsbach. Sie folgen dem Bach, bis sie die Gemeinde Windsberg umrundet haben.
Nun wendet sich der Weg Richtung Süden, er führt durch waldreiche Abschnitte und folgt bald dem Bach Felsalbe. Vorbei am Aussichtspunkt Hexenklamm kommt ein Abschnitt, in dem das Bächlein munter plätschert – hier waren Mühlen errichtet und betrieben worden. Die Eichelsbacher Mühler, die Schelermühle und die Rehmühle. Nun kommt die Gerstfeldhöhe wieder in Sicht, an der der Gersbach vorbei fließt.
Der lange Rundweg kann nicht von jedem historisch Interessierten gewandert werden. Dafür ist er zu weitläufig. Er bietet Gelegenheit, die Eindrücke und Erkenntnisse über die militärische Vergangenheit zu verarbeiten.
Weitere Geschichte, jetzt erfreulicher Art, ist in Pirmasens zu finden. Am Schlossplatz steht imposant das Alte Rathaus. Es beherbergt die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte. Schloss, Schlossbrunnen und Schlosstreppen markieren die Fußgängerzone; der Aufenthalt hier bietet historisch Wissenswertes und Sehenswürdigkeiten. Das Forum Alte Post zeigt das ehemalige Königlich Bayerische Postamt.
Hinweise
- Dynamikon-Rundweg für Radfahrer, westlich von Pirmasens
- Restaurant und Pizzeria in Almstraße 3 66955 Pirmasens, Tel. 06331 217482
- Der Verein stellt alle Gegenstände und die Möglichkeiten von Besuch und Führung auf seiner Website westwall-museum.de vor. Das Museum hat planmäßig von Ende Mai bis Ende Oktober an Wochenenden von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen sind möglich, auch an weiteren Wochentagen.
- Eintritt 8 Eur, ermäßigt 6 Eur; bei Führung zusätzliche Gebühr