Der Petersberg bei Halle hat einiges zu bieten: einen fast ausgedienten Funkturm, einen nostalgischen Bismarckturm und den Turm einer 1000-jährigen Burg im Tal. Ein Bergtierpark, eine Sommerrodelbahn und ein ehemaliger Steinbruch gehören zu den weiteren Sehenswürdigkeiten der 250 Meter hoch gelegenen Gesteinsformation.
Bevor wir unser heutiges Ausflugsziel nördlich von Halle ansteuern, nähern wir uns aus der Weite der Landschaft. Von der Anhöhe aus, dem Petersberg selbst, entgeht einem das natürlich wie vor Jahrhunderten nicht. Es sei denn, man ist abgelenkt durch die zahlreichen Attraktionen wie das Kloster, die Stiftskirche Sankt Peter, den Bismarckturm, den Fernmeldeturm oder durch Sommerrodelbahn, Steinbruch und Tierpark. Aber wir wollen nördlich der Autobahn A 14 mit dem Reisebus zunächst den kleinen Ort Krosigk ansteuern. Der ist zwar auch Teil der Gemeinde Petersberg, hat aber doch eine eigene, weit zurückreichende Geschichte. Schon vor über 1000 Jahren gab es hier eine Burganlage mit Burggraben. Ein Adelsgeschlecht, die Familie Krosigk, ließ sie um das Jahr 1100 herum anlegen. Ein paar Jahrhunderte später waren Ländereien samt Burg im Besitz der sehr bekannten Adelsfamilie Trotha. Ihnen gehörte beispielsweise fast 500 Jahre lang das Schloss Schkopau im nicht weit entfernten gleichnamigen Ort an der Saale. Eine Anekdote zum Wappen der Familie Trotha wollen wir Ihnen hier verraten: Ein Rabe soll einst einen Ring gestohlen haben und an seiner Stelle ein Unschuldiger zum Tode verurteilt worden sein. Eben dieser Rabe mit dem Ring im Schnabel schmückt das Wappen des Adelsgeschlechts. Die Trothas verloren die Burg Krosigk allerdings schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Danach war die Anlage ein Landgut; auch noch zur Zeit der DDR, da war das Landgut allerdings Teil der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG).

Der Petersberg – Fels aus Porphyr
Wenn wir nun mit dem Reisebus von Krosigk aus den Petersberg selbst ansteuern, so gelangen Sie von der L 145 auf die Alte Hallesche Straße. Diese führt Sie direkt an den südlichen Fuß des Petersberges. Hier gibt es einen Besucherparkplatz an der Sommerrodelbahn. Eine Attraktion, die Sie nach einer womöglich längeren Anfahrt mit dem Reisebus wieder in Schwung bringt. Mit drei Euro sind Sie für die einfache Fahrt dabei. Hoch geht es mit einer Art fahrendem Lift, runter dann in rasanten Kurven. Wem das zu aufregend ist, der kann vom Besucherparkplatz aus den 200 Meter weiter entfernt liegenden Bergtierpark ansteuern. Oder man biegt noch vor der Sommerrodelbahn links ein und parkt den Reisebus auf einem weiteren großen Parkplatz; hier ist der Vorteil, dass man schon ein paar Höhenmeter auf dem Weg zur Spitze des Petersberges abgekürzt hat. Zu Fuß läuft man dann über bewachsene Hänge unter der Sommerrodelbahn hindurch zum Bergweg, der uns letztlich nach oben zum Fernmeldeturm führt. Alternativ können Sie vom Parkplatz auch erst einen Abstecher zum Goethebruch machen. Ein kleiner See hat sich gebildet, wo einst Porphyr abgebaut wurde. Der ganze Petersberg ist aus diesem Gestein. Das Drumherum haben die Eiszeiten weggeschmirgelt – übrig geblieben ist das sehr harte Gestein, welches auch heute noch abgebaut wird. Ein viel größerer aktiver Steinbruch, der sich südöstlich an den Petersberg anschließt, zeugt auch heute deutlich vom Nutzen dieses für die Region typischen und ursprünglich aus erkaltetem Magma gebildeten Gesteins.

Der Fernmeldeturm auf dem Petersberg
Erreichen wir den in den 60-er Jahren gut 120 Meter hohen Fernmeldeturm, wirkt er nicht ganz so beeindruckend wie noch aus der Ferne. Zusammen mit den 150 Höhenmetern, die der Petersberg die ihn umgebende Landschaft überragt, ist er in flacher Umgebung eine weithin sichtbare Landmarke. Heute werden von hier aus Radiokanäle für den Großraum Halle gefunkt, in den 60-er Jahren wurde er von der Deutschen Post gebaut. Bevor er nach der Wiedervereinigung von Bundesrepublik und Deutscher Demokratischer Republik von der Deutschen Bundespost und dann von der Telekom betrieben wurde, war er auch von der Nationalen Volksarmee (NVA) genutzt worden. Heute dient er außerdem als Sendemast für Mobilfunk und für den neuen DAB+ Radiostandard; so heißt der Nachfolger der Ultrakurzwelle (UKW), der sich zurzeit überall durchsetzt. Das analoge Radio hat offensichtlich so langsam ausgedient, stellen wir mit etwas Wehmut fest.

Bismarckturm auf dem brennenden Petersberg
Freilich viel älter als der Fernmeldeturm ist der Bismarckturm, der ebenfalls auf dem Petersberg anzutreffen ist. Er stammt aus dem Jahr 1902 und wurde um die Jahrtausendwende herum so saniert, dass er inzwischen wieder begehbar ist. Eine Feuerschale mit flüssigem Pech wurde bei seiner Eröffnung an der Schwelle zum 20. Jahrhundert in Brand gesetzt; in der darauf folgenden Zeit gab es hierhin studentische Fackelumzüge. Heute ist die Umgebung vielleicht noch zum Abschießen von Feuerwerksraketen geeignet, da man von hier nicht nur in der Silvesternacht einen schönen Blick auf das 15 Kilometer entfernt liegende Halle hat. 15 Meter ist der Bismarckturm hoch und auf seiner Aussichtsplattform findet auch eine Reisegruppe durchaus Platz. Gebaut wurde er übrigens überwiegend mit Spendengeldern. 15 weitere Bismarcktürme gibt es in Sachsen-Anhalt noch. Vielleicht ja einmal eine thematische Busreiseanregung?

Die Stiftskirche Sankt Peter gab dem Petersberg seinen Namen
Der Höhepunkt eines Besuchs des Petersberg bei Halle ist sicherlich das Kloster mit der Stiftskirche Sankt Peter. So faszinierend das vermeintlich Jahrhunderte alte Kloster ist, es muss doch zugegeben werden, dass es sich weitestgehend um einen Wiederaufbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts handelt. 300 Jahre lang hatten nur Ruinen den brandgeschatzten Petersberg überzogen. Die heute tatsächlich wieder als Kloster genutzte Anlage wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Also nicht lange nach dem Bau der Burg Krosigk weiter unten im Tal. In der dazugehörigen Stiftskirche Sankt Peter finden öffentliche Gottesdienste statt. Eine kreuzförmig angeordnete Basilika bestimmt von innen wie von außen den architektonischen Eindruck. Zur Ehrenrettung des architektonischen Neubaus muss gesagt werden, dass er originalgetreu und unter Miteinbeziehung der Ruine rekonstruiert wurde. Imposant sind die Pfeiler und Kapitelle, welche das Mittelschiff prägen. Ein Kreuz aus dem 16. Jahrhundert sorgt für die nötige Würde. Wenn Sie nicht die Gelegenheit haben sollten, an einem der öffentlichen Gottesdienste teilnehmen zu können, empfehlen wir Ihnen (soweit zugänglich) einen Gang über die Höfe des Areals. Hier atmen die Steine noch die Luft vergangener Epochen, hier kann man sich an der romanischen Architektur erfreuen. Fast fühlt man sich in eines dieser französischen kleinen Dörfer hineinversetzt, die einem von Fahrten mit dem Reisebus nach Frankreich oder Spanien vielleicht vertraut sind. Wir sind gespannt, wohin Sie der nächste Ausflug mit dem Reisebus bringt.

Hinweise
Die Adresse vom Kloster und der Stiftskirche Sankt Peter lautet Bergweg 11 in 06193 Petersberg. Kontakt: 03460-620409.
Der Fernmeldeturm liegt ebenfalls am Bergweg in 06193 Petersberg. Ohnehin ist er nicht zu übersehen.
Der Bismarckturm liegt noch ein paar Meter westlich des Fernmeldeturmes ebenfalls am Bergweg. Folgt man dem Weg, gelangt man zu einem Aussichtspunkt an einer Klosterruine. Diese Ruinen wurden für die Rekonstruktion des benachbarten neuen Klosters nicht miteinbezogen.
Der Zugang zur Rodelbahn ist im Tal an der Alten Halleschen Straße 15a in 06193 Petersberg. Mehr Informationen erhalten Sie unter der E-Mailadresse info@rodelbahn.de oder unter der Rufnummer 034774-705925.
Der Bergtierpark liegt an der Alten Halleschen Straße 28 in 06193 Petersberg. E-Mailadresse: info@tierpark-petersberg.de, Rufnummer: 0162 9496282.
Der alte Wehrturm in Krosigk Am Turm 6 in 06193 Petersberg. Heute sind dort die Arbeiterwohlfahrt und ein Kinder- und Jugendhaus. Es sind also keine Besichtigungen von innen möglich. Auch den Reisebus parkt man lieber am Rand des sehr kleinen Ortskerns.
Lesenswert
Der bebilderte Buchband Gletscher und ihre Landschaften: Eine illustrierte Einführung wirkt vielleicht etwas überambitioniert. Und doch hilft er beim Verständnis der Formung von Landschaften; den Petersberg bei Halle hätte es ohne die Jahrtausende lange Arbeit von Gletschern nicht gegeben. Das Buch ist also mit Kanonen auf Spatzen geschossen, aber trotzdem toll. Geschrieben hat es Stefan Winkler und es kostet im Handel knapp über 30 €.