Wir schicken Sie heute in die Pampa, stellen Ihnen die größten Vögel der Welt vor und gehen dem Gerücht nach, ob der Waschbär tatsächlich ein gerissener Eierdieb ist. Direkt an der A2 bei Braunschweig erwartet Sie ein Tierpark, der Ihnen einheimische ebenso wie exotische Tiere ganz nah bringt.
Es war der Karfreitag im Jahr 1968, als der Tierpark Essehof seine Pforten öffnete. Während andernorts in den Kirchen des nahe gelegenen Braunschweigs am Nachmittag die Sterbestunde Jesu begangen wurde, waren die ersten Kaninchen schon lange aus dem Bau. Das Damwild döste in der Nachmittagssonne und die Emus und Alpakas warfen neugierige Blicke auf die ersten Besucher. Der bis heute kleine und überschaubare Tierpark Essehof versteht sich als Geschwisterzoo des deutlich größeren Zoo Braunschweig. Der Tierpark setzt im Gegensatz zu diesem mehr auf heimische oder heimisch gewordene Tierarten wie Waschbären, Ziegen, Schafe und Luchse. Das große Spektakel ist ihm fern und so ermöglicht er den Besucherinnen und Besuchern einen eher ruhigen Besuch in freundlicher Atmosphäre. Dennoch tummeln sich auch im Tierpark Essehof inzwischen die unterschiedlichsten Tierarten, nach Naturräumen und geografischen Lagen geordnet. So gibt es beispielsweise gleich im Eingangsbereich den Schwerpunkt Afrika: Hier gesellen sich Zebras, Strauße und das ebenso kräftige wie gewaltig behörnte ostafrikanische Watusrind zueinander. Natürlich dürfen hier auch Erdmännchen nicht fehlen. Und weil wir unsere Busreise zur Osterzeit empfehlen, wenn es ohnehin immer viel Nachwuchs zu bestaunen und zu entdecken gibt, erzählen wir Ihnen heute auch kleine Geschichten, die zu Ostern passen. Wussten Sie beispielsweise, dass ein Straußenei zwar das größte Osterei der Welt abgäbe, aber dass es im Verhältnis zur Körpergröße des ausgewachsenen Vogels zugleich auch das kleinste Ei der Welt ist? Jedenfalls hätten Sie beim Straußenei auspusten dennoch einiges zu tun und könnten ein riesiges Spiegelei zaubern; mit zwanzigmal so viel Inhalt wie in einem gewöhnlichem Hühnerei.
Der Tierpark Essehof beherbergt einen falschen Hasen und einen gerissenen Ostereierdieb
Ostern im Zoo und Tierpark Essehof ist auch deshalb ein Erlebnis, weil sich ebenfalls in der Nähe des Eingangsbereiches die aus der argentinischen Pampa stammenden Pampashasen vergnügen. Doch sie locken uns an Ostern auf die falsche Fährte; der Große Pampashase kann bis zu 15 Kilogramm auf die Waage bringen und mit seinen Ohren erinnert das Nagetier tatsächlich auf den ersten Blick an einen riesigen Feldhasen. Aber es gehört zur Familie der Meerschweinchen, wenn auch nicht zur Kategorie Meerschweinchen, wie wir sie uns in einer deutschen Zoohandlung vorstellen. Damit scheidet er als Hasenbraten definitiv aus; allerdings sollte man sich klarmachen, dass in Südamerika auch Meerschweinchen sehr gerne verzehrt werden. Doch spätestens wenn der vermeintliche Osterhase sich ganz aufrichtet, sind wir völlig irritiert. Auf langen, an Huftiere erinnernden Beinen bewegt sich der Pampashase, der in seiner Herkunftsregion auch Mara genannt wird, durchs Gelände. Bis zu 45 km/h kann er dabei in freier Natur wörtlich auf die Beine stellen, wenn er durch die Grassteppe, die berühmte Pampa rast. Hier im Tierpark Essehof scheinen sich die Tiere eher mit Fressen und Sonnenbaden in der Frühlingssonne zu befassen. Einen weiteren vermeintlichen Faulenzer entdecken wir hoch oben im Baum. In einer Astgabel schnarcht ein Ostereierjäger allererster Güte vor sich hin; leicht zuckt sein schwarz-weiß gestreifter Schwanz, der ihm zum Halten des Gleichgewichtes dient. Der Waschbär, vor fast 100 Jahren aus Amerika eingeführt und dann aus Pelzfarmen entkommen, hat sich weit verbreitet und gilt mit 1,5 Millionen Exemplaren in Deutschland als durchaus bedrohliche invasive (also eingewanderte) Art. Er klaut Obst, frisst Nüsse, Insekten und Mäuse, macht aber auch vor Vogeleiern und Jungvögeln nicht halt. Sein putziges Aussehen kommt gut an, doch die vermeintlich über das Gesicht verlaufende schwarze Maske verrät sofort: Hier ist ein kleiner Verbrecher am Werk. Hoffen wir, dass der Eier raubende Allesfresser die Ostereier beim Besuch im Tierpark Essehof verschont.
Auch die beiden größten Vögel der Erde leben im Tierpark Essehof
Bei einem Besuch mit dem Reisebus beim Tierpark Essehof müssen wir uns nicht groß anstrengen. Der große Parkplatz liegt gleich beim Eingang und das Tierpark-Café lockt mit einfachen Klassikern, wie Pommes, Bockwurst, Schnitzel, Fischstäbchen, Suppen, Nudeln und Salaten. In den Sommermonaten gibt es auch einen leckeren Waffelwagen, der im Einsatz ist, um Ihnen den Besuch zu versüßen. Sehr schön ist außerdem, dass man Mohrrüben verfüttern darf; sie sind besonders bei den Ziegen sehr begehrt. Auch Futter für das klassische Rotwild im Park kann schon zusammen mit der 8 € teuren Eintrittskarte erworben werden. Für das menschliche und leibliche Wohl kann man als Gruppe einen Grillplatz buchen. Dafür muss man allerdings eine App über die Homepage des Tierparks herunterladen. Dann steht einem die Nutzung der Grillhütten und des frei stehenden Schwenkgrills gegen eine Gebühr zur Verfügung. Das ist für Gruppen immer ein besonderes Erlebnis und eine echte Alternative zu einem selbst mitgebrachten Picknick; aber auch dafür gibt es einige Plätze mit schweren Bänken und Tischen aus Naturholz. Wenn der große Hunger dann gestillt ist, bekommen Sie vielleicht Lust, die Tiere eines weiteren Kontinentes zu entdecken: und wenn Sie nicht direkt wissen sollten, wo der Emu lebt, dann klingelt es spätestens beim Anblick der Kängurus. Der Emu ist der zweitgrößte Vögel auf der Welt; allerdings nach seinem afrikanischen Kollegen, dem Strauß. Beide sind nicht miteinander verwandt, dennoch haben sie sich mit ähnlichen Merkmalen in der Evolution entwickelt. Der Emu hat im Gegensatz zum Strauß drei Zehen statt zwei, dafür ist er mit einer Maximalgeschwindigkeit von 50 km/h deutlich langsamer als der Strauss, der es tatsächlich auf 70 km/h bringt. Der in Mittel- und Südafrika lebende Strauß muss das auch sein, hat er doch mit den ultraschnellen Geparden, den Leoparden und Löwen wahrhaft gefährliche und schnelle Fressfeinde. Da es bekannterweise keine Säugetiere in Australien gibt, begrenzt sich die Gefahr (zumindest für Emueier und junge Emus) auf Raubvögel. Zwei Unterarten sind dort dennoch bereits im 19. Jahrhundert ausgerottet worden; der Mensch, der den Tieren an Fleisch, Eier und Federn will, ist eben doch oft die größte Bedrohung. Auf dem australischen Landeswappen jedenfalls hat der Emu überlebt und trägt dort gemeinsam mit dem Känguru ein Schild, auf dem die sechs Bundesstaaten grafisch verewigt sind. Jetzt wissen Sie, warum Sie Emu und Känguru im Tierpark Essehof gemeinsam angetroffen haben. Und wenn Sie vor Ihrer Reisegruppe mit besonderem Insiderwissen glänzen wollen, können Sie anmerken, dass beide Tiere nicht in der Lage sind rückwärts zu gehen; auf einem früheren Wappen für den fünften Kontinent stand auf einer Banderole Advance Australia (Vorwärts Australien!). Jetzt sollte auch Ihren Begleitern der Zusammenhang klar werden. Ein Vogel, der sich über so viel Pathos weniger Gedanken macht, ist der Flamingo. Der von seiner Nahrung rötlich gefärbte, grazile und lieblich anzuschauende Vogel kommt in der freien Natur zu Gruppen von Tausenden vor. Selbst an den südlichen Küsten Europas, in Andalusien. Hier im Tierpark Essehof sind es einige wenige Exemplare, die das Herz des Besuchers erfreuen. Übrigens ist der Flamingo auch ein Tier, das Ostern gegenüber völlig unverdächtig erscheint.
Ostereier verstecken im Tierpark Essehof?
Über das Ostereiersuchen lässt sich allerdings nicht sprechen, ohne über mögliche Verstecke nachzudenken. Und da Tiergehege naturgemäß eher ausscheiden (der Tritt eines angriffslustigen Straußes oder die Bisse eines nicht minder aggressiven Zebras können auch Menschen schwere Verletzungen zufügen), wenden wir uns von der Fauna der Flora zu. Pflanzen, Wiesen und Bäume sind ideale Standorte, um gefahrlos ein Osternest zu verstecken – und zu finden! Aber natürlich sollten Sie auch das nicht in einem privat geführten Tierpark tun, sondern dafür vielleicht eher die Stunden vor oder nach der Anreise in die Nähe des niedersächsischen Lehre nutzen. Beispielsweise wenn Sie das Außengelände des Wasserschlosses Wendhausen besuchen; die Anlage stammt aus dem 17. Jahrhundert und hat den Charme eines Dornröschenschlosses. Aber zurück zum Tierpark Essehof. Hier gibt es ein aus mehreren künstlich angelegten Teichen bestehendes Areal, das Abwechslung beim Besuch verspricht. Eine dreißig Meter lange Brücke aus Eichenholz erstreckt sich von einem Teich zum anderen, an den Ufern wachsen Weiden und Buchen. An einer Stelle ist sogar ein Gang ausgeschachtet, der Sie unterhalb der Wasseroberfläche an den im Teich lebenden Fischen vorbeiführt. Karpfen und Rotfedern und uns vorher unbekannte Moderlieschen schwimmen hier gemächlich ihre Runden. Der Gewässerlehrpfad führt an einem Storchennest vorbei und je nach Jahreszeit können Sie sich hier an den Jungstörchen und an dem Schnabelklappern der Altvögel erfreuen. Schautafeln erläutern das ganze hilfreich und sind mit ebenso liebevollen wie informativen Illustrationen bebildert. Der Besuch im Tierpark eignet sich für wirklich verschiedene Busreisegruppen. Egal ob Sie als Schulklasse, Verein, Betrieb oder Rentnergruppe unterwegs sind. An den Tieren werden Sie sicherlich alle Ihre Freude haben; selbst wenn Sie nicht das Glück haben sollten, ausgerechnet an Ostern in das unbekannte Land der Pampashasen zu reisen.
Hinweise
Der Tierpark Essehof liegt direkt an der A2 zwischen Helmstedt und Braunschweig (Ausfahrt Braunschweig Ost); von dort aus über Wendhausen nach Essehof.
Die Adresse des Tierparks lautet: Am Tierpark 3 / 38165 Lehre / Telefon: 053098862 / E-Mail: info@tierpark-essehof.de.
Der Eintritt für den Tierpark Essehof beträgt 8 €, mit Futtertüte für die Tiere 10 €.
Der Tierpark Essehof hat ganzjährig geöffnet. In der Regel von 09.00 Uhr bis 19.00 Uhr. In der Winterzeit vom November bis Februar allerdings nur von 10.00 Uhr bis zur Dämmerung.
Das Tierpark-Café liegt innerhalb des Tierparks und orientiert sich an dessen Öffnungszeiten.