Dresden, die Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen, ist berühmt durch die renommierten Kunstmuseen, die klassische Architektur und die rekonstruierte Altstadt. Als Kulturlandschaft Dresdner Elbtal wurde sie 2004 UNESCO – Welterbe. Die Stadt hat aber auch unerwartete Seiten.
„In Chemnitz wird gearbeitet, in Leipzig gehandelt und in Dresden wird das Geld ausgegeben“, so sagt der Volksmund. Dieser alte Spruch ist zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, trifft dennoch ein unbestimmtes Etwas dieser Städte. Dresden ist einfach wunderschön: die Lage an der Elbe, die Barockbauten von Zwinger, Gemäldegalerie, Semperoper, dazu die Frauenkirche. Sie bilden ein architektonisches Gesamtkunstwerk, dem eigentlich nichts hinzuzufügen ist, das die Stadt überstrahlt. „Dresden, hier wurde die Schönheit erfunden.“ (Johann Joachim Winkelmann, 1717 – 1768) Und Schönheit kostet.
Die Zeit ist allerdings auch hier nicht stehen geblieben – es gibt viel mehr zu entdecken und zu sehen: die Dresdner Neustadt mit einer quirligen Szene, die Elbhänge mit dem Blauen Wunder, die Kreuzkirche – wir schauen uns jetzt mal den Kulturpalast am Altmarkt an. Er ist ein modernistischer Bau des Architekten der Dresdner Moderne, Wolfgang Hänsch. Er hat unter anderem den Wiederaufbau der Semperoper 1977 bis 1985 geleitet, ebenso die Rekonstruktion des Schauspielhauses 1995. Dresden wurde ja wie bekannt im Februar 1945 so gut wie komplett zerstört. Dieses Trauma begleitet die Stadt bis heute.
1969 wurde der Kulturpalast eingeweiht, Dresdens größtes Mehrzweckgebäude für Kunst und Kultur aller Art. Seine Grundfläche beträgt beachtliche 100 mal 70 Meter und wirkt mit seinem quaderförmigen Aussehen im Vergleich zu seinen Nachbarbauten eher schlicht. Nach mehrjährigem Um- und Einbau besitzt er seit April 2017 einen zusätzlichen Konzertsaal. Jetzt beherbergt er die Dresdner Philharmonie, die Zentralbibliothek und das Kabarett „Die Herkuleskeule“.
Es passt zur Herkuleskeule, dass sie 1961 ausgerechnet im Keller einer Kirchenruine entstand. Manfred Schubert hatte die Idee. Andere Komödianten wie Hans Glauche oder Gisela Grube waren auch dabei und machten die Dresdner Herkuleskeule zu einem der dienstältesten Kabaretts. Bekannte Namen traten hier erstmals auf, z.B. Wolfgang Stumph und Uwe Steimle. Uraufführungen von Peter Ensikat und Wolfgang Schaller brachen von hier in die Welt der Kabaretts der DDR auf und wirkten „wie ein Eisbrecher in eingefrorenen Zeiten“ (Die ZEIT). Die Anerkennung in Gesamtdeutschland: der „Stern der Satire“ auf dem „Walk of Fame des Kabaretts“ in Mainz; 2009 persönlich vom damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier überreicht.
Spektakulärer mutet die erste gemeinsame Vorstellung mit der Münchner Lach- und Schießgesellschaft an: 1987, also noch vor dem Mauerfall, bohrten die beiden Kabarettisten Werner Schneyder und Dieter Hildebrandt demonstrativ ein Loch hinein und ebneten so den Weg für den Auftritt im Westen; nämlich im Münchner Residenztheater.
Hausautor wurde 1970 Wolfgang Schaller und führte das Ensemble bis 2020 durch Höhen und Tiefen. Anfang 2020 übernahm Philipp Schaller die Verantwortung. Birgit Schaller und Rainer Bursche sind seit Jahrzehnten tragende Ensemblemitglieder und Publikumsmagneten.
Seit 2017 ist die Herkuleskeule im Kabarettkeller des Dresdner Kulturpalastes zu finden. Ihr eigener Anspruch ist auf ihrer Webseite zu finden: “ Im Wechselbad aus lautem Spaß und tiefem Ernst mit (wie der Tagesspiegel schrieb) „philosophischer Tiefe“ versteht sich die Herkuleskeule als politisches Kabarett im Dienste der Aufklärung.“ Und ein wenig Lob ist hier auch zu finden: „Das Politmagazin Spiegel nannte 2008 das Ensemble die „berühmte Herkuleskeule, das Nonplusultra des Ostkabaretts“ und die FAZ schrieb 2017 „eines der renommiertesten Kabaretts im Lande ist gefragt wie nie.“ Letzteres beweisen die mehr als hundert jährlichen Gastspiele im ganzen Land. Mit ihren 350 Auftritten pro Jahr ist sie eine längst in ganz Deutschland bekannte Institution. Im Gästebuch steht: „Deutschlands bestes Kabarett in Deutschlands schönster Stadt“.
Wolfgang Schaller machte sich – und seinen Lesern – zu seinem 80. Geburtstag 2020 mit seinem Buch: „Eh ich’s vergesse. Satirische Zeitensprünge“ (Eulenspiegel Verlag) selbst ein Geschenk. Viele seiner Texte und Kolumnen, die er seit dreißig Jahren für die Sächsische Zeitung schreibt, einschließlich Geschichten und Fotos von fünfzig Jahren an der „Keule“ sind in dem Band enthalten. Als vorbereitende Lektüre zu einem Ausflug nach Dresden absolut zu empfehlen!
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Literatur
Wolfgang Schaller: Eh ich’s vergesse. Satirische Zeitensprünge (Eulenspiegel Verlag, 2020).