Wer erinnert sich nicht an die legendäre Fernsehsendung Rockpalast im WDR-Fernsehen? Und somit an den Moderator Albrecht Metzger? Was macht er heute? Er spielt Theater in seiner Küche, natürlich vor Publikum.
German Television proudly presents, nein Tschörmen Telewischen praudli prisents. Vier Worte in Englisch, aber mit unverkennbar deutschem Akzent und schwäbischem Selbstbewusstsein auf der Bühne vor einem frenetischen Publikum, machten Albrecht Metzger als Moderator des WDR Rockpalastes zur Legende. Vor allem seine Ansagen sind Kult. In den Jahren von 1974 bis 1986, also ganze acht Jahre lang, düste er von Berlin-Kreuzberg nach Köln, um dort legendäre Rockgrößen wie The Who, Van Morrison, The Kinks oder Patti Smith zu präsentieren und jedes Mal bin ich fast gestorben vor Angst, erzählt Metzger. Er litt unter seinem ungenügenden Englisch und dem resultierenden Spott in der Rockmusikbranche. Heute sagt er: Hätte ich damals schon gewusst, dass ich ein Komiker bin, hätte ich die Zeit beim Rockpalast besser genießen können.
Rock war schon immer ein Lebensmittel – auch in der Küche
Ich kenne Albrecht Metzger, den Moderator, Journalisten und Kabarettisten, seit meiner Zeit beim Berliner Kinder- und Jugendtheater Theater Rote Grütze. Anfang der Achtziger Jahre spielte er in dem preisgekrönten Anti-Drogen Jugendtheaterstück Mensch, ich lieb dich doch die Rolle des Sozialarbeiters Rocky. Das Theater tourte mit dem Stück in einem Theaterzelt durch die ganze Bundesrepublik. Als Autor und Regisseur drehte Metzger mehr als vierzig Dokumentarfilme für die ARD. Als Kabarettist gründete Metzger 1988 die Schwaben-Offensive, die sich eben mit den zugezogenen Baden-Württembergern in Berlin befasst.
Zu Silvester war ich bei Freunden auf der Berliner Fischerinsel 6 eingeladen. Auf der Fischerinsel stehen sechs tolle Hochhäuser mit je 21 Stockwerken. Und ja, ich erinnerte mich, dass Albrecht Metzger zufällig in dem gleichen Haus wie meine Freunde wohnt und entschloss mich, ihn anzurufen. Es war schließlich Silvester. Gegen 22.30 Uhr wählte ich seine Nummer. Niemand hob ab. Ich versuchte es wieder und klingelte von unten an seiner Tür. Schließlich ging Albrecht ans Telefon und erkannte mich sofort. Er staunte nicht schlecht, dass ich direkt neben seiner Wohnung stand und bat mich herzlich herein. Metzger, mittlerweile 77 Jahre, hatte über Kopfhörer ein AC/DC-Konzert gehört und deshalb mein Klingeln nicht bemerkt. Er bot mir etwas zu trinken an und wir kamen direkt ins Gespräch und plauderten eine Stunde. Er erzählte, dass er gerade in diesen Tagen Theater spielt und zwar direkt hier in seiner Wohnküche. Hier, er zeigte auf seinen Schreibtisch, lese ich, daneben, er zeigte auf eine kleine freie Fläche, mache ich Stand up Comedy, also erzähle etwas und hier, er verwies auf einen Fernseher, werden Filme eingespielt. Ich war beeindruckt und dachte mir, ja, das kann funktionieren. Zumal Albrecht sagte, dass hinten ein Techniker sitzt, der Licht, Ton und Video einspielt. Alles professionell. Acht Zuschauer passen in das Zimmer, daher muss man sich anmelden. Zur Bezahlung geht anschließend ein Hut herum. Das wollte ich sehen und meldete mich an.
Ein Soloauftritt. Eine Lebensgeschichte mit Schallplatten erzählt
Albrecht Metzger hatte nicht zu viel versprochen. Es war ein interessanter, sehr außergewöhnlicher Abend in heimeliger Atmosphäre, der zum Nachdenken anregt. Albrecht erzählte von seiner Kindheit auf einem schwäbischen Dorf als jüngstes von mehreren Geschwistern und dass seine ersten von eigenem Geld gekauften Schallplatten die von Edith Piaf, Mahalia Jackson und Frank Sinatra waren. Heute besitzt er eine Sammlung von 8000 Stück. Anhand von acht dieser Schallplatten aus seiner Sammlung erzählte er den konzentriert zuhörenden Zuschauern sein Leben. Mit den Doors fing es an. Neil Young, die Beatles, Pink Floyd, Janis Joplin, Crosby, Stills, Nash & Young und nicht zu vergessen die Rolling Stones folgten. Bei den Stones schwärmte er besonders von der Platte Beggars Banquet und anderen, die folgten. Albrecht Metzger erzählte auch immer vom Lebensgefühl der jeweiligen Zeit. Wie es war, als der Parka das Hauptkleidungsstück eines Jugendlichen war, den man so lange trug, bis er vom Körper abfiel, dass Gammeln der Gipfel der Provokation war, chillen heute sei dagegen gar nix und wie stolz er war, eine Buchhändlerlehre beim berühmten, intellektuell bekanntesten Buchhändler Stuttgarts, Wendelin Niedlich, machen zu können. Natürlich kommt Metzger auf die heutige Zeit zu sprechen, auf Fragen der Zeit und zum Älterwerden.
Durch die wechselnden Spielorte und Perspektiven war der Abend, der zwei Stunden plus Pause geht, sehr kurzweilig. Videos und Ausschnitte aus Filmen und Theateraufführungen kamen dazu. Ich kann nur jedem empfehlen, der sich für Biografien, Rockmusik und diese Zeit interessiert, sich den Abend anzuschauen. Kreativität und Form sind keine Grenzen gesetzt. Raum ist in der kleinsten Hütte! Viel Vergnügen!