Was haben Caspar David Friedrich, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller gemeinsam?
Sie verkehrten alle im Hause des angesehenen Malers Gerhard Kügelgen zur Zeit der Frühromantik.
Begeben Sie sich mit uns an den authentischen Wohnort von damals, der heute ein durchaus vornehmes Museum im Herzen von Dresden ist!
Die Hauptstraße ist der prachtvolle, mit Bäumen bewachsene Boulevard, der vom Albertplatz im Zentrum der Inneren Neustadt von Dresden direkt zum Reiterstandbild Der goldene Reiter führt. Auf ihm lohnt es sich nicht nur wegen der Sichtachsen zu wandeln, die sie bietet, oder wegen der ruhigen beschatteten Atmosphäre. Es haben sich hier eine ganze Reihe von besonderen Gebäuden erhalten, die sogar das Bombardement auf Dresden am Ende des Zweiten Weltkrieges überstanden haben. Das Dresdener Bürgertum ließ sich hier zu Zeiten des Dresdener Barock noble Wohnhäuser errichten. Ein Gebäude mit klar strukturierter Fassade vom Ende des 17. Jahrhunderts hat sich hier erhalten. Es wurde im klassizistischen Baustil zunächst dreigeschossig errichtet und zu späteren Zeiten erhöht. Es bekam einen kleinen Turm und eine besondere Inschrift, von der noch die Rede sein wird. Wir besuchen bei unserem Ausflug mit dem Reisebus das Museum der Dresdener Romantik. Es ist im ehemaligen Wohnhaus des Malers Gerhard von Kügelgen (1772-1820) eingerichtet. Kügelgen gehörte einerseits der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin und der Russischen Akademie der Künste in Sankt Petersburg an. Aber er lehrte auch an der Dresdener Kunstakademie. Er hatte in der heutigen sächsischen Landeshauptstadt sein Netzwerk an Freunden, Künstlern und Wegbegleitern. Caspar David Friedrich (1774-1840), Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) und die Mitglieder der Familie Körner zählten zu seinen Hausgästen. Die alteingesessene Familie Körner (Künstler und Kunstförderer zugleich) beherbergte in den Jahren 1785-1787 für eine Weile den Dramatiker Friedrich Schiller (1759-1805) in ihrem Gartenhaus in Dresden Loschwitz, dem sogenannten Schillerhäuschen.
Das Kügelgenhaus – Der Hausherr stellt sich vor
Stehen wir vor dem Kügelgenhaus und richten unseren Blick hoch hinauf zum Dachsims (am besten sogar von der anderen Straßenseite aus), dann prangt dort in breiten Lettern ein besonderer Satz. Er verweist auf die einzige Instanz, die neben den damals in Dresden residierenden sächsischen Königen noch Bestand hatte. An Gottes Segen ist alles gelegen steht heute wie vor 300 Jahren am Mauerwerk, weswegen das ganze Haus im 18. Jahrhundert ganz einfach Gottessegen genannt wurde. Man erzählte sich, dass es ehrfürchtig und gewissenhaft sei, an der Fassade des Hauses vorüberzulaufen, um sich gegen Ungemach zu schützen. Dem damaligen Hausherren Kügelgen half das freilich nicht, da er 1820 an der Bautzner Straße beraubt und erschlagen wurde. Aber zu seinen Lebzeiten muss es eine illustre Runde gewesen sein, die sich von Zeit zu Zeit im Atelier und in den Räumen des Malers zusammengefunden hat. Die Freundschaft zum Maler Caspar David Friedrich war so innig, dass jener nach dem Tod Kügelgens im Jahr 1822 nicht nur dessen Grabstein entwarf, sondern auch ein Gemälde vom Alten Katholischen Friedhof mit dem Titel Kügelgens Grab schuf. Das Kügelgenhaus zeigt in seinen neun Räumen nicht nur einen Überblick über die Epoche der Romantik, sondern widmet sich eben auch Kügelgen und seiner Biografie. Ein ganz besonders Glanzlicht des Museums ist es, dass einer der Räume so rekonstruiert wurde, wie er zu Lebzeiten Kügelgens ausgesehen hat. Das ist so genau möglich gewesen, da es ein Bild des Malers Georg Friedrich Kersting (1785-1847) gibt, welches Kügelgen in seinem Atelier bei der Arbeit zeigt. Diese Art von Zeitkolorit lässt für den Besucher eine ganze Epoche wiederauferstehen. Manchmal geht das in Dresden eben nicht nur beim Betrachten monumentaler Barockarchitektur wie bei einem Besuch des Zwingers oder der Semperoper. Die Lebendigkeit vergangener Zeiten stellt sich auch her, wenn wir in einem kleinen privaten Gemach stehen, in der ehemaligen Wirkungsstätte eines Dresdener Künstlers.
Wer ging ein und aus im Kügelgenhaus?
Das Kügelgenhaus gehört zum Verbund der Dresdener Museen und ist mit einem Eintritt von 3€ für Gruppen ab zehn Personen sehr erschwinglich (ermäßigt 2,50€). Es hat Mittwoch bis Freitag von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen erst ab 12.00 Uhr. Das nicht eben große Museum macht einen aufgeräumten und klaren Eindruck. Es muss ja mit dem Grundriss der ehemaligen Wohnung von Kügelgen und seiner Frau zurechtkommen. Das gelingt dem Museum unter der Leitung von Dr. Romy Donath ganz ausgezeichnet. Die aufgearbeiteten Holzdielen wirken edel, viel Licht fällt in die ehemalige Wohnung im zweiten Obergeschoss. Und richtig begeistern wird es Sie als Besucher, wenn Sie sich die Decken in Ruhe anschauen; unter dem später aufgebrachten Putz und Stuck verborgen lagen Deckenmalereien aus dem 17. Jahrhundert. Die wurden freigelegt und sorgsam restauriert. Prachtvoll so zu wohnen, werden Sie sich vielleicht denken. Aber auch die Ausstellung selbst ist natürlich sehr sehenswert. So gibt es besondere Objekte wie einen mit Samt ausgeschlagenen Reisekoffer Kügelgens, Textdokumente, Gemälde und einen historischen Kaminofen. Schön ist es auch, dass sich ein Raum den künstlerischen Freunden widmet. So gibt es ein Bild, welches eine Weggefährtin von Goethe in den Räumen von Kügelgen beim Nähen am Fenster zeigt. Die 1786 in Jena geborene Louise Seidler war Malerin am Hof von Weimar. Der Porträtmaler Anton Graff (1736-1813) und der Romantikmaler Philipp Otto Runge (1777-1810) gehörten ebenfalls zum Freundeskreis. Auch die Verbundenheit zu Caspar David Friedrich findet hier nochmal seinen Ausdruck.
Nach dem Kügelgenhaus ist vor dem Kügelgenhaus
Weil der Boulevard, an dem das Kügelgenhaus liegt, so schön ist und weil auch die Nachbarhäuser Perlen aus der Zeit des Dresdener Barock sind, möchten wir Sie einladen, nach dem Museumsbesuch noch zu verweilen. Vielleicht werfen Sie einen Blick auf den berühmten Dresdener Totentanz in der benachbarten Dreikönigskirche. Oder Sie schauen sich in unmittelbarer Umgebung in den Buchhandlungen, Antiquariaten und Kunsthandwerksläden um. Auch können Sie direkt vor dem Haus zum Essen Platz nehmen. Allerdings ist es mit einer größeren Gruppe nicht ratsam, sich direkt auf den Stühlen auf dem Bürgersteig niederzulassen (da wird es doch recht schnell eng), sondern besser im Lichthof des Hauses oder im Kreuzgewölbe des Kellers. Das Restaurant Kügelgenhaus wirbt mit gutbürgerlicher Küche und sächsischem Sauerbraten mit Klößen. Dazu ein frisch gezapftes Bier und zum Nachtisch vielleicht eine Rote Grütze. So lässt sich der Museumstag in Dresden gelungen beschließen.
Hinweise
Einen Busparkplatz finden Sie an der Theresienstraße etwa 300 Meter westlich vom Albertplatz
Das Kügelgenhaus (Museum der Dresdener Romantik) finden Sie in der Hauptstraße 13 in 01097 Dresden. Telefonisch erreichen Sie das Kügelgenhaus unter der Rufnummer 0351-8044760.
Alternativ können Sie sich mit Fragen an folgende E-Mail-Adresse wenden: romy.donath@museen-dresden.de
Das Lokal Restaurant Kügelgenhaus erreichen Sie unter der Telefonnummer 0351-5633126
Lesenswert
Den Museumsführer Kügelgenhaus – Museum der Dresdener Romantik von Günter Klieme und Hans Neidhard erhalten Sie im Buchhandel für 5€ als Taschenbuch. Sie erfahren darin sehr viel mehr über die Dresdener Romantik und seine Repräsentanten, als der Titel vielleicht ahnen lässt.