Der Goldene Reiter ist nicht nur ein Lied der Neuen Deutschen Welle aus den 80er Jahren.
Nein, es ist eines der berühmtesten Reiterstandbilder Europas und erinnert an August den Starken.
Seit fast drei Jahrhunderten steht es am Elbufer in Dresden. Wir erfahren heute, wie man mit nur 1 PS Geschichte schreibt und was es mit Feuervergoldung auf sich hat.
Hoch zu Ross präsentiert sich August der Starke (1670-1733) auf dem Neustädter Markt in Dresdens innerer Neustadt. Im 17. und 18. Jahrhundert war dieses Areal auf der nördlichen Elbuferseite weit weniger entwickelt als die Dresdener Altstadt auf der anderen Seite des Flusses. Aber August der Starke hat zu Lebzeiten maßgeblich dazu beigetragen, dass sich dies änderte. So ließ er beispielsweise das Japanische Palais direkt am Elbufer errichten oder auch das Blockhaus an der Augustusbrücke; bzw. den Vorgängerbau aus Holz, der dem 1732-1737 entstandenen Gebäude vorausging. Das Blockhaus des Dresdener Barockarchitekten Zacharias Longuelune (1669-1748) war ursprünglich Zollstation am Brückenkopf der Augustusbrücke. Wie viele Städte auf heutigem wiedervereinigten deutschem Staatsgebiet profitierte Dresden vor vielen Jahrhunderten davon, dass Waren verladen, umgeschlagen und weitertransportiert wurden. Dresden selbst war zwar nie freie Hansestadt, aber hat es zumindest in heutigen Zeiten (seit 1987) zur städtischen Partnerschaft mit Hamburg gebracht; da ist der Hansestatus unstrittig und beide Städte sind als Elbanrainer natürlich immer einen Ausflug mit dem Reisebus wert.
Der Goldene Reiter ist Abbild von Natur und Machtanspruch
Das Reiterstandbild, das August den Starken in Uniform eines römischen Kaisers darstellt (um seinem Machtanspruch Geltung zu verschaffen), wurde 1736 errichtet. Nach einem Entwurf des französischen Bildhauers Jean Joseph Vinache (1696-1754). Die prachtvolle Einweihung erlebte der 1733 verstorbene König von Polen und Kurfürst von Sachsen allerdings nicht mehr, obgleich er bereits 1704 erste Aufträge für Entwürfe vergeben hatte; unter anderem an den berühmten oberbayrischen Bildhauer Balthasar Permoser (1651-1732). Aber gut Ding will Weile haben, sagt man – und so gingen eben noch über 30 Jahre ins Land, bis ein sich zu einer Courbette aufschraubendes Ross zum Vorbild für das heutige Erscheinungsbild wurde. Als Courbette bezeichnet man eine Bewegung aus der sogenannten Hohen Schule der Reitkunst. Wir rufen uns in Erinnerung, wie sehr eine Welt ohne Automobile und Reisebusse zu damaligen Zeiten von Pferden geprägt war. Insbesondere die Jagd zu Pferd und lange Ausritte gehörten zu den geläufigsten Freizeitbeschäftigungen des Adels. In vergangenen Jahrhunderten war wohl eher das Pferd als der Hund der wahre Freund des Menschen!
Der Goldene Reiter und die Feuervergoldung
Faszinierend ist bis heute der goldene Glanz des Denkmals. Außerdem thront das Reiterstandbild auf einem hohen Sockel mit der imposanten Inschrift Frid. Augustus I.- dux saxoniae s(acri) r(omani) i(mperii) princeps elector archimareschalcus idemque rex poloniae – Augustus II. (Friedrich August I.- Herzog von Sachsen, Kurfürst und Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches, König von Polen. – Augustus II.). Da fühlt man sich ganz klein als Erdenbürger und Normalsterblicher. Aber zurück zur Geschichte des Goldes. Es wirkt so, als würde das durch und durch goldene Denkmal jeden Tag poliert, so brillant leuchtet es unter dem Dresdener Himmel. Aber dem ist natürlich nicht so; weder bedarf das Reiterstandbild täglicher Pflege und Zuwendung, die über die allgemeine Bewunderung hinausgeht. Noch ist es aus purem Gold; dann wäre auch sicherlich mal jemand auf die Idee gekommen, das Ding einzuschmelzen (erinnert sei hier an den Raub der 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode Museum im Jahre 2017). Vielmehr ist es in eine Schicht Blattgold gekleidet und den Wert hat es tatsächlich in erster Linie als historisches Denkmal. Sehr spannend war es für uns als Reisegruppe zu erfahren, dass die ursprüngliche erste Vergoldung auf einem gänzlich anderen Prozess beruhte. Gold und Quecksilber wurden in Anteilen eins zu sechs zu einem Amalgam vermischt und auf die Statue aus Kupfer aufgestrichen. Über einem glühenden Holzkohlefeuer wurde die Quecksilberschicht gelöst (was zu schwersten gesundheitlichen Schädigungen bei den Beteiligten führte) und das Gold blieb auf der Oberfläche zurück; stumpf zwar zunächst, aber nun kommen wir zum Polieren. Man stelle sich die festliche Tätigkeit vor, in königlichen Werkstätten stundenlang am Goldenen Reiter zu reiben. In den Genuss werden Sie bei Ihrer Busreise nach Dresden vermutlich nicht gelangen. Der Sockel, auf dem August der Starke auf seinem Ross sitzt, ist sehr hoch.
Hinweise
- Einen Busparkplatz finden Sie beispielsweise unter der Carolabrücke auf der südlichen Elbseite. Von dort können Sie 500 Meter entlang der Brühlschen Terrasse bis zur Augustusbrücke laufen. Etwa weitere 500 Meter sind es nochmal über die Augustusbrücke bis zum Anfang der Dresdener inneren Neustadt. Dann stehen Sie vor dem nicht zu übersehenden Goldenen Reiter.
- Direkt am Neustädter Markt finden Sie auch Speis und Trank. Für ein frisch gezapftes Bier bietet sich das Brauhaus Watzke am Goldenen Reiter an (Tel: 03518106820). Italienische Küche mit Freisitz gibt es in der Trattoria La Piazetta (Tel: 03515634126).