Haben Sie Lust, über den Bäumen zu schweben? Den Blick weit schweifen zu lassen und sich über die Dinge und den Alltag zu erheben? Zugleich etwas über Zeit und Geschichte zu erfahren? Dann ist ein Ausflug zum Baumkronenpfad Beelitz genau das Richtige.
Die meisten Kinder klettern gern auf Bäume. Manche Erwachsene haben sich dieses Vergnügen erhalten und wollen immer mal gern hoch hinaus. Die Welt von oben besehen und in die Weite schauen. Dies ist auf dem 720 Meter langen Baumkronenpfad in Beelitz-Heilstätten möglich. Heilstätten, warum Heilstätten? Hier war einmal ein großes Krankenhaus. 1898 bis 1930 baute die Landesversicherungsanstalt Berlin hier eine Krankenhausanlage, heute würde man sagen eine Reha-Klinik, für die zu Tausenden an Tuberkulose erkrankten Menschen in der sprunghaft wachsenden Stadt Berlin. Aus der Enge der Stadt, den Mietskasernen, in die Weite des Umlandes Brandenburg, so war die Devise. Kernbestandteil der Therapie waren die Liegekuren an der frischen Luft. Sie nahmen im Tagesablauf verteilt sechs Stunden in Anspruch und fanden in Liegehallen außerhalb der Gebäude statt. Ja, Liegekur klingt gut. Heute setzt man bei Reha-Behandlungen meist eher auf Fitness. Die Welt ist auch eine andere geworden. Das Gebäude der Chirurgie war eines der zuletzt gebauten und modernsten im gesamten Heilstätten-Komplex. Hier konnten ab 1930 auch schwerkranke Patienten behandelt werden. Für sie gab es Einzelzimmer. Auch heute ist die Tuberkulose noch nicht völlig ausgerottet. Immer wieder kommt es meist örtlich, punktuell zu Ausbrüchen.
Während der beiden Kriege diente die Krankenhäuser als Lazarett. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde das Gelände von der Roten Armee übernommen. Bis 1994 war es das größte sowjetische Militärkrankenhaus im Ausland. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen verfiel das Gelände, wurde ein beliebter Lost Place, irgendwo im Nirgendwo. 2015 wurde schließlich auf dem Gelände der ehemaligen Frauen-Lungenheilstätte der erste Baumkronenpfad Brandenburgs eröffnet.
In die Weite, in die Höhe
Hier hat man also gleich mehrere Zeitschichten zur Verfügung und zu erleben. Die Zeit der Jahrhundertwende mit den Zauberberg-ähnlichen Krankenhausbauten, die Zeit der Siegermacht der Sowjetunion in der DDR, Medizin- und Krankenhausgeschichte und einen wunderbaren Naturlehrpfad, der zu allen Jahreszeiten sehenswert ist und einen großen Erholungswert besitzt. Man löst einfach eine Eintrittskarte und besteigt per Wendeltreppe oder per Fahrstuhl den Baumkronenpfad. Dieser und der Aussichtsturm sind barrierefrei. Die Gastronomie am Turm des Baumkronenpfads ist ebenfalls barrierefrei nutzbar.
Die Natur sucht sich ihre Wege
Auf und in den Ruinen sind mit der Zeit immense Baumbestände und andere Wildpflanzen gewachsen. Es finden sich rund 65 verschiedene Baum- und Gehölzarten auf dem Areal. Alles ergibt eine Art Schlosskulisse und vom Baumwipfelpfad kann man bei klarer Sicht bis zum Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz schauen. Die Erschließung des Geländes durch den Baumkronenpfad, wobei auch eine mehrstöckige Ruine überquert wird, ist europaweit einzigartig.
Ein sogenannter Dachwald ist ebenfalls bestaunenswert. Im 2. Weltkrieg, während der Kämpfe um Berlin, brannte ein Krankenhaus, das Alpenhaus aus. Asche wurde auf die oberste Deckenkonstruktion gedrückt. Auf dieser mineralreichen Schicht siedelten sich Kiefern an. Die Ruine war für das sowjetische Militärhospital uninteressant, man hatte genug Bauten auf dem Gelände. So konnten die Kiefern über Jahrzehnte unberührt wachsen. Dadurch, dass oben kaum Erdreich vorhanden war und wenig Wasser durch die Wurzeln gezogen werden konnte, wuchsen die Bäume in „Bonsai“- Form und halten wiederum mit ihren Wurzeln die Decke des Gebäudes. Dieses ist übrigens die größte erhaltene Weltkriegsruine in Berlin und Brandenburg.
Gerade wenn man in diesen Tagen besonders ungern an Krieg erinnert sein möchte, der überwunden schien, sind es heute eher Mahnungen, die von den Ruinen ausgehen.
Wie wäre es mit einer Fototour durch über 100 Jahre?
Das Areal der Beelitzer Heilstätten war mehrmals Filmkulisse. Gedreht wurden hier Filme wie zum Beispiel Der Pianist, Operation Walküre, Hotel Adlon.
Aber auch für Nicht-Profis, für Laien ist es möglich, eine Fototour oder einfach einen Rundgang durch die alten ehemaligen Krankenhausgebäude zu buchen. Erstaunlich viele Farben und Farbschichten haben die Zeiten überdauert und sind zu entdecken. Dazu schier endlose Flure, verfallene Säle, erstaunliche Details und ein Hubschrauberlandeplatz.
Und pure Sinnlichkeit. Der Barfußpark Beelitz
Was gibt es hier noch zu erleben? Von Mai bis September gibt es hier einen Barfußpark. Hier können Kinder, Eltern, Gruppen, zum Beispiel Teams und Kollegen Natur direkt erleben. Wie wäre das? Belohnen Sie Ihre Kollegen und Mitarbeiter nach Monaten des Homeoffice und unzähligen Videokonferenzen und viel zu vielen Telefongesprächen mit neuen Erlebnissen und Natur pur. Auf 15 Hektar Gelände, zwischen Wald und Wasser, an frischer, klarer Luft auf unzähligen andersartigen Untergründen kann man zusammen Kraft schöpfen und sich neu kennenlernen. Buchen Sie einen Bus und kommen Sie nach Beelitz!