Willkommen auf Schloss Moritzburg! Lassen Sie sich verzaubern von der Winterausstellung zum 50-jährigen Filmjubiläum von Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. In den Frühlings-, Sommer- und Herbstmonaten können Sie die barocken Privatgemächer von August dem Starken besichtigen. Wissen Sie, was sich hinter dem berühmten Federnzimmer verbirgt, dessen Restaurierung zwei Jahrzehnte in Anspruch nahm?
Ganzjährig ist das Barockschloss Moritzburg eine Attraktion. Im Sommer lässt es sich lustwandeln und in jedem Winter gibt es eine ganz besonders zauberhafte Ausstellung. Bis zum Tod von August dem Starken (1670 bis 1733), Kurfürst von Sachsen und König von Polen, wurde gebaut. Und nicht von irgendwem, sondern von dem Stararchitekten und Baumeister des Dresdener Barock Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736). Er hat nicht nur den Dresdener Zwinger gebaut, sondern in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts auch bereits das südöstlich von Dresden gelegene Schloss Pillnitz mit seinem Wasserpalais. Er kannte sich also bestens aus, wenn es um den Umgestaltungswillen seines sächsischen Kurfürsten ging. Denn Schloss Moritzburg, dem wir heute mit dem Reisebus einen Besuch abstatten, gab es schon bedeutend länger. Nicht in der Form wie heute, sondern eine Etage niedriger und auch noch ohne Kapelle und riesigem Speisesaal. Aber die markanten vier runden Ecktürme waren schon die Idee des Herzogs Moritz gewesen, der sich Mitte des 16. Jahrhunderts hier ein Jagdschloss errichten ließ. Die Schlosskapelle wurde übrigens im 17. Jahrhundert von Wolf Caspar von Klengel (1630-1691) erbaut. Um ein architektonisches Gleichgewicht herzustellen, ließ Pöppelmann zu seiner Zeit einen Anbau mit einem zweigeschossigen Speisesaal errichten. Ein besonderer Höhepunkt bei Führungen (März bis Oktober) ist das Federnzimmer. Ein Raum, in dem es Wandbehänge zu bestaunen gibt, die aus über einer Million Vogelfedern zusammengewoben sind. Oder auch die großflächigen Lederverkleidungen der Wände, die Jagdszenen und die Göttin der Jagd Diana darstellen.
Aschenbrödel auf Schloss Moritzburg
Sucht man die eine Reitstunde oder eine halbe Busstunde nördlich von Dresden gelegene Moritzburg im Winter auf, erwartet einen eine ganz besondere Atmosphäre. Anders als im Zeitraum von März bis Mitte November gibt es dann keine Führungen durch das gesamte barocke Schloss mit seinem Federzimmer, Billardzimmer und den privaten Gemächern, sondern draußen wie drinnen erwartet Sie ein Märchenland. Ähnlich wie die Gebrüder Grimm (Aschenputtel) und inspiriert von einem Märchen aus dem 17. Jahrhundert entwarf die tschechische Schriftstellerin Božena Němcová (1820-1862) eine Geschichte, die dann im Jahr 1973 von dem tschechischen Regisseur Václav Vorlíček verfilmt wurde. Damals freilich noch von der ČSSR in Kooperation mit den DEFA-Filmstudios der DDR. Drehort war, Sie wissen es längst, Schloss Moritzburg! Unter dem Titel Drei Haselnüsse für Aschenbrödel hat sich der Film in die Herzen der Tschechen und der Deutschen katapultiert. Die Liebe ist auch 50 Jahre danach ungebrochen; 2023 ist dieses goldene Jubiläum. Und so passt es ganz hervorragend, wenn wir uns im Winter 2022 zum Jahr 2023 auf die Fährte von Jägern und Prinzen begeben. Wir träumen von Zauberei und unerfüllbar scheinenden Wünschen und erleben die Geschichte des einsamen, hart arbeitenden Aschenbrödel bis zur Hochzeit mit dem Prinzen auf Schloss Moritzburg nach. Vor Ort gibt es Requisiten aus der Filmkulisse zu bestaunen, wie beispielsweise den originalen Reitsattel von Aschenbrödel. In der Verfilmung wurde diese übrigens von der 1953 geborenen und leider vor dem 50-jährigen Filmjubiläum verstorbenen Schauspielerin Libuše Šafránková (1953-2021) gespielt. Auch die Kutsche ist zu sehen, mit der das Königspaarpaar durch die verschneite Natur aus Wäldern und Hügeln fährt. Auch heute sieht die Moritzburger Umgebung so aus. Was wo gedreht wurde, warum der Kunstschnee bei den Dreharbeiten aus Fischmehl war und wo Aschenbrödel ihren Schuh nach dem großen Schlossball verlor – das alles erfahren Sie bei einem Blick hinter die Kulissen auf der dreimonatigen, sich jährlich wiederholenden Sonderausstellung auf Schloss Moritzburg. Hier können Sie auch Kostüme anprobieren, Fotos machen und sich ein Tag selbst als Prinzessin und Prinz fühlen. Und wenn Sie dem zarten Alter der Jugend bereits entwachsen sein sollten, dann vielleicht als Königin und König, was ja auch nicht das Schlechteste ist.
Die Geschichte von Aschenbrödel und den drei Haselnüssen
Sie würden wohl kaum zur Sonderausstellung nach Moritzburg anreisen, wenn Sie die märchenhafte Verfilmung von Drei Haselnüsse für Aschenbrödel nicht kennen würden. Dennoch ist es schön und wichtig, die Geschichte in Erinnerung zu rufen. Denn dann können Sie sich so richtig verzaubern lassen von der Schlossinsel, den angelegten Gärten, den Skulpturen und dem prächtigen Bauwerk mit seinen vier Rundtürmen. Das Aschenbrödel arbeitete (man muss wohl eher sagen schuftete) als einfache Magd bei ihrer Stiefschwester und Stiefmutter auf einem Gutshof. Während die beiden sich einen Platz erschleichen beim königlichen Ball auf dem Schloss, trifft der Prinz beim Jagen im Wald auf Aschenbrödel. Unvergessen, wie die beiden im Film sich haschen und so die Fährte für die spätere Liebe gelegt wird. Jedenfalls gelangt Aschenbrödel an die Zauberkraft von drei verwunschenen Haselnüssen. Mit der ersten Haselnuss verwandelt sie sich in eine Jägerin. So ist es ihr möglich, den Prinzen mit ihren Künsten zu beeindrucken. Mit der zweiten Haselnuss zaubert Aschenbrödel sich ein prächtiges Ballkleid, mit dem sie an einem rauschenden Fest auf dem Schloss teilnehmen kann. Der Prinz verliebt sich in die vermeintlich Unbekannte. Und letztlich verwandelt sich die dritte Haselnuss in ein Hochzeitskleid, in dem Aschenbrödel auf einem Pferd sitzend den jungen Prinzen empfängt. Der hat sich endlich mit dem von Aschenbrödel auf dem Ball verlorenen Schuh bis zum Gutshof durchgeschlagen, fällt nicht auf Stiefschwester und Stiefmutter herein, sondern seinem geliebten Aschenbrödel und der zukünftigen Prinzessin in die Arme.
Moritzburg – Fasanenschlösschen, Leuchtturm und Wolfsgehege
Wenn Sie die Ausstellung Drei Haselnüsse für Aschenbrödel genossen haben (vielleicht ergattern Sie zur Winterzeit einen Glühwein mit einem Schuss Haselnusslikör), dann bleibt Ihnen vielleicht noch Zeit für die prächtige Umgebung von Schloss Moritzburg. Das Areal bietet nämlich noch einiges mehr. Schließlich wartet es als ehemaliges Jagdgebiet noch mit weiteren Attraktionen in der Nähe auf. Nördlich schließt sich der angelegte Schlossgarten an. Ein weiterer Weg führt zum ehemaligen sogenannten Hellhaus – das Wort Helle lässt sich mit Lichtung übertragen und so funktionierte es auch: auf einer von Bäumen gerodeten Lichtung inmitten des Jagdreviers wurde im Zentrum von acht in den Wald führenden Wegen 1787 ein Gebäude errichtet. Auf dessen Spitze konnte von einem Jagdhelfer mittels Fahnen angezeigt werden, in welche Richtung das vor sich hergetriebene Wild flüchtet. Für die Fürsten früher sicher ein Lustspiel, für die Tiere des Waldes eher eines auf Leben und Tod. Jedenfalls wird das Hellhaus nach und nach saniert und eröffnet auch eine Blickachse zurück zum Schloss Moritzburg. Folgt man einem etwa 5 km langem Rundweg, geht man auch noch am Wildpark mit Wolfsgehege vorbei. Da kommt einem dann ein anderes traditionsreiches Märchen in den Sinn. Oder man denkt an die in Deutschland immer heimischer werdenden Wölfe in freier Wildbahn. Wir legen Ihnen die Runde, die irgendwie zwischen Spaziergang und kleiner Wanderung rangiert, aber besonders nahe, weil sie auch zum Fasanenschlösschen und zum Leuchtturm am Niederen Großteich Bärnsdorf führt. Beide Bauwerke gehören ebenfalls zum Gebäudeensemble in Moritzburg. Der Leuchtturm wurde aus reiner Verspieltheit errichtet, um bei nachempfundenen Seeschlachten einen Hauch vom echten Meer in die kurfürstlich sächsische Landschaft zu tupfen. Ebenso ins Grün hinein getupft wirkt das Fasanenschlösschen im Rokokostil. Es wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut und duckt sich heute rosafarben und mit einem grün patinierten Dach zwischen die sorgfältig gepflegten und gestutzten Wiesen. Barocke Außentreppen zieren es ebenso wie Skulpturen und kleine Engelsfiguren, die sogenannten Putten. Architekt war übrigens Johann Daniel Schade (1730-1798), der auch an den Umbauten des heutigen Friedrichstädter Krankenhauses (ehemaliges Palais Brühl-Marcolini), als auch am Japanischen Palais in Dresden beteiligt war. Zum Finale des Tages können Sie sich dann übrigens mit einer Kutsche zurück zum Schloss Moritzburg fahren lassen. Damit schließt sich nicht nur der Kreis unseres Rundweges, sondern auch der von Aschenbrödel, auf deren Spuren wir heute gewandelt sind – was ein festlicher Tag!
Hinweise
Das Schloss Moritzburg hat die Adresse: Schlossallee in 01468 Moritzburg
Die Winterausstellung Drei Haselnüsse für Aschenbrödel hat täglich von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Allerdings nicht am 24.12., 31.12. und auch nicht an den Montagen im Januar und Anfang Februar.
Schloss Moritzburg ist auch barrierefrei von Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern zu besuchen, allerdings nur in Begleitung. In die Ausstellungsetagen gibt es Aufzüge, der Zugang zum Schloss erfolgt über einen 40 Meter leicht ansteigenden Weg. Das Fasanenschlösschen ist leider nicht barrierefrei zu besichtigen; das Erdgeschoss des dortigen Besucherzentrums aber schon. Auch gibt es dort ein Café und WCs.
Möchten Sie als Busreisende lediglich aussteigen, gibt es eine Bushaltestelle Schloss. Ein Parkplatz für die Busse befindet sich am Ostufer des Schlossteiches an der Radeburger Straße (Kutschgeteich Parkplatz).
Reisegruppen melden sich im Vorfeld bitte beim Besucherservice unter der E-Mail-Adresse moritzburg@schloesserland-sachsen.de oder Sie rufen unter der Telefonnummer 035207-87318 durch. Telefonische Erreichbarkeit Mo-Fr von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr und von 14.00 Uhr bis 16.30 Uhr
Der Eintritt für Schloss Moritzburg beträgt 10€, ermäßigt 8€. Für Gruppen ab 15 Personen gilt ebenfalls der ermäßigte Eintritt. Wenn Sie außerhalb vom Winter Schloss Moritzburg und das Fasanenschlösschen besichtigen möchten, gibt es dafür Kombitickets. Kutschfahrten sind allerdings extra zu entrichten, dafür aber auch sehr schön.
Sehenswert und Lesenswert
Natürlich empfehlen wir Ihnen sich als Reisevorbereitung noch einmal den Märchenfilm Drei Haselnüsse für Aschenbrödel von Václav Vorlíček aus dem Jahr 1973 anzuschauen.
Es gibt auch zwei günstige Taschenbücher zum Schloss Moritzburg; eines ist von Matthias Donath, das andere von Bettina Schmittner. Beide kosten um die fünf Euro.