Mit dem Reisebus besuchen wir die Uckermark.
Unser Autor stellt die aus dem märkischen Uradel stammende Familie von Arnim und deren Stammsitz Schloss Boitzenburg vor, in dem heute ein Hotel untergebracht ist. Vom Alten Marstall mit seiner Schaubäckerei führt ein Spaziergang zum Apollotempel im Schlosspark.
Last but not least werden Freizeitangebote vorgeschlagen.
Das malerisch zwischen Wäldern, Feldern und Seen in der Uckermark gelegene Landstädtchen Boitzenburg weist ein prächtiges Neo-Renaissance-Schloss auf, das zu den einstmals großartigsten und bedeutendsten Herrenhäusern in Brandenburg gehörte. Schloss Boitzenburg wurde als wehrhafte Burganlage im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts erstmalig genannt. Vermutlich ist sie jedoch älter.
Historie der Familie von Arnim und von Schloss Boitzenburg
Die Uckermark ist das Stammland des uradligen Geschlechts derer von Arnim, das mit Alardus de Arnem im Jahr 1204 erstmals urkundlich erwähnt wird. Ein bekannter Vertreter war der in Berlin geborene Schriftsteller der Heidelberger Romantik, Achim von Arnim, aus dem uckermärkischen Familienzweig Blankensee. Die Familie von Arnim wählte das zentral in der Uckermark befindliche Boitzenburg für viele Jahrhunderte zum Stammsitz ihres Geschlechts. Nachdem das Boitzenburger Schloss im frühen 16. Jahrhundert in den Besitz der uckermärkischen Landvögte von Arnim übergegangen war, bauten jene es sukzessiv zu einer beeindruckenden Anlage aus. Diese alte Tradition brach jedoch nach dem Ende des II. Weltkriegs abrupt ab.
Zu DDR Zeiten wurde die Schlossanlage als Offiziersheim der NVA genutzt, so dass sie damit für fremde Besucher tabu war. Nach dem Zusammenbruch der DDR scheiterte aber eine Rückübertragung an die Arnims in den 1990er Jahren. In den chaotischen Zeiten nach der Wende begann eine wahre Odyssee für das altehrwürdige Gebäude, bis der neue Besitzer, die Drachenfels AG aus Hamburg, das Neo-Renaissance-Schloss als Eigentum übernahm und zu einer modernen Hotelanlage ausbaute.
Schloss Boitzenburg als Hotel
Heute beherbergt das inmitten der reizvollen Landschaft rund um Boitzenburg am sogenannten Küchenteich gelegene Schloss nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten ein Hotel, so das es wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Das auch jenseits der Uckermark bekannte Schlosshotel Boitzenburg hat sich vor allem auf Gruppenreisen und Klassenfahrten spezialisiert. Besonders für Kinder und Jugendliche gibt es eine Reihe von naturnahen Freizeitaktivitäten wie Kanu fahren, Wandern, Reiterferien und Badevergnügen.
Eine besondere Attraktion sind die vom Schlosshotel aus vermittelten Rundflüge über das weite uckermärkische Land. Darüber hinaus wird das Boitzenburger Schloss auch gerne als klassisches Ambiente für gediegene Hochzeitfeierlichkeiten gebucht.
Architektur und Interieur des Boitzenburger Schlosses
Die äußere architektonische Erscheinung der imposanten Schlossanlage wird wesentlich durch den Umbau des Unterhauses in den 1880er Jahren im damaligen Stil der Neo-Renaissance bestimmt. Glücklicherweise hat sich ebenfalls der westliche Bauteil, das sogenannte Oberhaus, aus dem späten 16. Jahrhundert gut erhalten. Aus dieser Epoche stammt auch das prächtige Hofportal.
Im Inneren des Boitzenburger Schlosses ist das über eine hölzerne Wendeltreppe erreichbare Jagdzimmer zu erwähnen. Sein großer Kamin und seine Decke sind mit einer reichen Stuckzier versehen, die wahrscheinlich von italienischen Stuckateuren im frühen 17. Jahrhundert angefertigt wurden. Zudem wird die massive Stuckdecke durch Blüten- und Fruchtgirlanden in vier Felder unterteilt, in denen bewegte exotische Jagdszenen sowie die vier Jahreszeiten dargestellt sind.
Der Marstall des Schlosses – heute Schokoladenmanufaktur und Kaffeerösterei zugleich
Vor dem Zugang zum einstigen Schloss der von Arnims befindet sich der aus dem 18. Jahrhundert stammende Alte Marstall. In ihm sind neben einer regional bekannten Kaffeerösterei auch eine Schaubäckerei mit einer angeschlossenen Schokoladenmanufaktur untergebracht. In der Manufaktur ist es großen und kleinen Gästen möglich, den Patisseuren nicht nur bei der Arbeit über die Schultern zu schauen, sondern deren süße Kreationen auch gleich bei einer Tasse frisch gebrühten Kaffees oder einer heißen Schokolade zu verkosten.
Der Landschaftspark von Peter Joseph Lenné
Schloss Boitzenburg ist von einem bemerkenswerten Landschaftspark umgeben, den der bekannte Gartenarchitekt, der Schöpfer des Berliner Lustgartens, Peter Joseph Lenné, im englischen Gartenstil um 1840 umgestaltet hat. Zunächst erhob sich im Park ein von Carl Gotthard Langhans erbauter Gedächtnistempel für den im Jahre 1801 gestorbenen Schlossbesitzer Friedrich Wilhelm von Arnim-Boitzenburg, der als königlich preußischer Staatsminister diente. In der säulenflankierten Nische der Schauseite des Tempels stand eine von dem gefeierten Bildhauer Johann Gottfried Schadow angefertigte und heute im Schloss befindliche Marmorfigur der trauernden Witwe des verstorbenen Ministers, Freda Antoinette, geborene von Cramm.
Der Gedächtnistempel weicht dem Apollotempel von Friedrich August Stüler
In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab der Enkel Friedrich Wilhelms, Adolf-Heinrich von Arnim-Boitzenburg dem renommierten Architekten des Neuen Museums in Berlin, Friedrich August Stüler, den lukrativen Auftrag, den baufällig gewordenen Gedächtnistempel gegen einen achteckig angelegten Apollotempel, einen sogenannten Monopteros, an einem der herrlichsten Aussichtspunkte des Boitzenburger Parks zu ersetzen.
Freizeitaktivitäten in der Umgebung des Boitzenburger Schlosses
Inmitten der hügeligen und an Gewässern reichen Landschaft ist das Boitzenburger Schloss an allen seinen vier Seiten von Wasser umgeben. Von Südosten bis Nordwesten erstreckt sich der von zahllosen Seerosen durchzogene Küchenteich, an dem es sich herrlich entlangflanieren lässt. Wer sich sportlich betätigen will, der kann sich an der Hotelrezeption ein Kajak ausleihen und vom Küchenteich über den Schumellensee zum Hardenbecker Haussee paddeln. Für Hausgäste gibt es eine kleine und gepflegte, von schattigen Bäumen umstandene Badestelle.
In fußläufiger Entfernung liegen die evangelische Pfarrkirche Sankt Marien auf dem Berge, die alte Klostermühle mit ihrem Museum und ein Wirtshaus sowie die imponierenden Klosterruinen der Zisterziensernonnen, die jetzt einem Naturtheater als Kulissen dienen. Unser Buskompass-Autor wird in einem anschließenden Beitrag auf das Boitzenburger Nonnenkloster näher eingehen, das der Landvogt der Uckermark, Hans von Arnim, im 16. Jahrhundert zum Lehen erhielt.
Ebenso liegen das Templiner und das Feldberger Seengebiet nur ein Katzensprung entfernt. Auch in die Kreisstadt Prenzlau und zu den großen Uckerseen ist es nicht weit. Die Entfernung retour nach Berlin beträgt circa 80 Kilometer mit unserem Reisebus.
Hinweis
Schlosshotel Boitzenburg, Templiner Straße 13, 17268 Boitzenburger Land OT Boitzenburg Restaurant: (039889) 50930. Öffnungszeiten: Di-Do + So 12.00-18.00 Uhr. Sa 12.00-22.00 Uhr
Lesenswert
Bluhm, Beatrix, Detlev von Heydebrand & Hans-Joachim Stahl: Schloss Boitzenburg in der Uckermark, Geschichte und Gegenwart. Angermünde 2011