Martin Luther ging in Eisenach zur Schule. Das Haus, in dem er drei Jahre lang wohnte, ist ein prächtig restauriertes vierstöckiges Fachwerkhaus am Lutherplatz. In der Wartburg oberhalb der Stadt wird in den Jahren 2021 und 2022 an Luthers Aufenthalt dort erinnert.
Im Alter von 14 Jahren kam Martin Luther aus Mansfeld, heute in Sachsen-Anhalt, nach Eisenach, um die Lateinschule St. Georgen zu besuchen. Von 1498 bis 1501 wohnte er im heutigen Lutherhaus bei den Familien Cotta und Schalbe. Die Kenntnisse in der lateinischen Sprache waren besonders wichtig für sein späteres Wirken.
Das Haus ist heute ein Museum. Die Dauerausstellung „Luther und die Bibel“ ist preisgekrönt. Eine Sonderausstellung widmet sich einem dunklen Kapitel in der Kirchengeschichte: „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche Entjudungsinstitut 1939 bis 1945“. Das museumspädagogische Angebot ist thematisch und inhaltlich reichhaltig.
Besucher können eine Anleitung zum selbstständigen Erkunden der Ausstellungen erhalten. (Führungen sind selbstverständlich ebenso möglich.) Eine Abteilung widmet sich dem Buchdruck und dem Schreiben wie zu Luthers Zeiten. Praktische Übungen mit Tusche und Feder sind hier möglich. Ein Klassenzimmer mit Tafel und Bänken lädt nicht nur junge Besucher ein. Daneben gibt es einen Raum für das Üben von Übersetzungen und der Kalligrafie. Unter Anleitung können hier Schreibübungen unter anderem in hebräischen und arabischen Schriftzügen vollzogen werden. Verschiedene Kunstprojekte lockern die Atmosphäre im Museum auf.
(Während der Corona-Restriktionen ist das Museum geschlossen, Shop und Café bleiben geöffnet.)
Der Lutherplatz vor dem Haus ist begrünt und lädt zum Verweilen ein. Eine Querstraße entfernt liegt der Marktplatz mit der Georgenkirche und dem St. Georg Brunnen. Hier hält das Luther-Shuttle, ein Service, um an den zweiten Ort zu gelangen, der Luther mit Eisenach verbindet – die Wartburg.
Im Jahr 1521 erreichte Luther die Wartburg, vier Jahre nach der Veröffentlichung seiner Thesen in Wittenberg. Päpstliche Kirche und auch weltliche Herren hatten eine intensive Auseinandersetzung mit Luthers Auffassungen vom christlichen Glauben und dem Wirken in der Realität geführt. So erschien es ratsam, sich für zwei Jahre zurückzuziehen. Diese Interpretation im Rückblick wird plausibel, wenn man sich mit überlieferten Briefen gerade aus der Wartburg befasst. Eine Sonderausstellung im Jahr 2021 setzt sich genau dieses Ziel.
Sie wird – nach Beendigung der Corona-Restriktionen – Schriften und archäologische Funde sowie Kunstwerke und weitere Exponate präsentieren. Sie veranschaulichen den Alltag auf der Burg, die genauen Lebensumstände Luthers während seines Rückzuges. Hier arbeitete er besonders produktiv, verfasste unter dem Pseudonym vom Junker Jörg zahlreiche Flugschriften und begann mit der Übersetzung des Neuen Testamentes. In Briefen offenbarte er seine Seelenqualen, seine ganz reale Angst vor dem Teufel.
Im Hof der Burg wird das Leben praktisch veranschaulicht. Ein Reisewagen aus dem 16. Jahrhundert lädt zum Klettern ein. Im Garten sind Obst und Gemüse zu sehen, die gekocht und gegessen wurden, Kräuter, die zum Heilen verwendet wurden. Brauhaus, Backstube und Bad geben weitere Einblicke und genaue Beschreibungen.
Die nächste Ausstellung im Jahr 2022 widmet sich seiner berühmten Leistung von Eisenach. Martin Luthers Gedanken zu Glauben, Kirche und vom Wirken in der Welt bildeten sich in einem Spannungsfeld von scholastischer Theologie, seinen Erfahrungen in der Seelsorge und seiner Frömmigkeit. Er vertrat die Auffassung, „daß der Mensch wesentlich durch elementare Grundbeziehungen bestimmt sei, in denen er sein Leben gestalten müsse. Dabei gilt nicht mehr die Relation zur Institution der Kirche als entscheidend, sondern die rechte Beziehung zu Gott dem Schöpfer, die freilich durch die Macht des Teufels dauernd bedroht werde.“ (Zitat Wörterbuch des Christentums.)
Hinweise
- Stiftung Lutherhaus Lutherplatz 8 99817 Eisenach Tel. 03691 29830 lutherhaus-eisenach.de
- Wartburg
- Barrierefreiheit ja
Literatur
- Wörterbuch des Christentums, Düsseldorf 1988.