Entdecken Sie mit uns die prächtigen Elbschlösser von Dresden. Unsere zweiteilige Miniserie führt uns heute dorthin, wo wir in Dresden die günstigste Freisitzlimonade, aber auch gehobene Hotelzimmerpreise bekommen. Willkommen in den entgegengesetzten Welten von Lingnerschloss und Schloss Eckberg!
Ist es nicht ein Wunder der Natur und ein Geschenk der Götter? Oder genauer: ein Geschenk des griechischen Weingottes Dionysos? Die Elbschlösser thronen seit über 150 Jahren auf dem Elbhang in Dresden Loschwitz. Schon zuvor waren hier prächtige Weinhänge, bis es durch die Ende des 19. Jahrhunderts aus Amerika eingeschleppte Reblaus zu einer vollständigen Unterbrechung des Weinanbaus kam. Jahrzehnt für Jahrzehnt berappelte man sich langsam wieder, insbesondere seit Ende der Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Den Zweiten Weltkrieg überstanden die Elbschlösser weitestgehend unbeschadet. Die Reblaus bekam man aber nach und nach besser in den Griff. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands kam es schließlich zu einer weiteren Erholung durch die Gründung privater Weingüter. Inzwischen stehen auch hier oben an den Elbschlössern wieder Rebstöcke. Natürlich ist das nicht zu vergleichen mit den Hanglagen in Dresden Radebeul, wo Schloss Wackerbarth und viele oftmals genossenschaftlich organisierte kleine Winzer mit einem Ausflug zur Weinverköstigung locken. Aber immerhin. Der Ausblick auf das Elbtal war ohnehin schon immer überwältigend. Ganz gleich ob in Richtung Blaues Wunder (erbaut 1893) oder über die Waldschlösschenbrücke hinweg (Eröffnung im Jahr 2013) in Richtung Dresdener Zentrum. Der dahinfließende Strom, der aus Tschechien kommend nach Hamburg in die Ostsee mündet, entfaltet in der sächsischen Landeshauptstadt seinen vollen Glanz. Nicht nur der berühmte Canaletto-Blick (Ansicht der Dresdener Altstadt) des aus Venedig stammenden Malers zeugt davon. Um uns auch selbst von den abwechslungsreichen, aber immer beeindruckenden Elbblicken zu überzeugen, fahren wir heute mit dem Reisebus hier hinauf zu den Elbschlössern. Ein zweiter Artikel unserer Miniserie befasst sich mit dem Wasserwerk im Elbtal (es wird wegen seiner Architektur und Sanierung als viertes Elbschloss gehandelt) und dem Schloss Albrechtsberg. Selbst wenn wir mit dem Reisebus am Schloss Albrechtsberg parken, wollen wir uns aber heute mit dem Lingnerschloss und dem Schloss Eckberg befassen. Natürlich ist es Ihnen freigestellt, bei einem Besuch auch gleich alle Sehenswürdigkeiten auf einen Schlag zu erkunden.
Das Lingnerschloss – Tradition verpflichtet
Bürger engagieren sich für Ihre Stadt. Mit diesem Motto wirbt der Förderverein Lingnerschloss e.V. nunmehr seit zwanzig Jahren. Ihm ist es zu verdanken, dass es nach und nach zu Sanierungen kam und das Schloss wieder so genutzt werden kann wie es einmal gedacht war, als der Leipziger Industrielle und Erfinder eines sehr bekannten Mundwassers Karl August Lingner sein Testament verfasste. Er wollte nämlich, dass sein Erbe der Öffentlichkeit zugutekam. Er schenkte es der Stadt Dresden und verband es mit der Bedingung, dass die Bevölkerung in den Genuss der herrlichen Lage und Aussicht kommen sollte. Er wollte explizit kein Etablissement nur für reiche Leute. Diesem Aufruf fühlt sich der heutige Verein verpflichtet. Es gibt zwar auch eine anspruchsvolle Gastronomie im Innenbereich mit angeschlossenem Biergarten, aber es gibt eben auch einen sehr einfach gehaltenen Freisitz mit Selbstbedienung, einfachen Getränken und Speisen. Und der Clou: bis heute gibt es eine alkoholfreie Limonade, die für unter einen Euro angeboten wird. Das Versprechen der Erschwinglichkeit für jedermann wird hier also bisher gehalten. Ob Sie sich bei einem Besuch lieber unter das Volk mischen oder ob Sie für ihre Gruppe einen Platz im Restaurant reservieren, ist natürlich Ihrer Vorliebe überlassen. Es ist vielleicht auch einfach eine Frage zwischen gutbürgerlicher Küche und der spontanen Lust auf eine Bratwurst mit Pommes und einem Bier. Sich nur mit einem Glas Wein auf die Stufen des terrassierten Geländes zu setzen bleibt aber ohnehin unübertroffen. Manchmal ist eben das Einfache das Gute.
Das Mausoleum am Lingner Schloss
Das Lingnerschloss wurde zeitgleich mit dem Schloss Albrechtsberg erbaut. Also zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Es stammt sogar vom selben Bauherren, was auch deutlich an der Architektur zu erkennen ist. Auch das Lingnerschloss ist dreigeschossig und wird von eckigen Türmchen markant nach oben hin begrenzt. Adolph Lohse (1807-1867) mochte diese an Schachtürme erinnernden und den Schlössern etwas burgartiges verleihenden Aufbauten offenbar. Spätklassizismus wird dieser Stil genannt. Anders als im Schloss Albrechtsberg gab es allerdings eine nicht wieder rückgängig zu machende völlige Zerstörung und Umgestaltung des Innern. Das Lingnerschloss hatte die Nutzung als Kinderheim und Bildungsstätte noch ganz gut überstanden und auch die Schäden durch die Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg waren sehr überschaubar. Doch dann kam die Elite. Dresdener Intellektuelle gründeten einen Dresdener Klub. In dem Zuge wurde umgestaltet, rausgerissen und verbrannt. Eine neue Zeit war angebrochen. Im Sozialismus war wenig Raum für Historismus dieser Art. Was die Zeiten überdauert hat, ist der Park und der Hanggarten. Hier gibt es nicht nur Wein, sondern es wachsen auch andere seltene Pflanzen. In der Tradition des früheren Gartengestalters und königlich preußische Gartendirektor Eduard Heinrich Neide (1818-1883) wird also mit einem wachsamen Auge auf die Natur geblickt. Und auf das ästhetische Empfinden der zahlreichen Besucherinnen und Besucher. Wenn die sich auf schmalen, durch die Weinreben führenden Gängen bis hinunter ans Elbufer wagen, können sie noch eine besondere Entdeckung machen. Am Fuße des Elbhanges des Lingnerschlosses befindet sich das steinerne, runde und mit einfachen, figürlichen, lebensgroßen Reliefs versehene Mausoleum von Karl August Lingner (1861-1916). Hier war zu Lebzeiten der Lieblingsort des Unternehmers. Freilich lief er nicht immer hoch und runter, sondern nutzte eine eigens angelegte kleine Seilbahn, wenn er der Elbe ganz nah sein wollte.
Das Schloss Eckberg – ein deutlicher Kontrast zum Lingnerschloss
Es lohnt auf jeden Fall noch einen Blick auf das angrenzende Schloss Eckberg zu werfen. Seine Parkanlagen sind zwar nicht öffentlich zugänglich, da es sich um ein privates Luxushotel handelt, aber es ergeben sich doch Perspektiven auf das Gelände. Und die lohnen unbedingt. Denn das am weitesten östlich gelegene Schloss der drei Elbschlösser unterscheidet sich von den beiden anderen auch deutlich im Stil. Die ehemalige Villa Souchay war nach einem Textilmagnaten aus Manchester benannt, der sich das Schloss um 1860 herum erbauen ließ. Auch die weitere Geschichte ist interessant. Schon einmal im Familienbesitz des Unternehmers Mayenburg kam die Immobilie nach dem Ende der DDR an die enteignete Familie zurück. Allerdings verkauften diese sie dann an eine Münchener Immobiliengruppe, welche die Idee von der Luxussanierung und dem Hotel verwirklichte. Es besteht übrigens noch eine Möglichkeit, sich das Schloss Eckberg näher anzuschauen. Sie können dort übernachten, was allerdings etwas gehobene Hotelpreise mit sich bringt. Oder Sie können im vornehmen Restaurant essen gehen. Von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen, danach die Abendkarte. Allerdings müssen Sie dann schon mal 14€ für ein Hokkaido-Kürbis-Süppchen mit Kokosschaum springen lassen. Hauptgerichte gibt es so ab 35€ aufwärts. Um Vorreservierung für Gruppen wird gebeten. Wir belassen es heute bei dem Versuch, von außen ungewöhnliche Perspektiven auf das im neugotischen Stil errichtete Burgschloss mit unkonventionellem Grundriss zu erhaschen. Wir entlassen Sie in einen angenehmen Tag – und schauen Sie doch auch mal in den zweiten Artikel zu den Elbschlösschen hinein. Der Buskompass ist für Sie immer ganz nah dran!
Hinweise
Das Lingnerschloss bietet auch wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen im Schloss an – auch hier ist es wieder ganz dem Öffentlichkeitsgedanken verpflichtet. Erkundigen Sie sich vor Ort im Infobüro (Mo bis Fr 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr) oder nutzen Sie die Kontaktdaten.
Das Lingnerschloss hat die Adresse: Bautzner Straße 132, 01099 Dresden. Tel.: 03516465382 / E-Mail: info@lingnerschloss.de
Das Hotel, Restaurant und Schloss Eckberg befindet sich auf der Bautzner Straße 134, 01099 Dresden. Tischreservierungen unter der Telefonnummer 0351-80990. Bei weiteren Anfragen können Sie auch an info@schloss-eckberg.de schreiben.
Mit dem Reisebus können Sie am Schloss Albrechtsberg parken oder Sie lassen sich an den Elbschlössern absetzen und später nach einem Elbuferspaziergang beispielsweise am südlichen Elbufer bei der Waldschlösschenbrücke wieder einsammeln. Dort gibt es ebenfalls große Parkplätze.
Lesenswert
Nirgends ist es schöner auf die Elbe zu schauen, als von den Elbterrassen der Dresdener Elbschlösser. Vielleicht ja der ideale Anlass und Ort, sich mal mit der gesamten Geschichte des Flusses auseinanderzusetzten Von Hansjörg Küster ist im Beck-Verlag ein Büchlein (Titel: Die Elbe) erschienen, das mit 12,95€ definitiv erschwinglich ist. Und vielleicht gibt das Ihnen gleich Inspirationen für neue Ausflüge mit dem Reisebus.