Nachdem uns unser Buskompass-Autor über die wechselvolle Historie der im brandenburgischen Hohen Fläming gelegenen Burg Rabenstein unterrichtet hat, wollen wir auch persönlich die einzelnen Tore, Türme, Gebäude und Wehrmauern des prächtigen Feudalsitzes, der einige Jahrhunderte lang zu Sachsen gehörte, in näheren Augenschein nehmen.
Unser Reisebus fährt uns dorthin.
Die inmitten der dichten Wälder des Hohen Flämings oberhalb des kleinen Ortes Raben auf einem Sporn – dem 153 Meter Steilen Hagen – befindliche Burg Rabenstein gehört zu den am besten erhaltenen und romantischsten Feudalsitzen des Landes Brandenburg. Die im Jahr 1251 zum ersten Mal urkundlich erwähnte Anlage ist eine typische Spornburg mit einem rund 30 Meter hohen, aus Granit erbautem Bergfried, dem wehrhaften Donjon, einem flankierenden Tor und einer ausgedehnten Vorburg. Sogenannte auf einem Berggipfel erbaute Spornburgen werden selten in Brandenburg angetroffen.
Burg Rabenstein überwachte eine mittelalterliche Fernhandelsroute von Sachsen-Wittenberg nach Brandenburg an der Havel
Die zum Burgendreieck des farbenprächtigen Hohen Flämings gehörende Burg Rabenstein überwachte im hohen Mittelalter die vom sächsischen Wittenberg in das märkische Brandenburg an der Havel verlaufende Heer- und Fernhandelsstraße. Aufgrund ihrer steilen Hanglage und ihrer mächtigen Wehrbauten galt die Festung für viele Jahrhunderte lang als uneinnehmbar. Weil die Burg Rabenstein im Verlauf der Zeiten immer wieder aufwändig restauriert wurde, weist sie heute einen gut erhaltenen Gesamtzustand auf, der sie zu einer ansehenswerten Ritterburg macht.
Die Hauptburg mit ihrem kolossalen Bergfried und der Rosmarie-Kapelle
Die Burg Rabenstein ist beinahe eine ovale Anlage, die sich in Ost-West-Richtung erstreckt. Sie besteht aus einer Vor- und einer Hauptburg, deren ältere Teile aus bearbeiteten Feldsteinen errichtet wurden. Hingegen sind die jüngeren Segmente der märkischen Feste aus roten Backsteinen erbaut worden. In der Hauptburg erhebt sich neben der östlichen Toreinfahrt der aus Granit ausgeführte Bergfried, bei dem es sich um den ältesten architektonischen Baukörper der Burg handelt. In diesem runden, im 13. Jahrhundert konstruierten Feldsteinturm befindet sich die ursprüngliche Einstiegspforte in etwa 15 Metern Höhe. Im Inneren des gewappneten Turms wurde im Spätmittelalter die geheimnisvolle Rosmarie-Kapelle eingebaut, deren Name auf die alte Sage des schönen, aber sündigen Burgfräuleins Rosmarie zurückgeht, die um Mitternacht auf dem Steilen Hagen spuken soll. Der circa 30 Meter hohe Bergfried verteidigte die dem Bergrücken zugewandte Seite der Burg mit dem dort befindlichen Torhaus und dessen Durchfahrt. Für gut konditionierte und schwindelfreie Burgbesucher ist es heute noch möglich, auf den imposanten Bergfried zu klettern, um von dort oben einen wunderbaren Blick über die dichten Bäume des malerischen Hohen Flämings zu genießen.
Die Tordurchfahrt, der Wohntrakt mit seinen Kellergewölben und die Folterkammer
Die zweigeschossige, mit einem Mansardendach versehene Tordurchfahrt stammt im Wesentlichen aus der Zeit des Barocks im 18. Jahrhundert. Der sich nach Westen an den runden Bergfried anschließende zweigeschossige nördliche Wohnflügel erhebt sich auf noch älteren Fundamenten. Er wurde im 18. und 19. Jahrhundert vor allem zum zentralen Burghof hin komplett verändert. In seinem Erdgeschoss können wir eine hübsche korbbogige Wandgliederung aus dem 16. Jahrhundert betrachten. In dessen kühlen Kellergewölben konnten Unmengen von benötigten Vorräten eingelagert werden. Des Weiteren können wir vom Souterrain der Burg den mittelalterlichen Eisenkeller und die für Delinquenten jeglicher Couleur unangenehme Folterkammer besichtigen.
Der Rittersaal stammt noch aus dem 13. Jahrhundert
Den Abschluss nach Westen bildet der einst großzügig ausgestattete Rittersaal, bei dem es sich um einen in seinem gotischen Kern noch aus dem 13. Jahrhundert stammenden Feldsteinbau handelt. Er ist Jahrhunderte später mit einem barocken Mansardendach versehen worden. Die nach dem französischen Baumeister und Architekten des Königs Ludwigs XIII. François Mansard benannte Dachform ermöglicht an ihren untereren, steil ansteigenden Seiten den Einbau von zahlreichen Dachstuben, den uns bekannten Mansarden. Im 19. Jahrhundert wurde der vormalige Rittersaal auf der Burg Rabenstein allerdings zweckentfremdet zu einem einfachen Stall umfunktioniert.
Die Vorburg mit der Scheune und dem Backhaus – die Ringmauer der Burg
Von der Vorburg sind noch einige Unterbauten des südlichen Mauerabschnitts intakt geblieben. Im Hof befinden sich mehrere Wirtschaftsgebäude und Vorratshäuser. Dazu gehört eine Scheune oder ein im Mittellatein als granarium bezeichneter Kornspeicher mit einem außergewöhnlichen Bohlensparrendach, das am Anfang des 19. Jahrhundert eingebaut wurde. Aus derselben Zeit stammt auch das alte Backhaus.
Wer die Burg Rabenstein jetzt wieder verlassen möchte, der sollte es nicht versäumen, auch die partiell erhalten gebliebenen Abschnitte der im ursprünglichen Feldsteinmauerwerk aufgeführten Ringmauer anzuschauen.
Burg Rabenstein heute
Vor allem an den Wochenenden werden viele Führungen auf und rund um die Burg Rabenstein angeboten, bei denen nicht nur historische Persönlichkeiten aus der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Vergangenheit, sondern auch einzelne Sagengestalten wieder physisch in Erscheinung treten. Zudem gibt es an den Wochenenden ein reichhaltiges Imbissangebot auf dem Rabenstein, so dass kein großer oder kleiner Besucher auf der Burg Hunger oder Durst leiden muss.
Weil die Burg Rabenstein einerseits ein unvergessliches mittelalterliches Kleinod ersten Ranges ist und andererseits der pittoreske Naturpark Fläming auch eine angenehme Erholung bietet, sollten sie beide unbedingt zusammen aufgesucht werden.
Hinweis
Burg Rabenstein ∙ Zur Burg 49 ∙ 14823 Rabenstein OT Raben ∙ Naturpark Hoher Fläming ∙ Landkreis Potsdam-Mittelmark
Parken
Unterhalb der Burg Rabenstein befindet sich ein kostenloser Parkplatz. Von dort aus führt ein gut einhundert Meter langer Fußweg zur märkischen Burganlage hinauf.
Führungen durch die Prunk-, Waffen- und Rittersäle der Burg Rabenstein:
März bis November · Dienstag bis Freitag 11.00, 14.00 & 16.30 Uhr
Wochenende und Feiertage durchgehend von 11.00 bis 17.00 Uhr
November bis März · Wochenende 11.00, 14.00 & 16.30 Uhr
Einzelticket Burg · Erwachsene 5,00 € · Kinder von 4 bis 14 Jahren 3,00 €
Lesenswert
N.N.: Raben, ein Dorf im Hohen Fläming. Gemeinde Raben, Niemegk 2007