Nachdem wir das Alte Museum besucht und uns die Exponate in der Antikensammlung angeschaut haben, gehen wir durch den malerischen Lustgarten, um den Berliner Dom zu bewundern.
Derweil berichtet uns unser Buskompass-Autor von der Geschichte des Berliner Doms, dessen neobarocke Architektur sich an der legendären Peterskirche in Rom orientiert.
Der am idyllischen Lustgarten gelegene heutige Berliner Dom war die einstige Hof- und Grabeskirche der bis 1918 regierenden Dynastie der preußischen Hohenzollern. Als erster „Dom“ war indessen die aus roten Backsteinen erbaute Kirche des im 13. Jahrhundert durch den heiligen Dominikus gegründeten Prediger- beziehungsweise Dominikanerordens genutzt worden, die unmittelbar südlich des Schlosses stand. Dieses mittelalterliche Gotteshaus wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts abgebrochen.
König Friedrich II. ließ einen barocken Berliner Dom am Lustgarten errichten
Anschließend erfolgte der Bau eines repräsentativen Doms im nördlich des Stadtschlosses angelegten Lustgarten. Die neue, mit einer imposanten Kuppel versehene Domkirche wurde nach den Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff auf Geheiß Friedrichs des Großen durch den aus den Niederlanden stammenden Jan Boumann errichtet. Am Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte eine klassizistische Umgestaltung nach den Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel. Gleichzeitig vermehrten sich prominente Stimmen, die einen kompletten Domneubau forderten, der als zentrale Fest- und Predigtkirche dienen sollte. Planungen für dieses immense Vorhaben beschäftigten in den folgenden Jahrzehnten zahllose Architekten und Künstler. Die divergierenden Entwürfe für die architektonische Gestalt des neuen Berliner Doms bewegten sich zwischen einem Kuppelbau und einer flachgedeckten Basilika.
Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs bekam Berlin seinen heutigen Dom
Erst nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahre 1871 und der daraus formulierte Anspruch auf eine eigene Staats- und Hofkirche – die nach dem Willen der Hohenzollern gleichzeitig die Hauptkirche des Protestantismus sein sollte – wurde das Vorhaben eines Domneubaus in Berlin gegen Ende des 19. Jahrhunderts realisiert. Nachdem der von Baumeister Schinkel umgestaltete barocke Berliner Dom abgerissen worden war, wurde in den Jahren von 1894 bis 1905 ein spätgründerzeitlicher Kuppelbau mit seiner spektakulären Fassadenausrichtung auf den kultivierten Lustgarten hin nach den kühnen Entwürfen von Julius Raschdorff und dessen Sohn ausgeführt.
Die Architektur des neobarocken Berliner Doms orientierte sich an der Peterskirche in Rom
Der überdimensionale Berliner Dom weist die Bauform des römischen Barock auf, die sich an der legendären Peterskirche in Rom orientierte. Die architektonische Gestalt des neubarocken Berliner Domes ist mehrgliedrig. Im Zentrum befindet sich der die gesamte Umgebung beherrschende und von vier mächtigen Türmen umrahmte kolossale Kuppelbau. Auf seiner östlichen, der Spree zugewandten Seite, weist der Berliner Dom eine von den beiden Osttürmen flankierte halbkreisförmige Apsis auf.
Hingegen liegt in Richtung Westen die zum Lustgarten hin geöffnete und von den beiden höheren Westtürmen eingefasste Vorhalle. In deren Mitte befindet sich die triumphbogenartige Portalnische mit ihrer abschließenden über das Dach hinausreichenden Attika. In der sich nördlich anschließenden Querachse war die sogenannte Denkmalskirche untergebracht. In den ausgedehnten gewölbten Räumen unter der früheren Denkmals- und unter der Predigtkirche sind die 90 kostbaren Sarkophage der Hohenzollern in der bedeutendsten dynastischen Grablege Deutschlands zu finden. Unser Buskompass-Autor wird auf die Hohenzollerngruft in einem extra Beitrag näher eingehen. Auf der gegenüber gelegenen Südseite des ehrwürdigen Berliner Gotteshauses befindet sich die saalartige Tauf- und Traukirche. Zudem lag an der Südwestecke die überdachte, aber heute nicht mehr existierende „kaiserliche Anfahrt“ zum Berliner Dom.
Reichhaltiges Dekor am Äußeren des neobarocken Berliner Doms
Am figürlichen Dekor des Außenbaues des neobarocken Berliner Doms haben sich die bekanntesten Künstler der wilhelminischen Zeit beteiligt. Der reichhaltige Skulpturen- und Reliefschmuck beinhaltet folgende Themen – Christus und die vier Evangelisten, die Heiligen des Alten und des Neuen Bundes, aber auch legendäre Reformatoren und Engelsfiguren sind zu sehen. Am Hauptportal wurden in den Jahren 1915/16 bunte Mosaiken angebracht. Die drei schweren Bronzetüren zeigen szenische Reliefs aus dem Leben Jesu.
Farbige Mosaiken und Malereien, überlebensgroße Standbilder und eine kaiserliche Empore
Der Innenraum der Predigtkirche im Berliner Dom weist einen unregelmäßigen Grundriss in der Form eines Oktogons auf, dessen mächtige Kuppel von kolossalen Säulen getragen wird. In der Kuppel und in den Gewölben befinden sich Mosaiken und Malereien, die Darstellungen der Seligpreisungen der Evangelisten und des verklärten Christus sowie Szenen der Apostelgeschichte darstellen. Über den acht Hauptpfeilern erheben sich nicht nur überlebensgroße Standbilder von Reformatoren, sondern auch Abbildungen von Fürsten, die sich um jene verdient gemacht hatten.
Im westlichen Teil ist die ehemalige kaiserliche Empore mit dem angrenzenden Kaiserflur, zu der ein eigenes Treppenhaus empor führt. Selbstverständlich wurde auch der kaiserliche Aufgang im Berliner Dom mit kostbaren Fresken geschmückt.
Die Tauf- und Traukirche im Berliner Dom
Die direkt neben der Predigtkirche liegende Tauf- und Traukirche des Berliner Doms ist in ihrem Inneren ein neubarocker tonnengewölbter Saal, in dem die Orgel und die Sängerempore untergebracht sind. Infolgedessen eignet sie sich für Konzerte, Vernissagen und Vorträge. Heute wird sie als eine eigene Kirche von der Berliner Domgemeinde genutzt.
Der Berliner Dom nach dem Zweiten Weltkrieg
Die schweren Schäden am Berliner Dom aus dem Zweiten Weltkrieg wurden zunächst nur durch eine Wiederherstellung seines Äußeren in den Jahren von 1975 bis 1981 behoben. Im Verlauf der Rekonstruktion konnten die äußere Gestalt der Hauptkuppel mit seinem turmartigen Aufsatz, die sogenannte Laterne, und die übrigen Kuppeln auf den vier Türmen vollständig erneuert werden. Im Vergleich zu ihrer ursprünglichen Bauform wurden alle Kuppeln des Berliner Doms auf einem reduzierten, weniger hohen Mauerkranz aufgesetzt. Ursprünglich wies allein die Laterne auf der Hauptkuppel eine beachtliche Höhe von 36 Metern auf. Wenngleich die gesamte Struktur der Türme und Kuppeln des Berliner Doms erheblich vereinfacht wurde, ist ihre monumentale Wirkung auf den heutigen Betrachter noch immer ausgesprochen imposant.
Hinweis
Berliner Dom, Am Lustgarten, 10178 Berlin-Mitte
Telefon: +49 30 20 26 91 36
Anfahrt: Buslinien 100, 300 & N5, Haltestelle: Lustgarten, Entfernung 100 Meter
Öffnungszeiten: April-September täglich 9-20 Uhr, Oktober-März täglich 9-19 Uhr
Der Berliner Dom hat einen barrierefreien Zugang links vom Hauptportal.
Eintritt: Erwachsene 7 EUR, ermäßigt 5 EUR
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.
Lesenswert
Demps, Laurenz: Der Berliner Dom. Berlin 1999