Gewaltig. Monumental. Kaiser geben sich ein Stelldichein am Kyffhäuserdenkmal. Wir folgen Kaiser Barbarossa und Kaiser Wilhelm I. auf den Kyffhäuser und bezwingen über 300 Stufen, bis wir aus des Kaisers Krone über Thüringen und Sachsen-Anhalt schauen.
Zwischen den sachsen-anhaltischen Orten Kelbra (mit seinem Stausee) und Tilleda (mit seinem ehemaligen Königspalast) und den thüringischen Orten Bad Frankenhausen (mit seiner Historie als Salinenstadt), Rottleben und Steinthaleben liegt er: der Kyffhäuser. Er ist einer der bekanntesten Erhebungen Mitteldeutschlands; und das nicht zuletzt wegen der an seinem Fuße liegenden Barbarossahöhle und dem auf ihm thronenden Kyffhäuserdenkmal. Gut 200 Meter hebt der Kyffhäuser sich über die ihn umgebende Landschaft empor; das monumentale Kyffhäuserdenkmal steht auf einer Höhe von 420 Metern, der eigentliche Gipfel des Kyffhäusers ist fast 440 Meter hoch. Schlägt man allerdings die 81 Meter des besteigbaren Kyffhäuserdenkmals drauf, erreicht man fast 500 Höhenmeter. Damit ist unser heutiges Tagesprogramm bereits gut umrissen, es geht hoch hinauf bei unserem Ausflug mit dem Reisebus. Schon von Weitem sieht man den Kyffhäuser in der Landschaft liegen. 10 Kilometer nördlich beginnen die ersten Ausläufer des Südharzes, im Süden gibt es in der Nähe von Bad Frankenhausen einen von der Wipper durchbrochenen weiteren kleinen Höhenzug. Die größere Umgebung (eine Fläche von über 800 Quadratkilometern) wird als Geopark Kyffhäuser bezeichnet.
Das Kyffhäuserdenkmal und sein Architekt
Rötlich erhebt sich das Kyffhäuserdenkmal auf der Kuppe des Kyffhäusers. Der Sandstein wurde der unmittelbaren Umgebung geraubt. Ein ganzer Steinbruch wurde eigens für die Errichtung des monumentalen Bauwerkes angelegt. Anders wäre ein solcher Kraftakt vor über 120 Jahren gar nicht zu bewerkstelligen gewesen. Angesichts der Dimensionen eine noch immer beachtliche Meisterleistung. Vergleichbar vielleicht nur mit dem Bau des Leipziger Völkerschlachtdenkmals und dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal bei der Porta Westfalica in Nordrhein-Westfalen. Tatsächlich haben alle drei Bauwerke denselben Architekten. Bruno Schmitz (1858-1919) ließ nach seinen Entwürfen das Kyffhäuserdenkmal von 1892 bis 1896 errichten. Ein Frühwerk des in Düsseldorf geborenen Rheinländers, dessen Urne letztlich auch auf einem Düsseldorfer Friedhof ihre letzte Ruhestätte finden sollte. Allerdings war sie zwischenzeitig auf Verfügung Kaiser Wilhelm II. sogar auf einer Stele im Kyffhäuserdenkmal beigesetzt worden. Entgegen dem ausdrücklichen Wunsch von Bruno Schmitz, man möge seine Asche nach seinem Tod im Rhein verstreuen. Manchmal kommt es eben anders, als man denkt oder wie man im Rheinland sagt: Et kütt wie et kütt (Es kommt wie es kommt.).
Die Aussicht vom Kyffhäuserdenkmal
Das Kyffhäuserdenkmal sollte ein Ausdruck der Macht der Kaiserzeit sein. Der 1888 verstorbene Kaiser Wilhelm I. war König von Preußen und seit 1871 auch erster Deutscher Kaiser gewesen. Er hatte das Deutsche Reich zusammen mit Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) geeint. Dieses galt als Fortentwicklung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen. Kaiser Wilhelm I. zu Ehren wurde das Land nach seinem Tod mit dutzenden Denkmälern, Statuen und Reiterstandbildern überzogen. Dazu gehört auch das monumentale Bauwerk, zu dem wir heute mit dem Reisebus angereist sind. Vom großen Parkplatz (der auch Reisebussen Platz bietet) führt ein 10 – bis 15-minütiger Spaziergang hinauf zur Plattform mit dem Kyffhäuserdenkmal. Rechnet man die großen Freitreppen mit, die zum Turmeingang führen, dann sind es stolze 306 Stufen bis oben hinauf in die Kaiserkrone. Vom Fuße des Turmes bis zur Kuppel sind es 247 Stufen und man wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt; vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Bis zum Brocken im Harz können wir schauen und im Süden erstreckt sich der Thüringer Wald.
Kaiser Wilhelm I. galoppiert durch das Kyffhäuserdenkmal
Nicht unerwähnt bleiben soll, wo denn nun der mit dem Monumentalbauwerk geehrte Kaiser Wilhelm I. zu finden ist. Auf einem Pferd aus grün patinierter Bronze (Kupfer-Zinn-Verbindung) reitet er hoch über den Köpfen der Besucher aus dem Turm in die Welt. Hier soll alles Kraft und Macht symbolisieren, auch das sich unter seinem kaiserlichen Reiter leicht aufbäumende und voranschreitende Pferd. 11 Meter hoch ist das von dem Bildhauer Emil Hundrieser (1846-1911) geschaffene Reiterstandbild. Verkörpern soll Kaiser Wilhelm I. die Vollendung der Zusammenführung des Deutschen Reiches an geschichtsträchtigem Ort. Denn seit dem Mittelalter gibt es hier die sogenannte Reichsburg Kyffhausen. Besiedelt ist der Höhenzug noch viel länger. Die Reichsburg bestand aus Oberburg (heute Kyffhäuserdenkmal), Mittelburg und Unterburg. Die Ruinen der Unterburg sind teilweise gut erhalten und unbedingt auch eine Besichtigung wert. Als Überbleibsel der Oberburg sind der heute noch hier stehende Barbarossaturm und der mit fast 180 Metern tiefste nachgewiesene Burgbrunnen der Welt zu erwähnen.
Barbarossa sitzt auf seinem Thron am Kyffhäuserdenkmal
Zum Finale wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, dass auch Barbarossa, der die Reichsburg Kyffhausen im 12. Jahrhundert hat fertigstellen lassen, eine entscheidende Rolle am Kyffhäuser spielt. Nicht nur, dass sich am Fuße des Kyffhäuser die Barbarossahöhle befindet. Sie liegt zwischen Rottleben und Steinthaleben und ist eine faszinierende zu besichtigende Mineralienhöhle, in der Sie einiges über die Sage zur möglichen Wiederauferstehung des Kaisers Barbarossa erfahren. Das können Sie auch im Museum des Kyffhäuserdenkmals, aber die Höhle von Barbarossa ist einen eigenen Ausflug wert. Kaiser Friedrich I. (1122-1190) war im 12. Jahrhundert Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen und wurde wegen seines roten Bartes Barbarossa genannt. Er vollendete hier mit über 600 Metern Länge und 60 Metern Breite eine der größten Burganlagen Deutschlands. Vor dem Turm des Kyffhäuserdenkmals blicken wir in einen mit Rundbögen ummauerten Krater. Als lägen hier der Berg und die Höhle Barbarossas offen vor uns; und genau das tut er in gewisser Weise mit seinen Felsformationen ja auch. Der Bildhauer Nikolaus Geiger (1849-1897) hat hier aus Sandstein einen auf seinem Thron sitzenden und erwachenden Barbarossa gefertigt. Über sechs Meter groß ist er und sitzt fest in dieser halb künstlich geschaffenen, halb natürlich gewordenen Welt, die bei Regen und Wind bedrohlich und atmosphärisch dicht wirkt. Das Kyffhäuserdenkmal ist also zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Geöffnet hat es von April bis Oktober täglich von 9.30 Uhr bis 18.00 Uhr, von November bis März von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Es gibt Gruppenführungen und bei Bedarf lässt es sich bodenständig im Burghof Kyffhäuser speisen. Das Restaurant an diesem Standort gibt es schon seit den Anfangstagen des Kyffhäuserdenkmals. Da mit dem Slogan Heute ein Kaiser! geworben wird, gibt es nicht nur die vortrefflichen Thüringer Bratwürste, sondern auch edlere Gerichte vom Wild. Ein schöner Ausklang, bevor es mit dem Reisebus wieder zurück nach Hause geht. Oder vielleicht zur Barbarossahöhle.
Hinweise
Das Kyffhäuserdenkmal finden Sie unter 99707 Kyffhäuserland OT Steinthaleben; von Süden aus nehmen Sie die B85 in Richtung Kelbra, von Norden aus kommen Sie über die A38, nehmen die Ausfahrt Berga oder die Ausfahrt Roßla und orientieren sich nach der B85 in Richtung Bad Frankenhausen
Für Gruppenreservierungen, Führungen und weiterführende Fragen können Sie eine E-Mail an info@kyffhaeuser-denkmal.de schreiben oder Sie kontaktieren die Telefonnummer 034651-2780
Der Eintritt für das Kyffhäuserdenkmal beträgt 9,50 €, ermäßigt 5,50 € – 7,50 € und als Teilnehmende einer Reisegruppe ab 20 Personen 8,50 €. Die Öffnungszeiten entnehmen Sie dem Artikeltext.
Der Burghof Kyffhäuser hat montags bis sonntags von 11.30 Uhr bis 20.00 Uhr geöffnet.
Lesenswert
Sagen und Legenden zum Harz und Kyffhäuser erfahren Sie im gleichnamigen Band von Mario Junkes. Er ist im Handel für 9,95 € erhältlich.