Was nehme ich mit?
Was ist zu viel? Was ist zu wenig?
Was ist angemessen für diese oder jene Reise?
Alle Reisenden nehmen immer zu viel mit, so sagte der Schriftsteller Thomas Bernhard in seinem Dramolett Claus Peymann verlässt Bochum und geht als Burgtheaterdirektor nach Wien. Ich kann ihm nur zustimmen. Es gibt Leute, meistens Männer, die können in zwei Stunden alles für eine Reise von drei Wochen auf einen anderen Kontinent einpacken. Ich gehöre leider nicht dazu. Aber Übung macht die Meisterin.
Ratsam wäre es, zwei Tage zuvor alles Notwendige herauszulegen und am Vorabend des Reisetages alles in Koffer, Taschen, Tüten und Trolleys zu verstauen, damit man beruhigt ist, rechtzeitig alles fertig hat und den Kopf frei für anderes Wichtiges. Ich gehöre, das muss ich zugeben, leider nicht zu dieser Sorte Menschen. Ich packe meist auf den letzten Drücker spät abends und nachts. Ich möchte mich allerdings gern verbessern.
In diesem Sommer 2022 ist manches anders. Viele schlimme Nachrichten fallen in diesem Jahr über uns ein, ob wir sie hören wollten oder nicht. Das Zuhause erschien manchen als eine Festung, als vermeintlich sicherer Hafen, in den er oder sie sich zurückzog. Wenn man dann zudem im Homeoffice arbeitet, ist man sehr intensiv an einen Platz, an die Wohnung, ein Haus gebunden. Hier spielt sich vieles ab. Arbeit, vermeintliche Freizeit und Erholung. Mancher legte sich größere Vorräte an: für den Fall, dass man plötzlich in Quarantäne muss, für den Fall einer Wasserknappheit oder eines Stromausfalles oder sonstiger Katastrophen. My home is my castle. Und jetzt soll man plötzlich verreisen? Eigentlich ist man das nicht mehr gewöhnt.
Aber es ist schön, die Tapeten zu wechseln und einfach mal heraus zu kommen.
Luftveränderung tut jedem und jeder gut. Auch die eigenen Probleme mal hinten an zu stellen, vielleicht kurzzeitig zu vergessen.
Das kleine Schwarze immer dabei und: Pulswärmer
Da ist einerseits eine Liste mit praktischen Dingen: Schuhe, feste und leichte, elegante und robuste. Regenschirm, eine warme Jacke – auch im Sommer? Medikamente, Bücher, Handtücher, diverse Kosmetik, einen extra Rucksack oder einen Tasche, Ersatzbrille, Sonnenbrille, Sonnenhut – der passt in keinen Koffer.
Nicht zu vergessen, eine kleine Liste mit PINs, Kennworten, Telefonnummern und wer mag: Adressen. Vielleicht um einige Ansichtskarten zu verschicken? Dies ist in der heutigen Zeit aus der Mode gekommen, aber trotzdem schön und heute etwas Besonderes.
Zudem die Kleidung, die man so braucht: für alle Tage – dafür die Tage der Reise durchzählen – dazu was Bequemes, auf jeden Fall warme Socken und jetzt, wo die Tage wieder kühler werden, eine Mütze und einige Tücher und Schals sowieso. Mit ein paar Tüchern lässt sich nämlich jedes Hotelzimmer oder auch ein weniger schönes Gästezimmer bei Bekannten leicht in ein persönliches Zuhause auf Zeit umgestalten.
Ausserdem empfehle ich Pulswärmer immer dabei zu haben. Die kleinen gestrickten Dinger ersetzen kurzzeitig einen ganzen Pullover.
Bei Busreisen muss man sich anders als bei Flugreisen auch nicht mit dem Gepäck begrenzen. Und: man muss es nicht selber tragen. Natürlich ist es dennoch ratsam, nur notwendiges mitzunehmen und an die Worte Thomas Bernhards zu denken. Weniger ist mehr! Reise leicht! empfahl der Theatermann George Tabori. Er musste es wissen, denn Theaterleute gehören zum Fahrenden Volk.
Letztlich kommt es darauf an, der Umgebung angemessen ausgerüstet und angezogen zu sein. Übernachtet man bei Freunden oder der Familie, ist ein leichter Bademantel immer sinnvoll. Hausschuhe auch. Noch wichtiger allerdings ist es, dem Wetter angemessene Kleidung dabei zu haben. Waschen lässt sich schnell etwas. Auch für einen unerwarteten besonderen Anlass sollte man immer ausgerüstet sein. Das kleine Schwarze gehört in jeden Koffer.
Worauf es wirklich ankommt
Ganz wichtig in der heutigen Zeit: Das Ladekabel für das Handy. Das wirft die Frage auf: soll der Laptop mit? Manchmal ist man froh darüber, auch auf Reisen eine persönliche Mail schreiben zu können. Schließlich erreichen einen heute unterwegs alle möglichen Nachrichten. Und darauf in Ruhe von unterwegs antworten zu können tut gut.
Andererseits, das Wichtigste ist: Scheckkarte, Handy und Schlüssel.
Mit diesen drei Dingen kann man sich die Welt erschließen.