Woran denken Sie, wenn Sie den Namen Fürst Pückler hören? An das berühmte Eis? Das aus Sahne hergestellte Halbgefrorene? Es kann sein. Heute fahren wir in den berühmten Fürst Pückler Park nach Bad Muskau, in den Olymp der Gartenkunst.
Von der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde in Berlin-Lichtenberg wurde im Gemeindeblatt eine Busreise nach Bad Muskau angeboten. Obwohl ich nicht zu diesem Sprengel gehöre, wollte ich mitfahren und das ist bei rechtzeitiger Anmeldung auch ohne Probleme möglich. Dafür musste ich allerdings an einem Samstag um 8 Uhr früh am anderen Ende der Stadt sein. Als ich pünktlich am Hotel Abakus am Tierpark eintraf, wartete der Bus bereits. Fünfundvierzig Leute reisten an diesem Tag mit. Ich konnte einen Einzelplatz im bequemen 5-Sterne-Bus bekommen. Einige Mitfahrerinnen kannte ich bereits, denn ich hatte im Jahr zuvor schon so eine Busreise mitgemacht. Gut gelaunt ging die Fahrt bei Sonnenschein nach Süden, Richtung Cottbus und der Oberlausitz los.
Eine Fahrt mit der Waldeisenbahn Muskau
Nach knapp zwei Stunden waren wir in Weißwasser. Hier erwartete uns eine kleine Überraschung. Eine Fahrt mit der Waldeisenbahn. Man denkt vielleicht, das sei eher etwas für Kinder, auch für erwachsene Kinder, die früher mit der Modelleisenbahn spielten – aber es kann eigentlich jedem guttun, einen Gang herunterzuschalten. Die berühmte Entschleunigung findet hier statt.
Die Waldeisenbahn Muskau, eine Schmalspurbahn, wurde 1895 zur Erschließung der umliegenden Wälder erbaut. Erst als Pferdebahn, dann mit einer Dampflok. Heute ist die Museumsbahn zwischen Weißwasser und Kromlau eine der längsten Kleinbahnstrecken Deutschlands. Wir fuhren von Weißwasser bis Bad Muskau. Die beschauliche Strecke führte durch Wald und Wiesen und dauerte eine halbe Stunde.
In Bad Muskau angekommen, ging es zum Kaffee König. Hier waren Plätze für uns reserviert und es gab Mittagessen nach Wahl. Schlesischer Sauerbraten mit Knödeln und Rotkohl, Hähnchenbrust auf Ratatouille mit Reis oder eine feine Fischroulade mit Gurkensalat und Kartoffeln. Das Essen schmeckte. Anschließend brachen wir zu einem Spaziergang durch den deutschen Teil des berühmten Muskauer Parks auf, der seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Von diesem berühmten Park hatte ich schon sehr viel gehört und wollte ihn unbedingt erleben.
„Muskau, die That meines Lebens“
So schrieb Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau am 7. September 1846 in sein Tagebuch. Das Einzigartige an diesem Park ist, dass er nach Vorbild englischer Landschaftsgärten sehr naturnah erscheint und anmutet. Man sieht die gestalterische Hand, die natürlich absolut vorhanden ist, kaum. Der höchste Grad der landschaftlichen Gartenkunst ist nur da erreicht, wo sie wieder freie Natur, jedoch in ihrer edelsten Form zu sein scheint. So schrieb Graf Pückler in seinen Andeutungen über Landschaftsgärtnereien 1834.
Über einen großen Teil der Neißenaue, sowohl auf deutschem wie auf polnischem Gebiet, erstrecken sich Parkanlagen, die von 1815 an nach den Plänen des Fürsten gestaltet wurden. Dem exzentrischen Herrscher, der auch als Reiseschriftsteller sehr erfolgreich war, schwebte eine Verbindung seines Schlosses als „vergrößerte Wohnung“ mit dem Park als „idealisierte Natur“ vor. Als ihm 1845 das Geld ausging, musste er Schloss und Park verkaufen. Übrig blieb ihm Park und Schloss Branitz, wo er im Alter von 60 Jahren noch einmal einen englischen Landschaftspark schuf. Der Muskauer Park, mit einer Fläche von 830 Hektar einer der größten Landschaftsparks Mitteleuropas, sicherte Pückler einen Platz im Olymp der Gartengestalter. Das Schloss Muskau ist heute Museum, Standesamt, Weinkeller und es gibt auch ein Café.
In Muskau, ein deutsch-polnischer Park – weitläufig und elegant, natürlich und romantisch
Das Gartenkunstwerk liegt etwa zu einem Drittel in Deutschland, der weitaus größere Teil liegt in Polen. Heute ist er ein wunderbares Zeichen der deutsch-polnischen Verbindung. Denn man kann im Park einfach über eine Holzbrücke nach Polen gehen oder nach Deutschland, je nachdem, wie man es sieht und von welcher Seite man kommt. Hier kann man sich gut und gerne tagelang aufhalten, spazieren oder mit dem Rad fahren.
Hermann Fürst Pückler wurde 1785 auf Schloss Muskau geboren. Als Heranwachsender wurde er vier Jahre bei den Herrnhutern in Uhyst und in den Franckeschen Stiftungen in Halle erzogen. Er fand diese pietistische Erziehung fürchterlich, kalt und heuchlerisch. In Halle flog er von der Schule. Alles Religiöse wurde ihm fremd. Seine Religion wurde eher die Natur, der Kosmos. Im hohen Alter konvertierte er zum Katholizismus.
Zwischen 1825 und 1829 war Pückler mehrfach und über längere Zeit in England, seine Reiseberichte wurden ein literarischer und finanzieller Erfolg. Anschließend reiste er nach Ägypten, in den Sudan, nach Konstantinopel, Italien und Griechenland. Seine Briefe eines Verstorbenen wurden Bestseller. Pückler hatte Einblicke in Adelshäuser und berichtete freizügig und ironisch. All das Erlebte, sein Weltwissen floss in seine Landschaftsgärten ein und wir können es heute bewundern und uns daran erfreuen. Pückler starb 1872 auf Schloss Branitz. Sein Leben spielte sich also zwischen diesen beiden Schlössern ab. Mittendrin ging es um die Welt. Pückler war Fürst, Gartenkünstler, Weltreisender und Schriftsteller.
Unerwartet: das Felicitas Schokoladenland in Hornow
Unsere Busreise ging jetzt in der Lausitz weiter. Eine weitere Station war nun das SchokoLadenLand der Confiserie Felicitas in Hornow. Hier hat eine junge Familie aus Belgien nach dem Mauerfall ab 1992 eine anfangs sehr kleine, feine, heute bedeutende Schokoladenmanufaktur aufgebaut. Sie ist eine belgisch-brandenburgische Erfolgsgeschichte. Belgische Schokolade ist sprichwörtlich die beste der Welt. Und so hatte unsere Busreise einen weiteren ausgezeichneten Höhepunkt. Wir wurden mit einer Tasse heißer Schokolade empfangen, sahen einen Film über Schokoladenproduktion in Belgien, Ghana und Brandenburg und konnten uns anschließend beim Fabrikverkauf mit frischer, knackiger Schokolade aller Sorten eindecken.
Nun ging es zurück nach Berlin. Um 18 Uhr waren wir wieder in Lichtenberg am Abakus Hotel. Die Fahrt war barrierefrei. Einige Teilnehmerinnen hatten einen Rollator dabei.
Ein Kommentar
sehr schön und ausführlich DANKE