Nicht nur die gelbe Berliner Buslinie 100, sondern auch bequemere Reisebusse fahren auf dem belebten Boulevard Unter den Linden am einstigen Stadtschloss der Hohenzollern und am Deutschen Historischen Museum, dem früheren Zeughaus, vorbei, wobei sie die vom legendären Architekten Karl Friedrich Schinkel entworfene Schlossbrücke passieren müssen.
Die imposante Schlossbrücke befindet sich am östlichen Ende des von zahllosen Reisebussen, der öffentlichen Buslinie 100, Autos, Lastkraftwagen, staunenden Touristen und einheimischen Fußgängern frequentierten Boulevards Unter den Linden im historischen Stadtzentrum von Berlin. Dabei verbindet die altehrwürdige Brücke Friedrichswerder mit der Spreeinsel auf den beiden Bundesstraßen, die B 2 und die B 5, und führt am Lustgarten, dem Berliner Dom, dem Stadtschloss, dem Humboldt-Forum vorbei zur Karl-Liebknecht-Straße in Richtung des nach dem russischen Zaren Alexander I. im saloppen Berliner Jargon meist nur als „Alex“ benannten Platz.
Historische Stadtpläne der mittelalterlichen „Zwillingsstädte“ von Alt-Berlin und Cölln zeigen, dass es bereits im 16. Jahrhundert eine hölzerne Zugbrücke an der heutigen Position der Steinbrücke gab. Diese siebenbogige mit einem aufklappbaren Mittelstück konstruierte Spree-Überführung wurde zunächst „Hundebrücke“ genannt, weil sich dort die illustren Jagdgesellschaften mit ihren kläffenden Hundemeuten bei den diversen Ausritten vom Berliner Stadtschloss der Hohenzollern zum unweit gelegenen Jagdrevier im Großen Tiergarten gesammelt haben. Der zum Tiergarten führende Reitweg wird einige Zeit später Unter den Linden genannt werden. Ebenso soll das an denkwürdigen Ereignissen interessierte Publikum darauf hingewiesen werden, dass kein geringerer als Kaiser Napoleon I. hoch zu Ross mit seinen französischen Soldaten und seiner „unsterblichen“ Garde Impériale siegreich durch das Brandenburger Tor über die Hundebrücke 1806 in Berlin eingezogen war. Trotz mehrfacher Veränderungen blieb jene hölzerne Brücke bis in das Jahr 1821 erhalten.
Karl Friedrich Schinkel entwirft die Schlossbrücke
Der König von Preußen, Friedrich Wilhelm III., hat im Jahre 1819 den im märkischen Neuruppin geborenen Architekten und Geheimen Oberbauassessor Karl Friedrich Schinkel damit beauftragt, an Stelle der hölzernen Hundebrücke eine neue steinerne Brücke über den Spreekanal zu entwerfen. In nur kurzer Bauzeit wurde sie in den Jahren von 1821 bis 1824 aus Sandstein im Stil des Klassizismus ausgeführt und trägt seit damals den Namen „Schlossbrücke“. Ihre steinerne aus drei Flachbögen bestehende Brückenkonstruktion überspannt in der Fahrbreite des östlichen Teils des Boulevards Unter den Linden und mit einer Länge von 56,30 Metern den Spreekanal. Der von Schinkel ursprünglich geplante mittlere Bogen wurde hingegen im Verlauf seiner Ausführung hinsichtlich der damaligen Schifffahrt durch Brückenklappen ersetzt. Er konnte erst nach der späteren Schiffbarmachung des Hauptarmes der Spree um das Jahr 1900 fertig gestellt werden.
Zu Zeiten der DDR, in den Jahren von 1951 bis 1989/91, trug das fotogene Bauwerk den Namen „Marx-Engels-Brücke“. Der legere Berliner Volksmund bezeichnete die Schlossbrücke aber anhand der klassischen Marmorskulpturen auch gerne als „Puppenbrücke“. Ihre acht Statuenpaare waren während des Zweiten Weltkriegs von der Brücke entfernt und in Sicherheit gebracht worden.
Schinkels Brückenschmuck
Ursprünglich hatte Baumeister Schinkel einen Brückenschmuck aus Kupfer vorgesehen, dessen Plan jedoch aufgrund von finanziellen Kalamitäten nicht verwirklicht werden konnte. Schließlich wurden auf jeder Seite der Schlossbrücke vier von Schinkel projektierte und aus weißen Carrara-Marmor gefertigte Figurengruppen aufgestellt. Die von verschiedenen Bildhauern der berühmten Berliner Schadow- und Rauch-Schule ausgeführten Statuen erblickten zwischen den Jahren 1842 und 1857 das Licht der Welt. Außerdem symbolisieren die auf hohen Postamenten stehenden überlebensgroßen Skulpturengruppen zum einen die griechischen Göttinnen Nike, Athene und Iris und zum anderen Krieger und Helden unterschiedlichen Alters. Dargestellt ist der mutige Lebensweg eines Helden von seiner Kindheit bis zu seinem Tod. Auf der Südseite der Schlossbrücke sind zu sehen:
• Nike / Victoria lehrt den Knaben Heldensagen
• Pallas Athene unterrichtet den Jungen im Waffengebrauch
• Pallas Athene bewaffnet den Krieger
• Nike / Victoria krönt den Sieger
Auf der Nordseite der Schlossbrücke sind folgende Skulpturenpaare dargestellt:
• Nike / Victoria richtet den Verwundeten auf
• Der Jüngling wird von Pallas Athene in einen neuen Kampf geführt
• Der junge Held wird von Pallas Athene beschützt
• Iris trägt den gefallenen Helden zum Olymp empor
Schinkels Brückenbrüstung
Die eisernen Brückenbrüstungen wurden ebenfalls nach einem Entwurf Karl Friedrich Schinkels angefertigt. Der aufmerksame Betrachter kann beiderseits der Brücke vier Granitpostamente erkennen, zwischen denen sich gusseiserne Brüstungsfelder mit reizvoller mythologisch-maritimer Ornamentik befinden. Die Felder bilden muntere Seepferde und Tritonen ab, in den pfeilerartigen Zwischenstücken ist jeweils ein Delphin dargestellt.
Erschöpfte Flaneure, die nicht weiter zu Fuß laufen möchten, finden neben dem Zeughaus, dem Deutschen Historischen Museum, vis-à-vis des Lustgartens und des Berliner Stadtschlosses unterhalb der Schlossbrücke eine Dampferanlegestelle vor. Die Station besitzt eine kleine Anlegestelle für die beliebten Wassertaxis, die eine einstündige Tour auf der Spree absolvieren. Nähere Auskünfte darüber können interessierte Ausflügler am Informations- und Verkaufsstand der Reederei BWTS einholen.
Hinweis
Die Schlossbrücke kann barrierefrei passiert werden.
Literatur
Pundt, Hermann: Schinkels Berlin, Frankfurt am Main • Berlin • Wien 1981. S. 151f. und S. 385f.
Trost, Heinrich; u.a.: Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, hg. vom Institut für Denkmalpflege. Berlin 1983. S. 142ff.