Der Berliner Teufelsberg ist einer der außergewöhnlichsten Lost Places in Berlin. Eigentlich einer der populärsten in ganz Deutschland. Hier befindet sich eine verlassene Abhörstation aus der Zeit des Kalten Krieges. Der Teufelsberg zwar nur der zweithöchste Berg Berlins nach den Müggelbergen. Aber mit 120 Metern Höhe ist der Ausblick fantastisch.
Wenn man zu Silvester auf den Berg hochsteigt, bietet sich dem Besucher ein enormes Panorama. Der Blick über die Stadt, von Charlottenburg bis Spandau, von Mitte und bis Potsdam ist einfach unbeschreiblich. Man muss es selbst gesehen haben. Zu Zeiten des Corona-Lockdowns war dieser Ausflug für die Berliner besonders gut und wichtig. Hatte man doch hier das Gefühl, endlich mal raus zu kommen. Man konnte in die Ferne sehen, einen Berg besteigen und vielleicht das Gefühl haben, im Gebirge zu sein. In einem Mittelgebirge jedenfalls. Um den Teufelsberg herum befinden sich viele schöne Wanderwege. Vom benachbarten Drachenberg hat man eine gute Aussicht auf die Anhöhe und die Abhörstation.
Vom S-Bahnhof Grunewald gelangt man zu Fuß in etwas über einer halben Stunde, es sind 2,3 Kilometer, zum Parkplatz am Teufelsberg und man kann den Aufstieg beginnen. Anschließend kann man über den Grunewaldturm an der Havel entlang zum S-Bahnhof Wannsee zurückwandern. Dies sind allerdings 11 Kilometer. Es ist also besser, man mietet sich als Gruppe zusammen einen Bus.
Ein Berliner Berg mit Vergangenheit
In der Zeit des deutschen NS-Staates plante Hitler selbst hier eine Militärtechnische Fakultät. Dazu kam es zum Glück nicht. Nach Kriegsende wurden die Ruinen der Gebäude abgerissen und mit Trümmern der Stadt aufgefüllt, bedeckt. Insgesamt 26 Millionen Tonnen Schutt wurden hier im Lauf von 22 Jahren abgeladen. Weitere Trümmerberge in Berlin sind der Insulaner, der große und der kleine Bunkerberg im Volkspark Friedrichshain, die Humboldthöhe im Humboldthain im Wedding. Heute ist der Teufelsberg ein Mahnmal an die Schrecken des Krieges, ein Gedenkort, aber wer denkt schon daran – hier ist in erster Linie Natur und ein Gelände für Freizeit und Erholung. Man kann hier walken, skateboarden, Drachenfliegen, Mountainbiking betreiben und einfach nur Natur und Weite genießen.
Was macht nun die enorme Besonderheit des Teufelsbergs aus?
Ab den späten 50er Jahren waren hier die Amerikaner stationiert. Sie überwachten den Berliner Luftraum und errichteten eine militärische Abhöranlage mit fünf markanten fensterlosen Antennenkuppeln. Der Abhördienst arbeitete ohne Tageslicht. Nur die Kantine hatte Fenster. Hier arbeiteten 1500 Menschen in drei Schichten. Die Field Stationen Berlin hörten die Kommunikation im Osten ab. Auch britische Geheimdienste benutzten diese Anlage, während am Südhang des Berges Wein wuchs. Allerdings misstrauten sich die Amerikaner und Briten auch gegenseitig. Sie tauschten so gut wie nie Berichte und Daten aus. Man kann sagen, dass hier eine geheime vorgeschobene Frontlinie des Kalten Krieges war. So etwas fasziniert die Leute heute. Heute kann man die ehemaligen Abhörstationen bei einer Führung besichtigen. Und auf einer Höhe von 120 Metern über dem Meeresspiegel die Aussicht über die wiedervereinte Hauptstadt genießen und versuchen, hinter ehemalige Geheimnisse zu kommen. Es gibt Führungen zu Geschichte, Botanik und Akustik.
Street Art ganz oben
Nach dem Fall der Mauer gaben die Amerikaner die Station auf. Einige private Investoren kauften das Gelände, aber ihre Pläne scheiterten. Man wollte Luxuswohnungen und ein Hotel bauen. Anwohner und Umweltschutzorganisationen protestierten. Seit 2018 steht das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz. Die Aussicht zum Funkturm im ehemaligen West-Berlin bis zum Fernsehturm im ehemaligen Ost-Berlin und die klare Berliner Luft bleiben.
Hier oben im Berliner Grunewald ist zudem eine große Street Art Kollektion mit ständigen Erweiterungen zu besichtigen. Die Vielsprachigkeit, die zur Zeit des Kalten Krieges hier scheinbar notwendig war, – man hörte in Deutsch, Russisch, Polnisch, Tschechisch ab – inspiriert nun die Künstler und Besucher.