Unter den großen Berliner Stadtparks ein kleines Bündel voller Variation und bunter Überraschungen.
Mit weitem Blick über die Stadt vom Turm, von Beschaulichkeit zwischen Blumenbeeten, Badespaß im Sommer und fetten Beats im Humboldthain Tanzclub.
Oben, hinauf ein paar Stufen zum einstigen Flakturm im Volkspark Humboldthain, bedankt sich der kleine Aufstieg mit wunderbarer Aussicht ins Lichtermeer der Großstadt. Wie hier zur blauen Stunde stärken sich Gemüt und Seele mit Ruhe an Überblick und Schweifen im Nah und Fern schier endloser Weite. Der rastlosen Metropole alles Fieber und Flirren – im Anschein des Abstands: alles friedlichen Einklangs.
Von rauen Kanten, dem ersten Kinderspielplatz der Stadt und Kontemplation im Grünen
Die archaisch anmutende 11 Meter hohe Skulptur mit Titel Mahnmal zur Einheit Deutschlands wurde hier bereits 1967 als ein Geschenk an den damaligen Bürgermeister Willy Brandt aufgestellt und niemand konnte wohl ahnen, wie es 23 Jahre später tatsächlich zur Erfüllung jenes Titels kommen sollte. Seit 1990 die Wiedervereinigung politisch vollzogen war, regte sich auch in gestalterischer Weise die Nutzung des Volksparks in ganz neue Richtungen.
Der Humboldthain, im Ortsteil Gesundbrunnen und dieser heute nicht in erster Linie für sanfte Einkehr, eher für das typisch raue Berliner Leben bekannte Nordwesten der Innercity, bietet zum Kontrast und Ausgleich tatsächlich viele Möglichkeiten zu Entspannung, Muße und Naherholung in der deutschen Hauptstadt.
Zwischen Brunnenstraße und Hochstraße, nahe zur Grenze des Bezirks Mitte und ursprünglich als Landschaftspark entworfen, wurde der Volkspark Humboldthain in einer Bauzeit von 1865 bis 1872 angelegt. Heute Selbstverständlichkeit in den meisten Grün- und Freizeitanlagen, damals ein Novum, entstand hier unter anderem der erste in einem Berliner Park errichtete öffentliche Spielplatz für Kinder. Zunächst jedoch in Einschränkung nur den Vereinen und Schulen des Einzugsbereichs als solcher vorbehalten.
Schwere Geschütze und Schutzraum für geflügelte Nachttiere
Rund 70 Jahre später, während des Zweiten Weltkrieges, wurden auf persönliches Geheiß Hitlers und unter Einsatz zahlreicher Zwangsarbeiter jener Flak- und ein Leitturm als eines von insgesamt drei solcher Turm-Paare zur Verteidigung des Berliner Luftraumes erbaut. Die in weiten Teilen gut erhaltene größte Berliner Bunkeranlange, darunter drei von sieben Ebenen aus meterdickem Stahlbeton, inklusive des Hochbunkers (heute auch als Humboldthöhe bezeichnet) sind in offiziellen Rundgängen zu erkunden.
Da im Gegensatz zu den zwei anderen Flakturm-Bauten der Stadt an jenem im Humboldthain wegen seiner nahegelegenen Gleisanlagen (Zugverkehr am Berliner Nordkreuz, heute Bahnhof Gesundbrunnen) nach Kriegsende nur Vereinzeltes zur Sprengung freigegeben wurde, blieb der wuchtige Bau bis heute weitgehend bestehen. Den tatsächlich abgerissenen Leitturm bedeckte man nach seiner Einebnung mit Trümmerschutt. Seither dient er im Winter unter anderem als Rodelbahn.
Der Verein Berliner Unterwelten führt hier in den Frühlings- und Sommermonaten interessierte Besucher durch die unterirdischen Tunnel bis hinauf ins Innere der ehemaligen Bunkergemäuer zum Flakturm. Da zum späten Herbst bis Frühjahr einige hundert Fledermäuse im Turm alljährlich ihr Überwinterungslager aufschlagen, werden die Führungen nur von Mai bis Oktober angeboten.
Von zarten Blüten, Baden im Sommer, Berliner Wein-Bouquet, Bouldern im Steilseil und strammen Bässen zu später Stunde
Versteckt hinter Hainbuchen und Rhododendren befindet sich der wirklich sehr hübsch gestaltete Rosengarten. Angelegt wie italienische Gärten der Renaissance, mit 70 verschiedenen Rosensorten und insgesamt ca. 15.000 duftenden Pflanzen, sind etliche davon hier in mit Buchsbaum eingefassten Beeten zu finden.Darüber hinaus gibt es auch ein kleines Schwimmbad in der Grünanlage. In der warmen Jahreszeit ideal zum Abkühlen und Freizeitvergnügen, verfügt das Freibad über ein 50-Meterbahn-Becken mit großer gewundener Wasserrutsche, ein Kinderplanschbecken sowie eine Sprungbrettanlage, eine große Liegewiese und ein Restaurant.
Als besondere Specials gibt es im Volkspark, neben der Nordwand des Bunkers, die vom Deutschen Alpenverein zum Bouldern und Sportklettern im oberen Profibereich als Trainingsort genutzt wird, zum einen sogar einen eigenen Humboldthainer Weingarten, aus dem jedes Jahr rund 200 Flaschen Rebensaft gewonnen werden. Zum anderen einen Humboldthainer Club für vorwiegend elektronische Tanzmusik, aber auch andere Veranstaltungen wie Theater und Performance, der seit 2013 auf zwei Ebenen und einer Freifläche zu ausgelassenen Nächten seine Tore öffnet.