Wie tief können Pinguine tauchen? In welcher Stadt finden Sie den ältesten Zoo Deutschlands? Und was hat Alexander von Humboldt mit all dem zu tun?
Wir nehmen Sie mit auf einen Besuch in den Zoo Dresden und in den benachbarten Botanischen Garten.
Auch Teil II unserer kleinen Serie über den Großen Garten in Dresden wird Sie begeistern!
Wer kennt ihn nicht, den undankbaren vierten Platz? Ob auf dem Olympischen Treppchen oder in der Skatrunde, stets fühlen wir uns ein wenig fehl am Platz, wenn wir nicht unter den ersten drei sind. So mag es wohlmöglich auch dem Zoo in Dresden ergangen sein, als er im Jahr 1861 seine Pforten für die Besucher öffnete. Der Kölner Zoo hat es mit seinem Start im Jahr 1860 aufs Treppchen geschafft. Noch etwas früher war der Zoo in Frankfurt am Main, er eröffnete im Jahr 1858. Und Sie ahnen es, Platz eins geht an die Hauptstadt. Der Berliner Zoo wurde schon 1844 gegründet und es ist belegt, dass dies auf die Initiative des bekannten deutschen Naturforschers und Weltreisenden Alexander von Humboldt (1769-1859) zurückgeht. Die Berliner können also nicht nur Humboldt-Forum, sondern auch Zoo. Warum berichten wir Ihnen das alles? Weil es immer wieder aufregend ist, wie sich das Leben wendet. Denn heute leben ausgerechnet die Humboldt-Pinguine eben nicht mehr nur vor der Küste Südamerikas, wo Alexander von Humboldt sie auf seiner Amerikareise zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal entdeckt und beschrieben hat, sondern eben auch im Zoo in Dresden. Den besuchen wir heute im Großen Garten von Dresden. Dieses schon Mitte des 17. Jahrhunderts entwickelte Gelände hat nämlich nicht nur Dresdener Barock, weitläufige Parkanlagen und Marmorskulpturen zu bieten. Davon berichten wir Ihnen zwar auch in einem Buskompass Artikel, aber heute sollen Flora und Fauna im Mittelpunkt unserer Entdeckungen stehen. Der Botanische Garten und der Zoo Dresden sind unbedingt einen eigenen Ausflug mit dem Reisebus wert.
Der Zoo Dresden und seine Tiergeschichten
Es gibt viele tolle Geschichten vom Zoo Dresden zu erzählen. Auch wenn die nicht wie die Geschichten aus dem Leipziger Zoo in der sehr beliebten MDR Serie Elefant, Tiger & Co erzählt werden. In Dresden müssen Sie noch selbst vorbeikommen, um kleine und große Abenteuer zu erleben. Immerhin leben hier über 200 Arten und es gibt fast 1500 Tiere. Dazu zählen viele Vögel wie der Pinguin (ja, auch der ist natürlich ein Vogel, obwohl er nicht fliegen kann!), der Flamingo oder der Rosa Pelikan. Säugetiere gibt es ebenso wie Reptilien und Amphibien zu bestaunen. Eine besondere, etwas traurige Geschichte gibt es von den Orang-Utans zu erzählen. Der Zoo Dresden wurde weltberühmt, als er 1927 diese Menschenaffenart von der indonesischen Insel Borneo präsentierte. Über weite Strecken war die Tierhaltung allerdings wohl etwas zweifelhaft. Noch im Jahr 2017 wurde speziell der Orang-Utan Haltung des Zoos Dresden vom renommierten Great Ape Project ein sehr negatives Zeugnis ausgestellt. Unter dem Namen setzen sich weltweit Organisationen für sehr weitreichende Rechte für Menschenaffen ein. Immerhin sind diese die nächsten lebenden Verwandten des Menschen und sie haben erstaunliche kognitive und empathische Fähigkeiten. Offenbar hat diese Kritik zumindest einen Stein ins Rollen gebracht. Der Zoo in Dresden nimmt gerade hohe Summen in die Hand, um ein gänzlich neues Orang-Utan-Haus mit großem Freigelände zu schaffen. Das wird dann hoffentlich nicht nur den neugierigen Besuchern gerecht, sondern auch den faszinierenden intelligenten Geschöpfen mit den langen Armen und dem rötlich-braunen Fell.
Artenvielfalt im Zoo Dresden
Es gibt im Zoo Dresden eine Elefantenanlage, in welcher der erste künstlich besamte Elefant Deutschlands geboren wurde. Längst sind die Zoos ja nicht mehr nur Ausstellungsfläche für zu wenig geachtete Mitgeschöpfe. Im Gegenteil dienen Zucht- und Austauschprogramme mit der ganzen Welt der Arterhaltung insbesondere von gefährdeten Tierarten. Es gibt eine Löwensavanne und ein Areal für vergesellschaftete Giraffen und Zebras. So nennt man es, wenn unterschiedliche Tierarten dieselben Flächen bewohnen. Ein sehr beliebtes Konzept von modern ausgerichteten Zoos. Es gibt Maras und Nandus aus Südamerika, Koalabären und natürlich Erdmännchen. Auch Raubkatzen sind ein Glanzlicht vieler Tierparks. Im Zoo Dresden dürfen unter anderem die seltenen Schneeleoparden und die schnellen Geparden nicht fehlen. Aber wir wollen Ihnen ja auch noch nicht alles verraten, was es auf dem weitläufigen Gelände von über 10 Hektar zu entdecken gibt. Einen weiteren Tipp wollen wir Ihnen dennoch gern geben. Nach einem Tag im Zoo sind Sie sicher hungrig. Warum nicht einmal im Zoo Dresden essen? Sie müssen auch nicht mit einer Fütterung in Gehegen rechnen. Im Gegenteil, wir empfehlen Ihnen einen sehr gemütlichen Ort und kehren noch einmal zu unseren Freunden, den Humboldt-Pinguinen, zurück. Das Pinguin Cafe hat eine schöne Freiterrasse und liegt oberhalb der Pinguinanlage. Außerdem gibt es hier fantastischen Kuchen und natürlich Eis! Was wäre ein Pinguin schon ohne Eis? Richtig, ein Humboldt-Pinguin – den gibt es nämlich auch bis hinauf zum 5. Breitengrad südlicher Breite. Also lebt er nicht nur an der langgezogenen Küste von Chile, sondern auch in den pazifischen Gewässern vor Ecuador und Peru. Humboldt-Pinguine können übrigens 30 Meter tief tauchen, wenn sie auf der Jagd nach schmackhaften Fischen sind.
Vom Zoo Dresden zum Botanischen Garten
Nachdem Sie so viele Tiere gesehen haben, ist Ihnen vielleicht danach, zum Ausgleich auch noch den Botanischen Garten von Dresden zu besuchen. Der liegt ebenfalls fußläufig innerhalb des sich weit erstreckenden Areals des Großen Gartens. Ein etwa ein Kilometer langer Spaziergang über Wiesen und entlang von alten Baumbeständen verbindet die beiden Orte. Der Botanische Garten wurde 1893 an diesem Standort eröffnet und gehört zur Technischen Universität Dresden. Er liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gläsernen Manufaktur, einer Besucherfabrik, in der Sie stündlich an Führungen teilnehmen können. Wenn Sie es nicht so mit Autos haben sollten, bleiben Sie einfach auf dem Pfad. Sie kreuzen dann ganz automatisch die Strecke der Parkeisenbahn. Das ist eine Miniaturbahn mit richtigen Bahnhöfen, Bahnübergängen und viel Getute! Auch sie war zu DDR-Zeiten wie ihr Pendant in Leipzig am Auensee einmal Pioniereisenbahn. Die manchmal noch aufkeimende, aber inzwischen mehr freundschaftliche Rivalität zwischen den beiden lebenswerten sächsischen Großstädten endet diesbezüglich also in einem klaren Patt. Wenn Sie heil über die Gleise kommen (was sehr wahrscheinlich ist, da der kleine Zug schon von Weitem lautstark auf sich aufmerksam macht), tauchen Sie ein in die Welt der Pflanzen.
Auf den Spuren von Pangaea
Dass der Botanische Garten in Dresden streng nach geografischen Gesichtspunkten angelegt ist, passt gut zu seinem universitären Hintergrund. Des Öfteren kann man hier Studentinnen und Studenten antreffen, die sich in Systematiken, Ordnungen und Unterscheidungsmerkmalen der fast 10.000 Pflanzen vertiefen. Ein faszinierendes Unterscheidungskriterium sind die so genannten Pflanzen aus der alten Welt und die ihnen gegenüber gestellten Pflanzen aus der neuen Welt. Ganz ähnlich wie es Menschenaffen eben nie in Nord- und Südamerika gab, so haben auch viele Pflanzenarten eine eigene und räumlich getrennte Evolutionsgeschichte. Und die begann eben oftmals schon, als der alle Landmassen umfassende Urkontinent Pangaea auseinander zu driften begann. Das war vor immerhin 250 Millionen Jahren und noch immer hält die Drift der Kontinentalplatten an, verursacht Erdbeben und die Geburt neuer oft unterseeischer Vulkane. Bevor wir Sie hier aber mit einer Univorlesung langweilen, machen Sie sich doch lieber selbst auf Entdeckungstour durch die Gärten der Welt. Neben dem Freilandareal warten auch Tropenhäuser mit der Vegetation subtropischer und tropischer Regionen auf Sie. Natürlich wieder streng gegliedert nach Herkunft. Aber das wissen Sie ja inzwischen. Viel Freude beim Lernen in der Natur. Wir hoffen, unser Ausflug hat Ihnen eine gute Zeit bereitet. Das Buskompass-Team bringt Sie eben nicht nur in den Großen Garten nach Dresden, sondern mal eben einmal rund um den Globus. Und wenn wir dabei Ihr Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit unserem Blauen Planeten ein wenig geschärft haben, freut uns das umso mehr. Auf bald!
Hinweise
Ein Parkplatz für den Reisebus können Sie entlang der beiden Ausfallstraßen finden, die sich am nordwestlichen Ende des Großen Gartens am Straßburger Platz schneiden. Von hier ist es sehr nah zum Botanischen Garten. Bis zum Zoo Dresden müssen Sie noch einen Kilometer durch den Großen Garten schlendern. Das allein ist allerdings schon ein großes Vergnügen!
Der Zoo Dresden hat ganzjährig ab 8.30 Uhr geöffnet. Je nach Jahreszeit schließt er zwischen 16.30 Uhr und 18.30 Uhr. Der Eintritt kostet 16€, aber die gute Nachricht ist: mit einer Reisegruppe ab zehn Leuten zahlen Sie nur 13€ pro Person. Ermäßigungsberechtigte erhalten ihre Tickets für 11€.
Die Adresse des Zoo Dresden ist: Tiergartenstraße 1 in 01219 Dresden (Tel.: 0351-478060)
Der Botanische Garten bietet auch sehr günstige Gruppenführungen an, wenn Sie 12 Personen oder mehr sind. Am besten informieren Sie sich unter der Telefonnummer 0351-4593185 oder schreiben eine E-Mail an: bot.garten@tu-dresden.de
Der Eintritt für den Botanischen Garten ist übrigens frei. In den Monaten April bis September hat er von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Die Gewächshäuser öffnen allerdings wie im Rest des Jahres erst um 10.00 Uhr. Schließzeiten variieren wie beim Zoo jahreszeitenabhängig zwischen 15.30 Uhr und 17.00 Uhr
Lesenswert
Es gibt Literatur zum Great Ape Project unter anderem von dem britischen Tierrechtler Peter Singer. Spannender, anschaulicher und weniger philosophisch sind aber vielleicht Filmdokumentationen über Jane Goodall (Schimpansen), Dian Fossey (Gorillas) oder Birutė Galdikas (Orang-Utans). Das ist zwar eine vielleicht etwas ungewöhnliche Vorbereitung auf einen Zoobesuch; aber dafür eine sehr zeitgemäße und originelle. Wir jedenfalls trauen das unseren Leserinnen und Lesern zu!