Wohin wollten Sie schon immer mal reisen?
Welches Ziel im Berliner Umland ist romantisch und gut erreichbar?
Von Königin Luise und Angela Merkel
Am 3. Oktober, dem Tag der Einheit, nehme ich mir gern etwas Besonderes vor. Diesmal war ich von einer Bekannten zu einem Konzert in die Kirche nach Dannenwalde eingeladen. Ich dachte, warum nicht? Dannenwalde ist mit dem Regionalzug von Berlin aus in einer Stunde gut zu erreichen und ich bin neugierig auf Entdeckungen im Umland. Daher nahm ich mir vor, in Gransee einen Aufenthalt einzuplanen, denn schon länger wollte ich das Luisen-Denkmal dort sehen und die dortige St.Marienkirche soll auch sehr schön sein. In Gransee angekommen, läuft man erstmal ungefähr 20 Minuten bis in die historische Innenstadt. Wenn man bedenkt, dass man dies auch wieder zurück laufen muss und zudem in der Umgebung noch Weiteres besichtigen möchte, bietet sich ein gemeinsam gemieteter Bus eigentlich an.
Die St. Marienkirche und das Luisendenkmal in Gransee
In meinem Fall war ich nun zu Fuß unterwegs. Ich fand die doppeltürmige St. Marienkirche schnell, die Kirche war offen. Ich war von dem spätgotischen Bauwerk sofort eingenommen. Der Altar war zum Erntedankfest geschmückt und das ganze Bauwerk sehr einladend. Ich schaute mich um und gewann einen Eindruck. Wer mehr wissen möchte, findet hier kenntnisreiche Freiwillige, die ihr umfangreiches Wissen gerne weitergeben.
Ich ging zügig weiter, um das Luisendenkmal am Schinkelplatz zu suchen. Und tatsächlich, keine fünf Minuten Fußweg entfernt: da war es.
Die allseits beim Volk beliebte Königin Luise starb am 19. Juli 1810 im Alter von vierunddreißig Jahren auf Schloss Hohenzieritz. Der Trauerzug ging am 25. Juli auch durch Gransee und man übernachtete hier. Luises Sarg wurde in der Nacht zum 26. Juli auf Marktplatz unter großer Anteilnahme der Bevölkerung aufgebahrt, bevor es weiter nach Berlin ging. Bald darauf bat die Granseer Bürgerschaft beim König Friedrich Wilhelm III. um die Erlaubnis, ein Denkmal an dieses Ereignis aufstellen zu dürfen. Er stimmte zu. Durch erfolgreiche Spendensammlung konnte das Denkmal, das kein geringerer als der berühmte preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel entwarf, im Oktober 1811 eingeweiht werden. Das kleine, feine, eben nicht protzige Denkmal für die junge Königin erfreute sich durch alle Zeiten großer Beliebtheit.
Der gotisch anmutende Baldachin, der an mittelalterliche Baldachine erinnert, verleiht dem Schrein etwas Überzeitliches. Das Material Eisen erinnert an Luises Standhaftigkeit, zum Beispiel an ihren und Preußens Widerstand gegen Napoleon. Die allgemein filigrane Form erinnert an die Zartheit und Herzlichkeit der Königin. Im Ganzen strahlt Schinkels Denkmal Leichtigkeit und Transzendenz aus und das ist bei dieser Form des Gedenkens selten. Der Trauer der Bevölkerung wird durch die Inschriften Ausdruck verliehen. Die mir liebste ist: An dieser Stelle hier, ach, flossen unsre Thränen, als wir dem stummen Zuge betäubt entgegen sahen; o Jammer sie ist hin.
Schon Fontane schrieb darüber. Das Luisen-Denkmal zu Gransee hält das rechte Maß: es spricht nur für sich und die Stadt und ist rein persönlich in dem Ausdruck seiner Trauer. Und deshalb rührt es.
Luise war die Königin der Herzen, ähnlich wie später Lady Di. Heute ist es Königin Elisabeth, um die die Menschen trauern. Das gibt zu denken.
Ein Café, um bei einem warmen Getränk der Wahl darüber nachzusinnen, gab es leider nicht an diesem Platz. Zwar eine Bäckerei, aber diese hatte natürlich – wir sind in der brandenburgischen Provinz – am Sonntag geschlossen. Da ich das schon ahnte, hatte ich mir ein Sandwich mitgebracht, das ich genüsslich auf einer Bank in der Sonne neben Schinkel und Luise verputzte.
Ein paar Straßen weiter, auf dem Weg zum Bahnhof, entdeckte ich dann doch ein kleines Café mit allem was dazugehört. Das Café Miran ist eine kleine Oase.
Die kleine achteckige Kirche in Dannenwalde
Weiter ging es schnell zum Bahnhof, denn der Zug nach Dannenwalde fährt nur alle zwei Stunden. Die Zeit ging in Gransee auch ohne Restaurantbesuch schnell vorbei. Die Stadt ist von einer fast vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben, diese hätte man umrunden können und zudem die Reste des Franziskanerklosters aus dem 13. Jahrhundert anschauen. Beides musste auf das nächste Mal – vielleicht mit einem Bus – verschoben werden.
In Dannenwalde findet man die Kirche schnell. Einige Leute, die auch mit dem Zug aus Berlin gekommen waren, liefen vor mir in die Richtung. Das kleine Gotteshaus steht wohlbehalten auf einer Verkehrsinsel mitten im Kreisverkehr. Der Dannenwalder Förderkreis Kultur und Kirche am Weg e.V. kümmert sich um die Kirche und organisiert in den Sommermonaten ein Kulturprogramm. Die Gelder der Stiftung Denkmalschutz, der Landeskirche und großzügiger privater Spender reichten aus, um die Kirche von außen zu renovieren. Innen steht diese noch aus. Dennoch oder gerade deshalb hat die Kirche innen einen besonderen Charme.
Das Konzert mit sephardischer Musik, einer Sängerin und historischen Lauteninstrumenten war schön, besonders und die selten gehörte Musik wirkte entspannend. Das Eintrittsgeld bezahlte man anschließend auf freiwilliger Basis und kam bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen miteinander ins Gespräch. Gegenüber der Kirche befindet sich der Laden Richards Wild – Köstlichkeiten aus Brandenburgs Wäldern. Hier kann man täglich frische Wildspezialitäten erwerben, besser allerdings nach Voranmeldung und einen Imbiss gibt es zudem. Auch die Spitzengastronomie kauft hier ein.
Schloss Meseberg tatsächlich
Eigentlich wollte ich nun nach Hause fahren. Es ergab sich aber die Möglichkeit, dass jemand mich mit dem Auto mit nach Berlin nahm. Dieser Herr war sehr begeistert von der ganzen Gegend und kannte sich sehr gut aus. Er meinte, die Schlösser Liebenberg, Hoppenrade und Meseberg bilden ein schönes Dreieck und sind nicht weit entfernt. Alle könnten wir heute nicht mehr besichtigen, dafür langt die Zeit heute kaum – aber Schloss Meseberg sei in der Nähe und wenn ich noch etwas Zeit hätte? Ich sagte: Ja gerne! Natürlich. Und so standen wir in zwanzig Minuten vor dem Gästehaus der Bundesregierung. Das gibt es wirklich! Die Lage auf einem Hügel neben einem See umgeben von Buchenwäldern ist traumhaft. Nebenan ist das Dorf Meseberg mit 273 Einwohnern, laut Statistik 2021 ebenfalls einen Besuch wert. Hier gibt es auch tatsächlich den Dorfkrug Meseberg, der Deftiges zu essen anbietet. Angela Merkel soll hier schon mehrfach das Bauernfrühstück bestellt haben.
Also eine Drei-Schlösser-Tour mit dem Bus ist doch ein Vorschlag.
Als wir mit Blick auf das Schloss gegenüber am Huwenowsee standen, erzählte mir mein Begleiter, wie es überhaupt dazu kam, dass Meseberg Meseberg wurde. Anfang der 90er Jahre war es verfallen und eine schwedische Gesellschaft wollte gegenüber ein Golfhotel errichten. Mein Begleiter war damals Landrat und hat dies verhindert, indem er dem damaligen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe den Tipp gab, es sich einmal anzuschauen. Bald darauf kaufte die Messerschmitt Stiftung das Kleinod, renovierte und rettete es. Die Bundesregierung ist heute Mieter. Das ist Demokratie, finde ich. Und das ist meine Geschichte zum Tag der Deutschen Einheit.