Der Wedding ist berühmt und berüchtigt. Was gibt es noch zu erzählen?
Wie leben die Leute dort? Was ist für Besucher spannend zu erfahren?
Wo erfährt man hier Kunst und Lebenskunst jenseits der Klischees?
Der Wedding ist ein alter Berliner Bezirk mit viel Geschichte. Es gab den roten Wedding, den wilden Wedding und den Wedding, der immer wieder kommt.
Pack die Badehose ein und andere Sänger der heiteren Muse
Hier wurde die Schlagersängerin Manuela 1943 geboren. Sie wuchs in einem Acht-Personen-Haushalt im heutigen Ortsteil Gesundbrunnen auf. Auch ihr Kollege Roland Kaiser wurde 1952 im Wedding geboren und lebte in der Burgsdorfstraße übrigens bei einer sehr geliebten Adoptivmutter. Cornelia Froboess, geboren 1943 – jeder kennt Pack die Badehose ein, damals Conny, heute eine geachtete Schauspielerin – verbrachte ihre Kindheit in der Gottschalkstraße 27 im Berliner Wedding. Und last but not least Harald Juhnke. Er wuchs im damaligen Arbeiterbezirk Wedding in der Stockholmer Straße 29 auf. Getauft wurde er 1929 in der Evangelischen Stephanus-Kirche an der Soldiner/Ecke Prinzenallee. Wie wäre es mit einer Rundfahrt mit dem Bus zu den ehemaligen Wohnhäusern dieser Stars und Sternchen? Man könnte sich kundig machen, die Orte erzählen heute noch einiges über das Leben damals, denn hier wirkt die Gentrifizierung bis jetzt nur punktuell. Der Wedding hat immer noch etwas Wildes, Ungebändigtes. Auch deshalb ist es gut, mit einem Bus anzureisen, noch gibt es hier kostenlose Parkmöglichkeiten und man kommt bei Bedarf auch schnell wieder weiter und weg. Große alte Gründerzeithäuser mit einigen Hinterhöfen, die heute oftmals grüne Oasen sind, säumen die Straßen. Kleine Leute in großen Häusern. Hier ist das Wohnen noch erschwinglich.
Gegründet wurde der Soldiner Kiez bzw. sein geschichtlicher Vorgänger, die sogenannte Kolonie, sogar von Friedrich dem Großen. 1782 ließ er hier eine landwirtschaftliche Kolonie anlegen, um die Bevölkerung mit Gemüse, Obst und Milchprodukten zu versorgen. Die Kolonie begann mit 12 Siedlern aus Süddeutschland, Böhmen und der Schweiz. Die ersten Bewohner des Soldiner Kiezes waren also Ausländer! Eines der Kolonistenhäuser gibt es heute noch. Es ist das älteste Haus im Stadtteil und liegt in der Koloniestraße 57, steht unter Denkmalschutz und wurde von der Pinke Panke GmbH saniert.
Die Gegenwart, Orte zwischen Utopie und Oase
Und wie lebt man heute in diesem Teil des Wedding? Wenn nicht ständig Polizei mit Blaulicht vorbei kommt? Am Beginn der Soldiner Straße wohnt man zum Beispiel zwischen drei Parks, die hier zwei Spielplätze und ein großer alter Friedhof sind. Der St.-Elisabeth-Friedhof II, eine wirkliche Oase im Berliner Häusermeer ist groß und weitläufig, verfügt über einen herrlichen alten Baumbestand mit entsprechender Tierwelt und ist zu jeder Jahreszeit einen Spaziergang wert. In einem nicht mehr genutzten Teil des Friedhofs legten das Berliner Programm für nachhaltige Entwicklung (BENE) gemeinsam mit anderen Trägern auf einer 2,5 Hektar großen Teilfläche das ElisaBeet an. Dieses Projekt ist als interkultureller Garten geplant, das heißt, jeder kann mitmachen und natürlich auch ernten. Es gibt große Salatbeete, Tomatensträucher, Blumenbeete und vieles mehr. Der Hauptteil der gärtnerischen Fläche soll für die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln sein. Die Ernte und Pflege der gemeinschaftlich bewirtschafteten Fläche wird unter den benachbarten kommunalen und sozialen Einrichtungen aufgeteilt. Profis von Himmelbeet, einem anderen Berliner Gemeinschaftsgarten, begleiten die Entwicklung, Pflege und Verstetigung und sowie die fachliche und pädagogische Begleitung. Besonders Kinder und Jugendliche können so niederschwellig für den nachhaltigen Anbau und Naturschutz im innerstädtischen Raum sensibilisiert werden. Jeder aus der Nachbarschaft kann mitmachen. Ich finde, dies ist ein glücklich machendes Projekt. Geradezu gelebte Utopie. Aus der natürlichen Endlichkeit des Lebens in einer sich verändernden Welt entsteht und wächst Unerwartetes.
Sehr angenehm Pause machen kann man im Rosa Parks Café in der Soldiner Straße 32. Hier gibt es einen guten Café, selbstgebackenen Kuchen, auch vegan und einen abwechslungsreichen Mittagstisch. Rosa Parks war übrigens eine US-amerikanische Bürgerrechtlerin.
Vor der Stephanus-Kirche steht täglich der Wagen Die Speisekammer mit selbstgemachtem Eis im Sommer und Crêpes im Winter, Kaffee und Bio-Brot gibt es auch. Die Speisekammer ist ein wunderbarer, auch unverzichtbarer Treffpunkt im Kiez. Für wenig Geld kann man hier tolle Kleinigkeiten erwerben und neben der großen Kirche, die etwas Gemütliches, Beherbergendes ausstrahlt, Freude im Alltag finden.
Die evangelische Kirche leistet hier im Soldiner Kiez hervorragende Arbeit. Jeden Freitag ist die Kirche von 16 – 18 Uhr offen. Man kann den größten Rundkronenleuchter Deutschlands bestaunen. Einmal im Monat findet Orgel satt statt. Da gibt’s eine halbe Stunde lang Orgelmusik, gespielt von hervorragenden Organisten, manchmal plus Sängerin und anschließend eine warme Suppe, köstliche Kleinigkeiten, ein Glas Sekt oder einen Gutschein für den Eiswagen.
3 Kommentare
Lieber Kai,
bei diesem Text geht es nicht um verwaltungstechnische Fragen, sondern um bekannte Orte. Der Wedding ist nach wie vor ein bekannter Ort, mit dem Menschen sich identifizieren, sowie von allgemeiner Bekanntheit.
MfG
Die Redaktion
Der Ortsteil Gesundbrunnen existiert für Sie also nicht?
Wie lange wollen Sie noch in der Vergangenheit Leben?
(Der Soldiner Kiez in Berlin-Wedding) existert nicht!
(Die Stephanuskirche im Soldiner Kiez in Wedding) existert nicht!
soll ich weitere Fehler im „Artikel“ darstellen?
Der Soldiner Kiez befindet sich seit 2001 im Ortsteil Gesundbrunnen und nicht in Wedding.
Wedding ist seit 2001 auch kein Bezirk mehr, sondern ein Ortsteil im Bezirk Mitte.
Bitte mal Korrigieren…