Die viel besungene Universitätsstadt und alte Hauptstadt der Kurpfalz liegt am Austritt des Neckars aus dem Odenwald in der Rheinebene. Über die Altstadt, zwischen Fluss und Berge geschmiegt, wacht die berühmte Schlossruine. Die Stadt gilt als Wiege der deutschen Romantik. Hier lebten berühmte Schriftsteller wie Achim von Arnim, Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff, Gottfried Keller Anfang des 19. Jahrhunderts. Und natürlich gibt es ein Theater!
„Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren, in einer lauen Sommernacht…“
Dieses Lied, dieser Gassenhauer, des österreichischen Komponisten Fred Raymond von 1927 klingt und passt heute noch auf die Stadt. Peter, mein Cousin, holt mich am Bahnhof ab und wir fahren erst einmal zu ihm nach Hause auf die andere Seite der Stadt. Er wohnt am Philosophenweg. Der Philosophenweg ist DER Spazierweg in Heidelberg: er ist ein zwei Kilometer langer, anfangs etwas steiler Weg, der von Neuenheim über den Schlangenweg zum Heiligenberg führt. Er liegt damit dem Heidelberger Schloss direkt gegenüber und man hat einen fantastischen Blick auf die Altstadt, den Königsstuhl und bis in die Rheinebene. Dieser Spaziergang ist eine gute Gelegenheit, den Kopf nach der Anfahrt frei zu bekommen, den Geist zu lüften. Der Philosophenweg verdankt seinen Namen vermutlich nicht bedeutenden Philosophen, sondern Heidelberger Studenten, die den Weg als beschauliches Plätzchen für sich entdeckt hatten. Nach dem Spaziergang gehen wir zu Peter und seiner Frau Gabriele nach Hause, trinken Tee und verputzen Kuchen. Peter meint, er müsse jetzt arbeiten, ich könne etwas ausruhen und zeigt mir mein Zimmer, das Gästezimmer. An meinem Bett, das bereits frisch bezogen ist, steht eine kleine Blumenvase mit frischen Blumen, daneben eine Praline – und ein Buch, das er für mich ausgesucht hat. So herzlich wird man nur in Heidelberg empfangen!
Abends gehen wir ins Theater. Das Theater der Stadt Heidelberg ist ein bekanntes Fünf-Sparten-Haus mit überregionalem Ruf. Heidelberger sind wahre Theaterliebhaber! Von der Klassik bis zur Moderne reicht das vielfältige Programm zahlreicher Spielstätten. Es war das Engagement Heidelberger Bürger, das die Sanierung und Vergrößerung des Theaters in der Altstadt möglich machte, nachdem es 2006 abrupt mitten in der Spielzeit geschlossen werden musste. Diese Schließung hatte man versucht zu vermeiden, denn die Theaterleute wussten, was eine Komplettsanierung bedeuten würde – konnten die Kosten allerdings nur ahnen. Jetzt waren Theater, Stadt und Land gezwungen zu handeln. 2009 wurde die Sanierung beschlossen und begonnen. Von den knapp 60 Millionen Euro Gesamtkosten kamen 19 Millionen durch Spenden zusammen. Der Heidelberger Unternehmer Wolfgang Marguerre trug allein 15 Millionen Euro bei. Deshalb wurde der Neue Saal nach ihm benannt, obwohl die Namen der Sponsoren oft ein gut gehütetes Geheimnis bleiben. Der gesamte Theaterkomplex war renoviert bzw. neu gebaut worden. Der denkmalgeschützte, spätklassizistische Zuschauerraum von 1925 und andere historische Gebäude blieben erhalten, wurden komplett saniert. Kunst kann nun mit modernster Technik, Licht und ausgeklügelter Akustik dargeboten werden.
Heidelberg hat rund 146 000 Einwohner. Die Zahl der Theaterbesuche pro Jahr liegt bei 170 000 und übertrifft die Einwohnerzahl deutlich. 300 fest angestellte Mitarbeiter und ca. 150 regelmäßige Gäste machen das Theater zu einem der größten Arbeitgeber der Stadt. Zusammen mit dem Orchester Heidelberg erhielt es in der jährlichen Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Die deutsche Bühne“ mehr Erwähnungen als jedes andere Stadttheater Deutschlands. Besonders erwähnenswert die Kategorie: „Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren“. Ich bin nun sehr gespannt, dies neue schöne Haus kennenzulernen!
Was gibt es „noch“ in Heidelberg? Die Universität. Die Ruprecht-Karls-Universität ist eine der ältesten europäischen Universitäten und die älteste in Deutschland. Sie wurde 1386 auf Weisung von Papst Urban VI. vom pfälzischen Kurfürsten Ruprecht I. gegründet und begründet im eigentlichen Sinn bis heute den Ruf der Stadt. Die Ruperto Carola hat ca. 15 000 Mitarbeiter und 28. 653 Studenten. Sie zählt zu den elf sogenannten Exzellenzuniversitäten in Deutschland.
Neben dieser bedeutenden Universität scheint das Theater klein. Aber gerade die scheinbar kleine Dinge sind es doch, die das Leben auch ausmachen.
Das Theater Heidelberg veranstaltet zudem den Heidelberger Stückemarkt. Jedes Jahr im Frühling werden seit 1984 10 Tage lang neue Stücke präsentiert und von Schauspielern vorgelesen. Es gibt besondere Uraufführungen als Gastspiele zu erleben.
Im Sommer, im Juni und Juli, finden ebenfalls vom Theater veranstaltet die Heidelberger Schlossfestspiele statt. Die Schlossruine gilt nicht nur als meistbesuchte in Deutschland. Sie beherbergt auch die spektakulärsten und schönsten Spielstätten des Theaters und Orchesters Heidelberg: Schlosshof, Dicker Turm und Englischer Bau. Im Sommer bilden sie Kulissen für Produktionen aller Sparten und festliche Konzerte. Zum Schloss kann man hoch laufen oder die Bergbahn benutzen. Es wird ein festlicher Abend.
Um die Metropolenregion Rhein-Neckar zu erkunden, empfiehlt sich eine Busreise. So kann man die Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg mit all ihrer Kunst und Kultur und die umliegenden landschaftlichen Kleinode einfach und umweltbewusst besuchen.
In Heidelberg gibt es zudem das internationale Musikfestival Heidelberger Frühling. Zu diesem seit 1997 stattfindenden Festival klassischer Musik kamen 47 000 Besucher (2018) zu über 100 Konzerten.
„Und als wir Abschied nahmen vor den Toren – Beim letzten Kuss da hab ich’s klar erkannt: Daß ich mein Herz in Heidelberg verloren…“