Zu den Feiertagen hat man Lust auf Glanz, Musik und Glitzer.
Wo ist in Berlin ein modernes, zeitgenössisches Opernhaus zu finden?
Wo verbinden sich Tradition und Offenheit für Neues am schönsten?
Was am Anfang steht – eine Hospitanz
Meine Patentochter Elsa wollte in Vorbereitung auf ihr Studium eine Hospitanz – so nennt man ein Praktikum im Bereich des Theaters – an einem Berliner Opernhaus machen. Am besten nacheinander an allen Häusern, denn jedes Haus hat sein eigenes Profil. Dies ist allerdings nicht möglich, denn alle drei Berliner Opernhäuser, die Staatsoper, die Komische Oper und die Deutsche Oper sind in der Stiftung Oper in Berlin vereint. Aus rechtlichen Gründen kann man daher nicht an jedem Haus eine Hospitanz machen, denn so wäre die Höchstdauer für ein unbezahltes Praktikum, und das ist auf drei Monate beschränkt, überschritten. Unbezahlt ist eine Hospitanz am Theater seit jeher und das finde ich im Übrigen auch in Ordnung. Man kann bei so einer Tätigkeit am Theater oder in der Oper viel erfahren, erleben und auch lernen und zugleich seine Theaterleidenschaft prüfen, dass man fürs ganze Leben davon profitiert. Zugleich kann man herausfinden, ob die Theaterleidenschaft für eine Ausbildung im Theaterbereich ausreicht. Auch dies ist wiederum vage. Niemand kann wissen, wie das eigene Leben weitergeht und ob man den Beruf lebenslang ausüben wird – dafür reicht Leidenschaft nicht. Wissen, Erfahrung und Handwerk sind nötig, geben aber keine Garantie für ein erfolgreiches Theaterleben, gar eine Karriere. Während einer Hospitanz kann man allerdings erfahren, ob und wie man selbst in den Betrieb Theater passt, denn Theaterarbeit ist immer Teamarbeit. Viele Gewerke von der Technik über die Verwaltung, die Dramaturgie bis zur Schneiderei, Schlosserei und Rüstmeisterei arbeiten wie Rädchen an einem Zahnrad zusammen, das am Ende die abendliche Vorstellung ergibt. Darauf ist alles ausgerichtet. Wie gesagt, man kann sehr viel erfahren während der drei Monate. Als meine Patentochter nun vor die Wahl gestellt wurde, welches der drei Opernhäuser in Berlin nun „ihres“ werden sollte, fragte ich einen weltbekannten und preisgekrönten Opernregisseur um Rat, nach einer Empfehlung. Diese lautete: Die Dramaturgie Abteilung der Deutsche Oper. Elsa entschied sich dennoch für die Staatsoper.
Neustart 1961
Der Neubau der Deutschen Oper Berlin wurde am 24. September 1961 nur wenige Wochen nach dem Bau der Berliner Mauer im damaligen West-Berlin mit Don Giovanni von Mozart eröffnet. Der Architekt des neuen Hauses war Fritz Bornemann (1912-2007), dessen Arbeiten für Berlin herausragende Bedeutung hatte. Zum Beispiel baute er das Haus der Freien Volksbühne in der Schaperstraße. Bornemanns Opernhaus war eine Ikone des Neuen Bauens. Das Opernhaus, so das Konzept Bornemanns, sollte sich vom althergebrachten üppigen Barocktheaterbau unterscheiden. Die aus Ruinen auferstandene Deutsche Oper sollte anders sein, demokratischer. Mit guter Sicht auch von den billigen Plätzen aus und nicht wie die im Absolutismus gebauten Logentheater. Offene, weite Foyers, die zu Gesprächen einladen, helle Treppenhäuser vor großen Glasfenstern. Es stimmt, das im damaligen West-Berlin einzige Opernhaus hat eine großzügige und freie Atmosphäre. Irgendwie luftig.
Der derzeitige Intendant ist Dietmar Schwarz, der Generalmusikdirektor ist Donald Runnicles. Besonders prägend für die Deutsche Oper war der Regisseur und Intendant Götz Friedrich (1930- 2000).
Groß und klein
Die Deutsche Oper Berlin ist mit 1859 Plätzen das größte Opernhaus Berlins. Die Aufgabe ist daher die Pflege des klassischen Repertoires wie Wolfgang Amadeus Mozart, Richard Strauss, Richard Wagner, Giacomo Puccini und Giuseppe Verdi. Zudem sind Wiederentdeckungen und Uraufführungen auf dem Programm, Initiativen für eigene Projekte der beschäftigten Musiker und Künstler werden ausdrücklich gefördert und ermöglicht. In der 2012 eröffneten weiteren Spielstätte Tischlerei, der ehemaligen Werkstatt, finden nun eigene Projekte der Musiker, Sänger und Dramaturgen statt.
So gibt es im März 2022 einen Abend Wider das Vergessen, ein Gedenkkonzert in Wort, Bild und Musik für vier ehemalige Mitglieder des Orchesters der Deutschen Oper, die von den Nationalsozialisten vertrieben oder ermordet wurden. Der Abend erzählt ihre Leben und ihre Geschichten anhand von Musikstücken und persönlichen Dokumenten.
Ebenso trat meine Patentochter Elsa kürzlich in einer Uraufführung Neue Szenen V „UNSER VATER/VATER UNSER“ in Kooperation mit der Musikhochschule Hanns Eisler in der Tischlerei auf. Auch das lässt hoffen. Ich war im Publikum dabei.
Die Deutsche Oper Berlin ist barrierefrei. Das Restaurant Deutsche Oper bietet für jeden etwas.