Die Sterne sind zum Greifen nah in Dresden Prohlis. Oder zumindest die Geschichte des Halleyschen Kometen. Sie wird im Palitzsch-Museum erzählt.
Außerdem begeben wir uns auf einen Archeo-Pfad, begegnen Skulpturen und Brunnen.
Auch Freunde der DDR-Architektur kommen auf ihre Kosten!
Was verbindet die Jahre 1759, 1835, 1910 und 1986 miteinander? Es ist ein Komet, der wie kein anderer in die Weltgeschichte eingegangen ist. Als Stern von Bethlehem wird er gehandelt, als unheilvoller Todesverkünder, als göttliches Symbol. Und dabei ist es doch gerade ein Naturwissenschaftler, der das Geheimnis aufdeckte. Der Mathematiker und Astronom Edmond Halley (1656-1742) war es, der als erster dessen elliptische Bahn durchs Universum und dessen regelmäßigen Vorbeizug an unserer Heimat Erde beschrieb. Die Rede ist, Sie wissen es längst, vom Halleyschen Kometen. Die Welt wartete also mit Spannung auf die für das Jahr 1758 vorhergesagte Wiederkehr des Halleyschen Kometen. Das Jahr verstrich und die astronomischen Zirkel begannen schon unruhig zu werden, als es am ersten Weihnachtstag des Jahres 1758 doch noch so weit war. Der Autodidakt und angesehene sogenannte Bauerngelehrte Johann Georg Palitzsch (1723-1788) aus Prohlis (heute ein südlicher Stadtteil von Dresden) entdeckte den Halleyschen Kometen. Im Frühjahr 1759 war er dann in voller Pracht mit seinem langen Schweif von der Erde aus zu beobachten. Ganz ohne astronomische Hilfsmittel mit dem bloßen Auge. Hell und klar!
Der Wiederentdecker des Halleyschen Kometen kommt aus Prohlis
Wir besuchen heute das Museum zu Ehren des Bauernastronoms Johann Georg Palitzsch nicht mit dem Großen Wagen, sondern mit dem Reisebus. Es steht in Dresden Prohlis, dem Geburts- und Sterbeort des vielseitigen Sachsen. Palitzsch, dessen Vater früh verstarb, wuchs in der kleinen Gemeinde auf, die im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde. Gesiedelt wurde auf dem Gebiet von Prohlis aber schon seit der Bronzezeit zwischen 2000 und 1500 v. Chr.. Belegt werden konnte das durch Funde während der DDR-Zeit. Seit dem 19. Jahrhundert gab es hier im Elbland nämlich Lehmgruben, in denen bis in die siebziger Jahre Lehm für das Brennen von Ziegeln abgebaut wurde. Dabei stieß man immer wieder auf archäologisch höchst interessante und wertvolle Fundstücke. Architektonisch wahnwitzig ging es dann weiter. Der alte gewachsene Ort (ehemals ein sorbisch geprägtes Rundlingsdorf) musste weichen und an seiner statt wurden in den achtziger Jahren zahlreiche Plattenbauten errichtet. Bis zu siebzehn Stockwerke hoch waren die inzwischen teilweise abgerissenen oder auch zurückgebauten und inzwischen modernisierten Arbeitergroßsiedlungen.
Von der Jungsteinzeit bis zum Halleyschen Kometen
Aber zurück zu Johann Georg Palitzsch. Er brachte sich selbst Astronomie, Latein und Physik bei. Als Landwirt (er hatte den Hof seines früh verstorbenen Vaters geerbt) war er botanisch bewandert und war auch auf diesem Gebiet zu Großem fähig. Der Siebenjährige Krieg hatte von 1756 bis 1763 gewütet und die Felder lagen brach. Aber Palitzsch brachte die Kartoffel ins Dresdener Elbtal und auch den Blitzableiter. Er verband die Erde mit dem Himmel. Das Bodenständige mit den Sternen. Er erlangte noch zu Lebzeiten solche Berühmtheit, dass er europaweit mit anderen Gelehrten seiner Zeit in Austausch stand. Auch Besuch vom Sächsischen Kurfürsten und von Vertretern des Adels und der Wissenschaft bekam er. Er war bekannt für seine große Bibliothek. Seine Geschichte wird im Palitzsch-Museum erzählt. Und auch die Geschichte von Prohlis. Das Museum verweist auf sieben tausend Jahre Besiedlungsgeschichte der Region. Auf Kreisgrabanlagen aus der Jungsteinzeit ebenso wie auf Funde weiterer Bebauungen, die die slawischen Ursprünge betonen.
Das Palitzsch-Museum und der Archeo-Pfad
Der Eintritt für das kleine Museum ist mit 4€ sehr erschwinglich (ermäßigt 3€), gewährleistet einen barrierefreien Besuch und hat Mittwoch bis Sonntag von 12.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Und das Beste ist, für Gruppen ab zehn Personen wird ein weiterer Rabatt gewährt. Außerdem ist an Freitagen der Eintritt gänzlich kostenfrei. Kurzweilig werden Ihnen die drei Bereiche Geschichte von Prohlis, Das Leben von Johann Georg Palitzsch und Astronomie vermittelt. Im astronomischen Teil gibt es sogar ein digitales Planetarium, in welchem Sie sich von den Sternbildern und Kometen begeistern lassen können. Dafür sollten Sie sich ganz einfach im Vorfeld als Gruppe anmelden; kontaktieren Sie einfach das Museum. Und wenn Sie vom Tagesprogramm noch nicht erschöpft sind, gibt es noch eine besondere Überraschung. Direkt am Palitzsch-Museum startet der sogenannte Archeo-Pfad. Sie wandern entlang von elf Informationstafeln durch den Stadtteil (und bei Bedarf darüber hinaus). Dabei werden immer wieder historische, archäologische und kulturgeschichtliche Zusammenhänge hergestellt. Es geht um die Fundstücke, die dem lehmigen Elbtalboden abgerungen werden konnten und um die Industriegeschichte der Region. Mitunter kommen Sie an dem sehr kleinen Geberbach entlang, der früher das alte Prohlis geprägt hat. An einigen Stellen wie an der Prohliser Kirche wurde er liebevoll renaturiert und lässt so zumindest für einen kurzen Augenblick die Zeitschichten durcheinander gleiten. Die ganze Rundwanderung hätte stolze elf Kilometer, aber auch auf einem kleinen Teilstück bekommen Sie bereits einen guten Eindruck von dem reizvollen Konzept vermittelt.
Der Halleysche Komet und die ewige Wiederkehr
Wenn Sie zurück sind von ihrem kleinen Stadtteilspaziergang haben Sie vielleicht den großen Pusteblumenbrunnen der Künstlerin Leonie Wirth oder die Skulptur Die Sternengucker von Walter Howard entdeckt. Oder gar den Palitzschbrunnen an der Johann Georg Palitzsch Oberschule? Der seit Langem versiegelte ehemalige Brunnen zeigt auf einer steinernen Tafel einen riesigen Kometen und die abstrahierte Silhouette des Wiederentdeckers des Halleyschen Kometen. Der Halleysche Komet kehrt alle 74 bis 79 Jahre zur Erde zurück. Das ist dann allerdings erst um das Jahr 2061 rum. So lange sollten Sie nicht warten, bis Sie sich wieder auf einen anregenden Busausflug in die Sächsische Landeshauptstadt begeben.
Hinweise
Größere öffentliche Parkplätze finden Sie an der südlich am Palitzsch-Museum vorbeiführenden Gamigstraße. Gastronomisch ist die Umgebung leider etwas herausfordernd, da es in der näheren Umgebung eher Supermärkte und Einkaufszentren gibt. In einem Einkaufszentrum können Sie natürlich auch fündig werden, aber da empfehlen wir Ihnen lieber unsere gastronomischen Tipps in unseren weiteren Buskompass-Artikeln zur sächsischen Landeshauptstadt. Stöbern Sie doch einfach mal!
Das Palitzsch-Museum finden Sie an der Gamigstraße 24 in 01239 Dresden. Sie können sich dort auch telefonisch unter 0351-7967249 melden oder sich per E-Mail an peter.neukirch@museen-dresden.de wenden. Zum Beispiel für eine Anmeldung für das digitale Planetarium. So kommen Sie dem Halleyschen Kometen ganz nah.
Sehenswert
Der Sternenhimmel in Ihrer Heimat – oder auch mal fernab davon.