Was brachte den Begründer der deutschen romantischen Oper nach Dresden? Hat ihn die Landschaft und Umgebung womöglich zum Freischütz inspiriert? Diesen und anderen Fragen gehen wir auf den Grund, wenn wir das weltweit einzige Museum besuchen, welches dem ehemaligen Dresdener Hofkapellmeister gewidmet ist.
Schon die Anfahrt mit dem Reisebus ist herrlich. Entweder kommen Sie direkt aus nordwestlicher Richtung aus der nahen barocken Residenzstadt Dresden oder aus Richtung des nur etwa ein Kilometer entfernt liegenden Schloss Pillnitz an der Elbe. Selbstverständlich ist das kleine beschauliche Hosterwitz seit Mitte des 20. Jahrhunderts eingemeindet und gehört zu Dresden, aber zu Lebzeiten von Carl Maria von Weber (1786-1826) war das eben noch etwas anders. Auch Entfernungen hatten noch eine andere Bedeutung als heute. So war nicht nur das Schloss Pillnitz der Sommersitz des kurfürstlichen Hofes, sondern auch die Umgebung ein beliebtes Ausflugsziel für Künstler und das vornehmere Bürgertum. Hier traf man Literaten, Komponisten und Maler beim Flanieren an der Elbe. Angereist wurde damals mit der Kutsche oder stilecht sogar mit Gondeln direkt auf der Elbe. Und so dürfen wir uns vorstellen, wie auch der damals 31-jährige Komponist, Pianist und Opernschöpfer Carl Maria von Weber im Jahr 1817 hier entlang spazierte und ein charmantes Winzerhäuschen entdeckte. In diesem mietete er sich in den Folgejahren immer wieder für die Sommermonate ein. Mitsamt seiner frisch vermählten Frau Caroline und dem gesamten Hausstand aus der Dresdener Stadtwohnung. Weber war bereits Operndirektor am Dresdener Hoftheater und königlicher Kapellmeister. In den Jahren zuvor war er an der Oper in Prag tätig gewesen. Bis dahin war es ein geografisch interessanter Weg. Denn geboren wurde Carl Maria von Weber im schleswig-holsteinischen Eutin als Sohn eines musikalisch ebenfalls hochbegabten Wandertheatermusikers. Die Unternehmungen gingen vornehmer vonstatten als es jetzt vielleicht klingt. Seine Mutter war Opernsängerin und der Familie des Vaters entstammte beispielsweise der Vater der Frau von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791). Die Wanderjahre hatten folglich die Familie Weber auch bereits nach Salzburg geführt. Aber irgendwann sollte eben nach der Zwischenstation in Prag das Königreich Sachsen zur Wahlheimat werden. Dieser Lebensstation von Carl Maria von Weber (es sollte seine letzte werden) verdanken wir den heutigen besonderen Ausflug!
Carl Maria von Weber und seine kleine Welt
Das Museum zu Ehren von Carl Maria von Weber zeigt originale Erinnerungsstücke und originalgetreue Kopien von Notenblättern, Aufzeichnungen, Tagebucheintragungen. Beispielsweise wird die persönliche Stimmgabel des Komponisten in einer Vitrine präsentiert und fast scheint man ein zartes Summen zu vernehmen, wenn man sich ihr vorsichtig annähert. Die Urenkelin Webers, die auch in Dresden lebte und starb, gab durch ihren Tod und ihr Vermächtnis 1957 den Anstoß für die Eröffnung des Museums. Allerdings etablierte sich das Winzerhäuschen bereits zwei, drei Jahrzehnte nach dem Tod des Begründers der deutschen romantischen Oper als Gedenkort. Der anfangs sehr kleine Bestand wuchs, eine Gedenktafel wurde am Haus angebracht und so entwickelte sich der Ort nach und nach zu dem wunderbaren Ausflugsziel von heute. Nicht nur der Garten bezaubert und dient in den Sommermonaten als Aufführungsort für musikalische Darbietungen; dann übrigens des Öfteren in Kooperation mit der Carl Maria von Weber Musikhochschule in Dresden. Gerade auch das Innere des Winzerhäuschens begeistert mit seinem eingefrorenen Zeitkolorit. Der Boden, über den auch der Komponist auf dem Weg ins Klavierzimmer geschritten ist, knarzt, die Möbel stammen aus der Epoche zu Webers Lebzeiten. Wir erblicken einen Sekretär, ein geschwungenes Sofa und eine kleine Bibliothek. Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Etagen und wirkt erfreulich klar und aufgeräumt. Lithografien an den Wänden (Webers Vater hatte sich sehr für diese Technik interessiert), überraschende Blicke aus dem Fenster und die Gemütlichkeit des ehemaligen Winzerhauses sorgen für eine eigentümliche Stimmung. Durch den authentischen Ort haben wir das Gefühl, Carl Maria von Weber ganz nah zu kommen.
Carl Maria von Weber – der Freischütz
Zum Abschluss unserer Annäherung des von Richard Wagner (1813-1883) sehr geschätzten Komponisten rufen wir uns in Erinnerung, womit Carl Maria von Weber seinen Weltrang begründet hat. Zumindest der durchschlagende Erfolg wurde ihm mit der Inszenierung vom Freischütz zuteil. Die Mischung aus Sage, Märchen und Brauchtum geht auf eine Erzählung aus dem Jahr 1810 zurück. In der Geschichte von August Apel wimmelt es von Wäldern, Jagden, Hornklängen, Wettschießen, verzauberten Patronen, Liebe und Tod. Also alles, was eine packende Operninszenierung braucht. Durch das besondere Setting (wir möchten es Deutscher Wald nennen), wurde es sehr anschlussfähig für die Besucher. Seitdem gilt Carl Maria von Weber auch als Nationalopernschreiber. Inspirierend sicher auch für den jungen Richard Wagner, der sich für die Musik von Weber begeisterte. Das Libretto zum Freischütz hat der Dresdener Friedrich Kind (1768-1843) verfasst. Auch nicht ganz unwichtig bei einem so großen Erfolg. Beide gemeinsam hatten am Ende der Geschichte gefeilt, damit diese nicht ganz so tragisch endet wie in der Vorlage. Im Original erschießt der Held die Angebetete durch die tragische Verzauberung der verwunschenen Gewehrkugel. Das wäre dann vielleicht doch zu hart gewesen. Die Handlung ist zwar nach Böhmen um die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg versetzt, aber die Einflüsse der Umgebung sind spürbar. Vielleicht haben Ausflüge in die Sandsteinformationen der Sächsischen Schweiz, die Teilnahme an Jagden oder Wanderungen entlang des Elbufers und durch die Hänge und Wälder Carl Maria von Weber inspiriert. Er selbst sprach von der Volkssage als vortreffliches und geeignetes Sujet für eine Opernaufführung. Die Uraufführung vom Freischütz fand zwar 1821 in Berlin statt, aber im Januar 1822 konnte Carl Maria von Weber seine erfolgreichste Oper in seiner Wahlheimat Dresden aufführen. In dieser wunderbaren Stadt an der Elbe, von der wir heute mit dem Besuch des Museums eine weitere erfreuliche Facette kennen lernen durften. Wir hoffen, dass es Ihnen mit einem Besuch ganz ähnlich geht!
Hinweise
Der Eintritt für das Carl Maria von Weber Museum kostet 4€ (ermäßigt 3€). Für Gruppen ab 10 Personen zahlen Sie 3€ (ermäßigt 2,50€). Freitags (außer an Feiertagen) ist ab mittags ohnehin freier Eintritt. Mittwoch bis Sonntag hat das Winzerhäuschen für Sie von 12.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Wenn Sie an einer kleinen Führung interessiert sind, können Sie sich unter der Rufnummer 03512618234 an das Museum wenden. Die E-Mailadresse der Museumsleitung lautet: romy.donath@museen-dresden.de. Das Erdgeschoss des Museums ist gut barrierefrei zu besichtigen. In die erste Etage des Winzerhäuschens führt eine Treppe.
In Hosterwitz ist es möglich, einen Parkplatz für den Reisebus zu finden. Einen ausgewiesenen Ort gibt es dafür allerdings leider nicht. Eine Lösung wäre, den Busparkplatz am Schloss Pillnitz zu benutzen. Dieser liegt nur etwa 500 Meter entfernt und so haben Sie die Gelegenheit, sogar beide Sehenswürdigkeiten an einem Tag zu besichtigen.
Einen leckeren Kuchen und auch einen Kaffee bekommen Sie beim kleinen Café Wippler – der Bäcker in Laufnähe liegt wie das Carl Maria von Weber Museum an der Dresdener Straße. Das Café hat die Hausnummer 113 und unser Tagesausflugsziel die Hausnummer 44.
Sehenswert und Hörenswert
Eine Aufführung des Freischütz von Carl Maria von Weber