Das Wasserpalais spiegelt sich in der Elbe, auf der großen Freitreppe richtet ein Graureiher seinen Blick auf das kühle Nass.
Besuchen Sie mit uns eine Perle des Dresdener Barock!
Wir verbringen einen Tag auf Schloss Pillnitz, entdecken Spuren asiatischer Architektur, fahren Bötchen und schlendern durch die angelegten Gärten.
Dem Wasserpalais von Schloss Pillnitz kann man sich nur stilecht nähern, wenn man über die Elbe kommt. Wie einst die Fürsten und König August der Starke (1670-1733) im barocken Dresden ein Boot besteigen und nur wenige Kilometer elbaufwärts an der riesigen, ins Wasser führenden Freitreppe anlanden. Das wäre ein Traum! Das Schloss Pillnitz ist genau genommen eine Ansammlung verschiedenster Gärten, Schlösser und Palais. In den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts entwarfen zwei der drei großen Architekten des Dresdener Barock (Pöppelmann und Longuelune) das Wasserpalais und die dazugehörige Freitreppe. Damals kamen die Besucher, Hofdamen, Mätressen und Adeligen in erhabenen Gondeln herbei geschippert. Wir begnügen uns mit der Fähre, die vom gegenübergelegenen Kleinzschachwitz ablegt. Dieser auf der südlichen Elbseite gelegene südöstliche Stadtteil von Dresden bietet die Möglichkeit, einen Parkplatz für den Reisebus zu finden. Überdies gibt es am Fährhaus Kleinzschachwitz einen Biergarten, der zu einer kleinen Stärkung vor oder nach der Besichtigung des am nördlichen Elbufer gelegenen Schloss Pillnitz einlädt. Das Hauptgebäude wirkt durch sein rechteckiges Türmchen wie eine kleine etwas verwitterte Ritterburg.
Mit der Elbfähre nach Schloss Pillnitz
Die Überfahrt mit der kleinen Elbfähre geht sehr flott, aber bietet schon einen ersten fürstlichen Anblick auf das elbaufwärts gelegene Wasserpalais und die sich dahinter nach oben ziehenden Elbuferhänge. Am nördlichen Ufer angelandet folgen wir der Leonardo-da-Vinci-Straße bis zu einer mehrere hundert Meter langen Baumallee. Sie sollte das damals im leicht an den chinesischen Pagodenstil angelehnte Schloss Pillnitz mit dem japanischen Palais am Elbufer der Dresdener Neustadt verbinden. Offenbar war die Begeisterung für Fernost damals sehr ausgeprägt bei den ehemaligen Dresdener Bauherren. Ganz so lang ist die Allee nicht geworden, aber wenden wir uns nach rechts, gelangen wir nach etwa 300 Metern barrierefrei zum Schlossgarten.
Schloss Pillnitz – Zeitreise in die Vergangenheit
An der Verlängerung der Leonardo-da-Vinci-Straße liegt übrigens ein riesiger, zum Schloss Pillnitz gehörender und gebührenpflichtiger Parkplatz, der einen alternativen Ausgangspunkt für den heutigen Besuch bietet. Entlang dieser Baumallee verläuft die schon 1725 errichtete Maillebahn. Paille-Maille ist ein croquetähnliches Spiel aus höfischer Zeit. Dafür brauchte es einen Holzhammer, einen Ball und einen langgezogenen harten Untergrund. Eben auch dafür eignet sich eine Allee zu Hofe ganz wunderbar. Das Französisch war ja ohnehin die Sprache der Zeit und somit verwundert es nicht, dass am anderen Ende der Baumallee früher das Französische Dorf lag. Hier wurden während der vielen illustren und rauschenden Hoffeste die Musiker, Sänger und Komödianten in Hütten untergebracht. Ein Narr, wer sich nicht spätestens jetzt als Adliger oder fahrender Schausteller in die damalige Zeit zurückträumt.
Der Schlosspark auf Schloss Pillnitz
In den Schlosspark darf man von 6.00 Uhr morgens bis Sonnenuntergang. Hier gibt es viel zu entdecken. Das kleine Trompeterhaus am Elbufer, an dem vor Jahrhunderten Trompetentöne erklangen, wenn ankommende Besucher sich per Gondel näherten. Auch von einer Gondel aus, in vorfreudiger Feierstimmung, sicherlich ein beeindruckendes Willkommen. Dazu vielleicht noch Nebel über der Elbe oder die Hitze eines Spätsommertages, die von den Weinhängen herunterfließt. Wir geraten ins Schwärmen. Einen englischen Pavillon gibt es zu besichtigen. Samt Teich und Standbild der Göttin Hera, die bekanntlich argwöhnisch die vielen Liebschaften des höchsten Gottes Zeus beäugte. Vielleicht ja ein raffinierter Fingerzeig darauf, wie es am Hofe August des Starken und seiner Nachfolger zuging. Ein erst in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtetes gläsernes Gewächshaus auf Schienen, das Kamelienhaus, findet sich ebenfalls im Park. Es kann wegbewegt werden, wenn die Kamelie blüht. Die Kamelie wurde allerdings auch schon zu Zeiten des Dresdener Barock beliebt, stammt ebenfalls aus Ostasien und passte somit zu den architektonischen Einflüssen, die auf Schloss Pillnitz zu besichtigen sind.
Das Bergpalais auf Schloss Pillnitz
Auf der rückwärtigen Seite des Wasserpalais, auf dessen Freitreppe wir nun endlich auch haben verweilen können, entdecken wir das Bergpalais. Unterhalb des Daches zieht sich eine lange Banderole um das Gebäude, auf der asiatische Motive abgebildet sind. Sie geben Aufschluss darüber, wie sich die europäischen Barockarchitekten den Fernen Osten vorgestellt haben. Zwischen beiden Palais, die übrigens heute große Teile des Kunstgewerbemuseums beherbergen, liegt der Lustgarten mit Springbrunnen und sorgsam gestalteter Wiesenfläche. Die ganze Anlage unterliegt bis heute gestalterischen Wandlungen. Begonnen hatte sie im französischen Stil, dann wurde sie im Sinne eines englischen Landschaftsgartens angepasst und auch das ein oder andere modernere Gartenarrangement meint das Besucherauge zu erblicken. Am besten, Sie machen sich auf den barrierefrei begeh- und befahrbaren Wegen selbst ein Bild davon. Wir laden Sie dazu ein, den Holländischen Garten und den Chinesischen Garten samt dazugehörigem Teich und Pavillon zu erkunden.
Das Neue Palais – Schlossgeschichte und Schlossgerichte
Zu guter Letzt schauen wir uns das Neue Palais an. Sein Vorgängerbau fiel 1818 einem Brand zum Opfer. An seiner Stelle wurde im klassizistischen Stil ein Barockschlösschen errichtet und zeigt in seinen Innenräumen die wechselvolle Geschichte der Schloss- und Parkanlage Schloss Pillnitz. Hier darf auch der obligatorische Souvenirladen nicht fehlen und direkt angrenzend gegenüber steht das edle Schlosshotel Pillnitz mit dem dazugehörigen Terrassenrestaurant. Hier können wir zum Abschluss entweder einkehren, oder wir machen uns auf den Rückweg zum Reisebus. Der steht ausgeruht auf dem Parkplatz bei der großen Allee an der Leonardo-da-Vinci-Straße oder am anderen Elbufer in Kleinzschachwitz. Ein erlebnisreicher Ausflug, den wir vielleicht um eine der vom Schloss Pillnitz angebotenen Führungen ergänzt haben, liegt hinter uns. Selten sind wunderbare Landschaft und prächtige Architektur so harmonisch verknüpft. Hochvergnügt und aufgeräumt verlassen wir das Wasserpalais und die Anlage Schloss Pillnitz. Auf bald, oh Du schönes Dresden!
Hinweise
- Adresse von Schloss Pillnitz: August-Böckstiegel-Straße 2, 01326 Dresden
- Über die öffentlichen Führungen informiert man sich am besten über die Homepage von Schloss Pillnitz oder direkt unter 0351-2613260. Auch eine E-Mail-Adresse für die Kontaktaufnahme gibt es: pillnitz@schloesserland-sachsen.de
- Die Führungen dauern in der Regel um die 75 Minuten, werden stündlich angeboten und kosten zwischen 10€ und 15€. Besonders hervorzuheben ist vielleicht, dass es auch speziell Führungen für an Demenz erkrankte Besucherinnen und Besucher gibt; dabei wird der Schwerpunkt dann auf Gerüche, Berührungen von Objekten und Pflanzen, sowie auf besonders achtsamen Umgang gelegt.
- Behindertengerechte Toiletten gibt es am Parkplatz Lohmener Straße, in der Nähe des Besucherzentrums Alte Wache und im Schlossmuseum. Palmenhaus und Schlossmuseum verfügen über einen Rollstuhllift, das Besucherzentrum ist barrierefrei über eine Rampe zugänglich
- Informationen zum Kunstgewerbemuseum erhalten Sie unter 0351-49142000 oder unter besucherservice@skd.museum
- Über die saisonal wechselnden Fährverbindungen von Kleinzschachwitz hinüber nach Schloss Pillnitz können Sie sich über die Homepage der Dresdener Verkehrsbetriebe informieren. Dort sind die Linienpläne der Elbfähren einsehbar.
- Adresse des Biergarten in Kleinzschachwitz, direkt am Fährableger: Berthold-Haupt-Straße 130, 01259 Dresden / Telefon: 035125386853
- Das Wintergarten-Café im Schlosshotel Pillnitz hat Dienstag bis Sonntag von 12.00 Uhr bis 22.00 Uhr geöffnet. Dort gibt es vom Wildbrett über Torten bis hin zu mondänen Eisbechern so einiges zur Auswahl. Kontakt für Gruppenreservierungen: 0351-26140
Lesenswert
Es gibt einige Bildbände mit Erläuterungen zum Thema Dresdener Schlösser. Eines sei hier beispielhaft genannt: Schlösser und Gärten in und um Dresden ist 2008 im Hinstorff Verlag erschienen.