Nachdem wir das von Baumeister Schinkel konzipierte Petzower Schloss mit seinem von Lenné gestalteten Landschaftspark besichtigt haben, suchen wir die gleichfalls von Schinkel erbaute neoromanische Kirche auf dem Grelleberg auf.
Vom Grelleberg genießen wir einen herrlichen Blick sowohl auf die Havel als auch auf den Schwielow-, den Haussee und den Glindower See.
Ausflügler, die sich an der klassizistischen Baukunst des weithin bekannten Architekten und Städteplaners Karl Friedrich Schinkel erfreuen, kommen in der Mark Brandenburg voll auf ihre Kosten. Allein unser Reisebus hat bereits die bei Neuruppin gelegene Schinkelkirche in Wuthenow und die Schinkelkirche in Großbeeren angefahren, die an die gleichnamige Schlacht von 1813 gegen die napoleonische Fremdherrschaft in Preußen erinnert.
Mit der neoromanischen Schinkelkirche in Petzow haben wir einen weiteren Backsteinbau vor uns, der nicht nur auf Schinkels Entwurf zurückgeht, sondern der auch auf die Beteiligung des an der Baukunst begeisterten Hohenzollern Friedrich Wilhelm IV. fußt.
Schinkels Petzower Dorfkirche wurde im neoromanischen Baustil errichtet
In der 1838/39 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel und dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. gemeinsam konzipierten sowie auf dem Grelleberg errichteten Petzower Dorfkirche haben wir einen einschiffigen neoromanischen Backsteinbau mit einer abschließenden Apsis vor uns. Gut erhalten ist zudem der freistehende, nur durch einen Brückenbogen mit dem Kirchenschiff verbundene Westturm im Stil eines italienischen Campanile. Die im Turm hängende Glocke weist die Jahreszahl 1803 auf.
Die äußeren Wände der ansehenswerten Petzower Schinkelkirche wurden in den Jahren 1840-42 mit gelb-grünlichen Ziegeln gemauert. Hingegen schmücken rötliche Ziegel sowohl das Gesimsband als auch die neoromanischen Fenster. Dieses Kolorit bildet das steinerne Farbenspiel der Mark Brandenburg.
Während die gelb-grünlichen Ziegel aus einer Ziegelei des Ziegelbarons von Kaehne bei Petzow stammen dürften, kommen die rötlichen Ziegel der Gesimse und der Fenster aus dem havelländischen Rathenow.
Das Interieur der Petzower Schinkelkirche
Das klassizistisch geprägte Kirchenschiff des augenfälligen Gotteshauses auf dem Grelleberg ist axial auf das Petzower Schloss des Ziegelbarons von Kaehne ausgerichtet und mit einer robusten Holzbalkendecke versehen worden. Sämtliche Einbauten und auch die florale Ausmalung des einschiffigen Innenraums stammen aus der Zeit der Erbauung der aparten Schinkelkirche.
Zum kostbaren Interieur des kleinen Gotteshauses rechnen wir den Altar, die Kanzel, die Taufe, das Gestühl und die Westempore mit ihrer Orgel. Hervorzuheben sind ferner die geschmackvollen Leuchter, bei denen es sich um einen Berliner Eisenkunstguss handelt.
Bei der Einweihung der Kirche kam König Friedrich Wilhelm IV. persönlich
Bei der mit einem feierlichen Festakt vollzogenen Petzower Kirchweihe am 31. Oktober 1842 ließ es sich König Friedrich Wilhelm IV. nicht nehmen, höchst persönlich anwesend zu sein. Leider war der geniale Baumeister Schinkel bereits im Jahr 1841 in Berlin verstorben.
Am Beginn der 1980er Jahre wurde die stattliche Schinkelkirche entwidmet. In unseren Tagen dient sie dem Landkreis Potsdam-Mittelmark als Veranstaltungsort für Matineen, Expositionen und Kammerkonzerte. In diesem Zusammenhang ist es sehr erfreulich, dass die stilvolle Schinkelkirche seit dem Jahr 2011 auch wieder eine eigene Orgel, die Königin der Instrumente, besitzt.
Vom Campanile genießen die Besucher einen fantastischen Blick
Es ist möglich, die eindrucksvolle Schinkelkirche während der Besuchszeiten das ganze Jahr über zu besichtigen. Im Verlauf des Rundgangs ist es ebenfalls erlaubt, auf den freistehenden Campanile, den Glockenturm, zu klettern. Von dem markanten Turm aus bietet sich den Erholungssuchenden ein phänomenaler Rundblick. Sie können am Fuß des Hanges den Glindower See erblicken. In einer Senke liegt der kleine, ovale Haussee und am fernen Horizont zeichnet sich als ein Teil der Havel der Schwielowsee ab. Im Verlauf der Wintermonate, wenn die Bäume ihr Blattwerk verloren haben, sind die drei Seen besonders prächtig anzusehen. Kein Ausflügler dürfte diese überwältigende Aussicht vergessen. Um mit den gewählten Worten unseres märkischen Chronisten Theodor Fontane zu sprechen: Das Ganze ein Landschaftsbild im großen Stil – nicht von relativer Schönheit, sondern absolut.
Ältere Personen und Touristen mit bedrückender Höhenangst, die den Campanile nicht erklimmen wollen, können sich auf eine der drei Bänke setzen, die unmittelbar vor der beeindruckenden Schinkelkirche stehen.
Heiraten in der Petzower Schinkelkirche
Interessanterweise bietet das hübsche Petzower Gotteshaus nicht nur Raum für Veranstaltungen unterschiedlichster Couleur an, sondern es ermöglicht auch verliebten Paaren in dem altehrwürdigen Kirchenschiff den Bund für das Leben zu schließen. Folglich kann in der eminenten Schinkelkirche der innige Traum jeder Frau reale Wirklichkeit werden, wenn sie sich in ihrem weißen Brautkleid – von liebenswerten Blumenkindern geführt – zum Altar geleiten lässt. Obendrein ist es möglich, sich den passionierten Wunsch einer kirchlichen Heirat zu verwirklichen, ohne Angehöriger einer konfessionellen Glaubensrichtung zu sein. Nicht nur die erhabene Atmosphäre auf dem Grelleberg, sondern auch das unvergessliche Ambiente des von dem großen Gartenarchitekten Lenné gestalteten Landschaftsparks des Petzower Schlosses bieten dem frisch vermählten Hochzeitspaar und deren Gästen vielfältige Motive für Erinnerungsbilder und für Schnappschüsse von dem schönsten Tag ihres Lebens.
Hinweis
Schinkelkirche ∙ Fercher Straße 52 ∙ 14542 Werder (Havel) OT Petzow ∙ Landkreis Potsdam-Mittelmark
Öffnungszeiten der Schinkel- bzw. der Dorfkirche Petzow
März bis Oktober ∙ Sonnabend und Sonntag 11:00 Uhr – 18:00 Uhr
November bis Februar ∙ Sonnabend und Sonntag 13:00 Uhr – 17:00 Uhr
Lesenswert
Fontane, Theodor: Der Schwielow und seine Umgebungen, in: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Havelland. Petzow. Band 3, mehrere Auflagen
Kühn-von Kaehne, Pia: Kirche zu Petzow. Landratsamt Potsdam-Mittelmark, 1997