Nach unserem Besuch des anlässlich der Befreiungskriege errichteten Großbeerener Gedenkturms wollen wir die weiteren Monumente jener Epoche besichtigen.
Unser Autor skizziert nicht nur das Leben des siegreichen Retters von Berlin, des Generals Graf Bülow von Dennewitz, sondern er führt uns auch zur Bülow-Pyramide und zum Schinkel-Obelisk des Jahres 1813.
Wer war Friedrich Wilhelm von Bülow, der dreimalige Retter Berlins?
Friedrich Wilhelm von Bülow wurde als Sohn des erfolgreichen Diplomaten Friedrich Ulrich von Bülow und dessen bürgerlicher Gemahlin, der Kantorstochter Sophie Schulz, in der Altmark geboren. Es verwundert somit nicht, dass der spätere preußische General der Infanterie von seiner musisch begabten Mutter auch die tiefe Liebe zur Musik geerbt hatte. Interessanterweise hinterließ er der staunenden Nachwelt auch einige nicht unbedeutende Kirchenkompositionen.
Ein preußischer General der Infanterie widersetzt sich Freund und Feind
Als General der preußischen Armee galt Bülow einerseits als sturer Dickschädel, temperamentvoller Geist und tapfere Persönlichkeit, der aber andererseits seinem Souverän Friedrich Wilhelm III. gegenüber stets loyal blieb. Von Bülow legte sich nicht nur mit seinem direkten Vorgesetzten, dem Oberkommandierenden der Nordarmee, dem schwedischen Kronprinzen Bernadotte an, sondern er erlaubte sich auch militärische Alleingänge gegenüber dem verbündeten Oberbefehlshaber der Schlesischen Armee, dem Generalfeldmarschall Fürst Blücher.
Jener, der von den Franzosen respektvoll maréchal en avant, Marschall Vorwärts genannt wurde, sagte einst zu Bülow: Herr General, Sie sind gut zum Befehlen, aber schlecht zum Gehorchen! Dennoch gab der Erfolg von Bülow recht. Da er als einziger General seiner Epoche ohne eine militärische Niederlage geblieben war, wurde er unvermittelt der allzeit glückliche Bülow genannt. Mit seinen überwältigenden Siegen bei Luckau, Großbeeren und Dennewitz rettete er Berlin gleich dreimal vor den napoleonischen Expansionstruppen des Jahres 1813. Der jüngere Bruder des Generals, Dietrich von Bülow, dürfte jenen persönlich am besten gekannt haben. Von Dietrich ist die charakterisierende Aussage überliefert, dass Wilhelm der am wenigsten befähigte von uns Brüdern [ist], aber der klügste Offizier in der ganzen preußischen Armee.
Von Großbeeren nach Dennewitz – wo Bülow Franzosen und Sachsen in die Flucht schlug
Nach der demütigenden Niederlage der Grande Armée im märkischen Großbeeren am 23. August 1813 begab sich Napoleon persönlich in die Lausitz, während dessen Marschall Ney – der Tapferste der Tapferen, wie der Franzosenkaiser jenen nannte –, den fehlgeschlagenen Angriff auf Berlin erneuern sollte. Unweit des südwestlich von Jüterbog gelegenen und damals zu Kursachsen gehörenden Dorfes Dennewitz kam es am 6. September zu einer weiteren existenziellen Schlacht um die Residenzstadt Berlin. Bei Dennewitz standen sich lediglich 41.000 Mann auf der preußischen Seite den 70.000 Franzosen und deren sächsischen Alliierten gegenüber.
Erst nach einem langen und erbittert geführten Duell konnten die erneut unter dem umsichtigen Kommando des Infanterie-Generals von Bülow kämpfenden Preußen die erfolgsverwöhnte Grande Armée mit den vereinigten sächsischen Truppen zurückschlagen. Dadurch hatte von Bülow nicht nur ein weiteres Mal die Okkupation der bedrohten Spreeresidenz vor den Franzosen bewahrt, sondern auch das unverrückbare Fundament für den zukünftigen Verlauf der vom 16. bis 19. Oktober stattfindenden Völkerschlacht bei Leipzig gelegt. Mit der siegreichen Leipziger Völkerschlacht entschied sich der gesamte Ausgang des legendären Herbstfeldzugs von 1813, der zur Zerschlagung der napoleonischen Grande Armée führte. In deren Folge wurde der politisch ambivalente König von Sachsen, Friedrich August I., als einfacher Kriegsgefangener in das frühklassizistische Schloss Friedrichsfelde bei Berlin gebracht. Napoleon entkam in das ferne Paris und die französische Fremdherrschaft in Preußen und Deutschland brach nach 7-jähriger Besetzung in sich zusammen. Zum Dank erhob Friedrich Wilhelm III. seinen geschätzten und ungeschlagenen General der Infanterie – den allzeit glücklichen Bülow – im Jahr 1814 zum verdienten Grafen Bülow von Dennewitz. Schließlich erinnert noch heute im Berliner Ortsteil Schöneberg die Bülowstraße an den prominenten Helden der Befreiungskriege.
Bülow-Pyramide aus Feldsteinen bei Großbeeren
Nachdem wir den auf der pittoresken Dorfaue in Großbeeren stehenden Gedenkturm des Jahres 1913 besichtigt haben, steigen wir wieder in unseren komfortablen Reisebus ein, der uns über die Bahnhofstraße zu der an der Ruhlsdorfer Straße gelegenen und im Jahre 1906 eingeweihten Bülow-Pyramide fährt. Die ein wenig außerhalb des märkischen Dorfs auf dem ehemaligen Windmühlenhügel befindliche und aus bearbeiteten Findlingen errichtete Bülow-Pyramide wurde mit Geldern aus Berlin finanziert. Gleichermaßen erinnert uns dieses markante Monument sowohl an die bedeutende Schlacht bei Großbeeren als auch an den erfolgreichen General Friedrich Wilhelm von Bülow, dessen taktisches Geschick maßgeblich mit zu den preußischen Siegen über die Franzosen und deren verbündete sächsische Truppen geführt hatte.
Eine in goldenen Lettern geschriebene Inschrift gibt die treffenden Worte des Infanterie-Generals von Bülow an seine unerschrockenen Männer an jenem denkwürdigen Tag, den 23. August 1813, wieder: Unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen, nicht rückwärts!
Obelisk aus Gusseisen und Sachsengedenkstein auf dem Friedhof der Großbeerener Schinkelkirche
Unter dem dichten Laubdach knorriger Bäume steht auf dem alten Friedhof im Schatten der von Karl Friedrich Schinkel erbauten Dorfkirche ein weiteres Denkmal, das uns an die kriegerischen Händel des Jahres 1813 im märkischen Großbeeren erinnert. Es ist kaum zu glauben, dass selbst auf dem stillen Kirchhof blutige Kämpfe zwischen preußischen und französischen Truppen stattgefunden hatten. Daran gemahnt der im Jahre 1817 in gleicher Weise nach den Plänen des Neuruppiner Universaltalents Schinkel angefertigte gusseiserne Obelisk.
Ein anderer auf dem alten Gottesacker befindlicher Gedenkstein ist den tapferen preußischen Infanteristen des im fernen Hinterpommern stationierten Colberger Grenadier-Regiments Graf Gneisenau, das 2. Pommersche, gewidmet.
Unmittelbar daneben steht ein weiterer Findling, der sogenannte Sachsenstein. Er erinnert die heutigen Besucher des brandenburgischen Friedhofs an die aus Sachsen stammenden Soldaten, die auf der französischen Seite der Front gekämpft hatten und dennoch gefallen waren. In einem abschließenden Beitrag des Reisebus-Autors wird sich jener der historischen Dorf- beziehungsweise der Großbeerener Schinkelkirche zuwenden, die ebenfalls aus Anlass der mit Erfolg gekrönten Befreiungskriege errichtet worden war.
Hinweis
Bülow-Pyramide ∙ Ruhlsdorfer Straße ∙ 14979 Großbeeren
Schinkel-Obelisk auf dem Friedhof der Schinkelkirche ∙ Berliner Straße ∙ 14979 Großbeeren
Regeneration
Trattoria Toscana Großbeeren ∙ Dorfaue 12 ∙ 14979 Großbeeren ∙ Kontakt: 0 33 7 01 / 90 9 55
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag: 16-23 Uhr
Lesenswert
Bauer, Frank: Großbeeren 23. August 1813, in: Kleine Reihe Geschichte der Befreiungskriege 1813–1815, Potsdam 2003, Heft 1