Wussten Sie, dass unter einem Schwedeneinfall lange keine raffinierte skandinavische Idee verstanden wurde, sondern der Krieg Schwedens gegen die Mark Brandenburg im 17. Jahrhundert? Wir besuchen den Ort, der mit einer goldenen Siegessäule den historischen Ereignissen gedenkt.
Es ist das dumpfe Donnergrollen der gegossenen Kanonen, welches im Juni 1675 durch die Mark Brandenburg hallt. Keine dreißig Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, der im Westfälischen Frieden von 1648 seinen Abschluss fand. 13 Kanonen auf brandenburgischer Seite, ganze 38 an der Zahl bei den Schweden. Und auch das sonstige Kräfteverhältnis sieht nicht gerade zu Gunsten der von Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688) geführten Armee aus. 5.600 Reiter sehen sich 7.000 Fußsoldaten und gut 4.000 berittenen Soldaten gegenüber. Aber es ist die eigene Heimat, die hier verteidigt wird, und man hat es geschafft, sich auf einer Anhöhe zu positionieren, dem Hakenberg. Die Truppen von Kurfürst Friedrich Wilhelm haben die Tage zuvor schon die schwedischen Truppen unter Kommando von Freiherr Wolmar Wrangel (1641-1675) bei Nauen in Bedrängnis gebracht. Die Schweden waren auf der Flucht und verfügten wegen der vorausgeschickten Geschütze auch nur noch über 7 Kanonen. Der eigentliche Clou war aber, dass den Schweden die Flucht abgeschnitten war; die brandenburgischen Heere hatten zwei Brücken über den Rhin und den dazugehörigen Deich zerstört. Es kam also zur entscheidenden Schlacht, bei der die Schweden gestellt wurden. Etwa 2.500 Schweden kamen ums Leben, hunderte wurden gefangen genommen und tausende desertierten. Es gelang ihnen zwar letztlich die Flucht über den Fluss, aber eben nur noch im verzweifelten Rückzugsgefecht. Krieg war immer grausam, auch wenn er hinter dem Schleier von Jahrhunderten zunächst wie eine Abenteuergeschichte klingt. An den Ort des Schreckens, oder anders formuliert, an den Ort des Triumphes für die Brandenburger, reisen wir heute. Der Hakenberg ist in die Geschichte eingegangen, da die Schlacht bei Fehrbellin als entscheidender Wendepunkt im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg galt.
Die Siegessäule Hakenberg
Unser heutiges Ausflugsziel liegt nicht weit von der A24, zwischen dem Teichland Linum und Fehrbellin. Brandenburg hat hier einige leichte Erhebungen; letztlich sind es Relikte der letzten Eiszeit. Auf einem solchen Hügel wurde die Schlacht am Hakenberg geschlagen. Wenn wir uns mit dem Reisebus dem Ziel nähern, trauen wir unseren Augen kaum. Es ist, als würde uns die goldene Else erscheinen, das Siegesdenkmal im Berliner Tiergarten. Errichtet anlässlich des Sieges im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871. Das Vorbild für das 1879 eingeweihte Denkmal am Hakenberg stammt tatsächlich aus Berlin, aber es ist keine Kopie der Siegessäule. Es handelt sich um den Nachguss einer Victoria-Skulptur, die schon 1843 für den heutigen Berliner Mehringplatz errichtet wurde; damals als Friedenssäule zur Erinnerung an den Pariser Frieden von 1815 nach der Schlacht von Waterloo im selben Jahr. Golden glänzend scheint sie in 36 Metern Höhe über den Bäumen zu schweben. In ihrer rechten Hand hält sie den Lorbeerkranz der Sieger. Sie ist begehbar, was eine tolle Aussicht über die Gegend bietet. In 23 Metern Höhe gibt es eine Galerie mit Weitblick an der frischen Luft.
Der Schwedisch-Brandenburgische Krieg und die Schlacht bei Fehrbellin
Was war eigentlich vorgefallen, was die Errichtung einer so prächtigen Gedenksäule rechtfertigt? Um das zu beantworten, müssen wir weit in der Zeit zurückreisen. Im 17. Jahrhundert waren die Schweden Verbündete Frankreichs. 20.000 brandenburgische Soldaten kämpften im Niederländisch-Französischen Krieg (1672-1678) gegen die Expansionsbestrebungen des französischen Königs Ludwig XIV. Das konnten die Skandinavier so nicht durchgehen lassen. Also eilten die Schweden sozusagen zur Hilfe herbei, indem sie eine zweite Front im hohen Norden eröffneten: Der Schwedisch-Brandenburgische Krieg war losgetreten. Dieser Krieg scheiterte fulminant für die Schweden; Wendepunkt war die Niederlage in der Schlacht bei Fehrbellin am 18. Juni 1675. Letztlich wurden die Schweden weit nach Norden und dann über das gefrorene Haff bis ins heutige Lettland zurückgedrängt. Maßgeblich am brandenburgischen Sieg beteiligt war der Kurfürst Friedrich Wilhelm. Er bekam übrigens den Titel Großer Kurfürst verliehen durch seine damaligen Heldentaten, die Brandenburg auf der Bühne des Weltgeschehens weit nach oben spülten. Als junger Mann war der Kurfürst schon einmal vor Verwüstungen der Mark Brandenburg durch schwedische Truppen geflohen; es herrschte der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) und Friedrich Wilhelm war in die Niederlande gebracht worden, die damals ihre Blütezeit erlebte. Das sollte ihm zeitlebens ein Vorbild bleiben, welchem er als Herzog von Preußen und späterer Kurfürst von Brandenburg nacheiferte. Außerdem hatte Friedrich Wilhelm durch sein jugendliches Exil gewissermaßen eine Rechnung mit den Schweden offen. Der Schwedisch-Brandenburgische Krieg wurde letztlich durch den Friedensschluss von Saint-Germain zwischen Frankreich, Schweden und Brandenburg besiegelt. Es ist bekannt, dass das noch lange nicht das Ende der Kriege auf europäischem Boden bedeutete. Die Allianzen der Mächtigen wechselten immer wieder und als Nebenprodukt dieser Feldzüge, Eroberungen und Niederlagen haben wir heute zahlreiche Ausflugsorte, die uns immer wieder mit der Geschichte konfrontieren.
Hinweise
Die Siegessäule Hakenberg finden Sie unter der Adresse Am Denkmal 104, 16833 Fehrbellin. Der Hakenberg und der gleichnamige Ortsteil liegen gut 5 km südöstlich von Fehrbellin.
Das Restaurant Waldhaus am Denkmal bietet einen großen Freisitz und eignet sich hervorragend für eine Reservierung für die Reisebusgruppe. Hier gibt es regionales und bürgerliches Essen mit unmittelbarer Aussicht auf die Siegessäule Hakenberg. Telefonnummer: 033922-50211 / Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 11.30 Uhr bis 21.00 Uhr, am Sonntag nur bis 20.00 Uhr.
Mit dem Reisebus können Sie direkt bis an das Denkmal heranfahren. Der Aufstieg über die 114 Stufen ist allerdings nicht barrierefrei. Ob Sie in 23 Metern Höhe schon schwindelfrei sein müssen, sollten Sie selbst entscheiden.
Lesenswert
Für unter 25 € bekommen Sie eine Taschenbuchausgabe der Biographie: Machtmensch – Familienmensch. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg; darin erfahren Sie noch mehr über den elffachen Vater, der zwei Mal verheiratet war und viel für den Ruhm Brandenburgs und Preußens geleistet hat.