Pfahlbauten und Seebrücken im Meer. Watt und Strand. Wind und Wellen. Sie sind in Sankt Peter-Ording, dem nordfriesischen Urlaubsparadies mit 12 Kilometern Strand und einer Attraktion aus tausenden Holzbohlen. Salzwiesen und geschützte Tier- und Pflanzenarten sind ebenso zu erleben wie Ruhe, Kraft und ein Gefühl von Zeitlosigkeit!
Es knarzt. Wir setzten Fuß um Fuß gegen den Wind nach vorne. Hölzerne Bohlen gleiten unter uns hinweg. Es müssen Hunderte sein, über die wir schon hinweg geschritten sind und Tausende, die noch vor uns liegen. Es riecht nach dem Meer und nach den Salzwiesen. Von den Dünen aus, hindurch durch diese sensiblen Wiesen und übers Watt hinweg führt Sie die Seebrücke bis dorthin, wo Sankt Peter-Ording am schönsten ist: an den Strand. Und der hat es im See- und Heilbad tatsächlich in sich. Er ist 12 Kilometer lang und bei Ebbe 2 Kilometer breit. Wohin das Auge blickt überall nur flacher Strand. Undeutlich verschwimmen an der Horizontlinie Watt und Meer. Näher und näher arbeiten wir uns nach vorne der See entgegen. Eine Möwe schreit linker Hand, ein Hund sprengt an uns vorbei. Müsste der nicht eigentlich angeleint sein, fragen wir uns noch; egal, hier ist es schön, hier kann man seinen Gedanken nachhängen. Und selbst wenn auf der Seebrücke Sankt Peter-Ording je nach Saison, Wochentag und Uhrzeit unterschiedlich viel los ist (und es kann einiges los sein an diesem Tourismusmagneten), spätestens am Strand und am Ufer verliert sich alles in der Weite. Mal herrscht Ruhe, mal brausen Wind und Wellen um die Wette.
Die Anfänge von Sankt Peter-Ording
Die Geschichte der Seebrücke Sankt Peter-Ording ist alt, sehr alt. Die ersten Seebrücken in der Region stammen aus dem 19. Jahrhundert und sie hatten oft eine Doppelfunktion. Zum einen wurden sie dort errichtet, wo es aufgrund der Küstenbedingungen nicht möglich war, mit Schiffen anzulegen. An breiten sandigen Stränden beispielsweise; gerade im Wattenmeer an der niederländischen, britischen und deutschen Küste war es, wenn überhaupt, nur bei Flut möglich Häfen anzusteuern, die dann bei Ebbe trocken fielen oder gleich ganz versandeten. Ein solches Schicksal kann man sich im 70 Kilometer entfernten Friedrichskoog vor Augen führen. Zum anderen wollte man im Zuge des entstehenden Tourismus den Besuchern vor Ort die Möglichkeit bieten, über hölzerne Wege dem Meer entgegenzulaufen. Damit diese nicht gleich bei der nächsten Flut oder Sturmflut wieder weggerissen wurden, baute man eben in die Höhe. Die Geschichte der Pfahlbauten ist lang und so wurde die Technik beim Bau von Seebrücken übertragen. Auch in Sankt Peter-Ording kamen die ersten touristischen Gäste im Jahr 1872, also vor gut 150 Jahren. 1877 wurde ein erstes Hotel in den Dünen errichtet und die Besucherzahlen gingen langsam in die Höhe. Es sollte allerdings noch eine ganze Weile vergehen, bis im Jahr 1926 schließlich die erste Seebrücke in Sankt Peter-Ording erbaut wurde.
Die Seebrücke Sankt Peter-Ording und andere Pfahlbauten
Die erste Seebrücke in Sankt Peter-Ording wurde bereits ein Jahr nach ihrer Fertigstellung von den Fluten wieder weggerissen. Umgehend wurde aber eine neue gebaut. Die zahlenden Gäste wollten eine Sandbank erreichen, die dem Ort vom offenen Meer her aufgrund der Winde und der wechselnden Gezeiten ganz langsam entgegen wanderte. Dort war es natürlich schöner zu schwimmen als bloß in einem Priel im Watt. Was übrigens wegen der Strömungen sowieso lebensgefährlich ist und man unbedingt unterlassen sollte. Dass ein Bau bestehen konnte, war schon seit 1911 bewiesen. Damals wurde der erste Pfahlbau im Watt errichtet und bereits damals wurde dort Schnaps angeboten. Der war gut gegen Wind und Kälte und für das wortgewaltige Weben von Seemannsgarn. Dass sich daran bis heute nicht viel geändert hat, dazu kommen wir noch. Dass Sankt Peter-Ording überhaupt zu einer Erfolgsgeschichte wurde, war nicht unbedingt abzusehen gewesen. Die Halbinsel Eiderstedt war bis zum einsetzenden Tourismus eine sehr ärmliche, abgelegene Gegend – gerade die Sande (heute das Kapital von Sankt Peter-Ording) machten den Einheimischen immer schwer zu schaffen. Sei es, weil der mitgespülte Sand und wandernde Sandbänke verhinderten, dass ein Fischereihafen gebaut werden konnte, sei es, weil die Landwirtschaft unter dem oft vorkommenden Verlust von landwirtschaftlich genutzten Flächen litt.
Sport an der Seebrücke Sankt Peter-Ording
Im Herbst und Winter ist es einsam auf und um die Seebrücke Sankt Peter-Ording herum. In der Hauptsaison im Sommer kann das natürlich ein wenig anders aussehen. Dann gibt es Kitesurfer in den Wellen, Hunde toben herum (manchmal auch außerhalb der dafür vorgesehenen Bereiche), Familien mit Kindern stürmen kreuz und quer den Strand entlang und es gibt ein weiteres Kuriosum: Strandkörbe auf Pfahlbauten. Wie an anderen Küsten auch kann man diese vor Ort mieten, nur sind sie eben auf den Hochterrassen gesichert, damit sie nicht bei Flut fortgespült werden. Auch einige gastronomische Einrichtungen gibt es vor Ort. Die mitunter großen traditionsreichen Holzhäuser auf den Pfahlkonstruktionen am Strand bieten richtige Gerichte ebenso an wie Fischbrötchen auf die Hand oder einen Seemannschnaps für zwischen die Kiemen. Man trifft hier Großstädter auf Erlebnisurlaub (Kategorie Surfer) ebenso wie Familien auf Sommerurlaub während der Schulferien und natürlich auch schlendernde Rentner, Frischverliebte, Aussteiger, Bummler, Träumer; alles, was das Urlaubsportfolio so hergibt. Schließlich ist das Seebad Sankt Peter-Ording mit seinen jährlich weit über eine Million Übernachtungsgästen ein sehr beliebtes Reiseziel. Auch wir mit unserem Reisebus haben uns dem Zauber des Ortes nicht entziehen können und wollten unbedingt hierhin. Das hat sich nicht nur wegen des Erlebnisses Seebrücke gelohnt. Es gibt auch ein Thermalbad in den Dünen und in der Umgebung können Sie Tennis, Golf, Reiten, Beachvolleyball, Surfen, Kite-Surfen und Stand-up-Paddling nachgehen. Insbesondere letzteres ist allerdings eine Herausforderung bei Wellengang. Ein verschlafener kleiner Kurort an der Nordsee ist man schon lange nicht mehr.
Natur an der Seebrücke Sankt Peter-Ording
Noch ein Tipp, was Sie nach einer Sturmflut machen können, die es ja in regelmäßigen Abständen hier an der nordfriesischen Nordseeküste im Nationalpark Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer gibt: Laufen Sie die Seebrücke Sankt Peter-Ording bis vorne (es ist tatsächlich ein Kilometer), gehen Sie hinunter an den Strand und halten Sie dort Ausschau nach Bernsteinen oder Strandgut; genauso wie die Menschen in Sankt Peter-Ording das vor über 150 Jahren gemacht haben, als es ökonomisch noch sehr schwer war, hier in ungestörter einsamer windiger Natur gut über die Runden zu kommen. Der Vorteil damals war, man konnte auch mal auf Strandfunde eines gekenterten Schiffes hoffen; außerdem gab es noch kein auf den Weltmeeren treibendes Plastik, das natürlich heutzutage bei Sturmfluten auch angeschwemmt wird. Aber wer weiß: Vielleicht stoßen Sie ja doch auf einen alten Piratenschatz oder ein wieder hochgespültes Objekt aus dem versunkenen nordfriesischen Atlantis mit dem sagenumwobenen Namen Rungholt. Und wenn Sie glücklos bleiben sollten, dann genießen Sie einfach das abwechslungsreiche Wetter und das Ziehen der Wolken über dem Meer. In den Dünen entdecken Sie vielleicht bunt blühende Strandgrasnelken oder an den Übergängen von den Salzwiesen zum Festland einen Salamander oder eine kleine Kröte. Die gar nicht hässlichen Amphibien haben sich an die speziellen Bedingungen vor Ort angepasst. Viele Bereiche werden nur noch ganz gelegentlich von salzigem Meerwasser überspült und so können sich inzwischen Tier- und Pflanzenarten halten, für die das wenige Jahre und Jahrzehnte zuvor noch nicht möglich war. Auch Käfer, Spinnen und Schmetterlinge gibt es, die nur hier vorkommen; man spricht dann von endemischen Arten. Wichtig ist natürlich, dass Sie auch bei Ihrem Ausflug in der Gruppe Rücksicht auf die empfindliche Ökologie in diesem Naturraum nehmen und nicht die Wege verlassen. Wenn Sie dann zurück zu Hause sind, können Sie sich ja wieder freier bewegen. Die Natur wird es Ihnen danken!
Hinweise
Eine der Einkehrmöglichkeiten am Strand am Ende der Seebrücke Sankt Peter-Ording ist das Restaurant mit dem schönen Namen Arche Noah. Es bietet eine große Freiterrasse mit ausreichend Plätzen. Für mehr Informationen können Sie auch eine E-Mail an info@restaurant-arche-noah.de schreiben oder unter der Telefonnummer auf dem Pfahlbau anrufen: 04863-478378.
Die Seebrücke liegt im südlichen Teil von Sankt Peter-Ording ganz in der Nähe der Dünentherme und eines Naturschutz- und Tourismusinformationszentrums. Die Adresse der Einrichtung lautet: Nationalparkhaus Sankt Peter-Ording, Maleens Knoll 2 in 25826 Sankt Peter-Ording. Dort erreichen Sie jemand unter der Rufnummer 04863-9504254 oder unter der E-Mail-Adresse st-peter-ording@schutzstation-wattenmeer.de.
Da das Parken in Sankt Peter-Ording verhältnismäßig teuer und trotz Parkleitsystem manchmal nicht so einfach ist, empfehlen wir Ihnen, sich vom Reisebus strandnah rauswerfen zu lassen. Immerhin besuchen bis zu 30.000 Personen an manchen Sommertagen den Strand von Sankt Peter-Ording. Der Ort selbst hat nur etwa 4000 Einwohner.
Wie kommen Sie am besten nach Sankt Peter-Ording: Fahren Sie aus Richtung Hamburg kommend über die A23 in Richtung Heide. Die A23 geht ab Heide in die Bundesstraße 5 über. In Tönning biegen Sie auf die B202 in Richtung Sankt Peter-Ording.
Lesenswert
Ein schön bebildertes Buch, das auch auf das Hinterland und die Umgebung von Sankt Peter-Ording eingeht, ist Weite, Wind und Wellen: St. Peter Ording, Eiderstedt und Umgebung. Erhältlich für 30 € im Buchhandel.