Lieben Sie den Anblick und den Duft von Rhododendron im Frühjahr? Und wussten Sie schon, dass die das Irdische übersteigende Form des Kreises allgegenwärtig ist in der Architektur? Wir besuchen Orgeln aus Basalt, steinerne Brücken und ein Schloss mit achteckigem Turm.
Alles beginnt mit einem Kreis. Ohne Anfang, ohne Ende. Ein Symbol für die Ewigkeit. Der Kreis ist nicht nur eine mathematische Form, er ist auch philosophisch und religiös bedeutungsschwer aufgeladen. Er findet Ausdruck in der Kunst, in der Natur und in von Menschenhand Geschaffenem. Wir denken an die Symbolik asiatischer Religionen. Ob das Rad der Lehre im Buddhismus oder das Kreissymbol Ensō, welches in der japanischen Kalligrafie für Erleuchtung, die Leere und das Universum steht; wohin man blickt, es ist schwer zu fassen und doch ist der Kreis in seiner Einfachheit und Klarheit faszinierend. Wir besuchen heute einen Ort voll Harmonie, Natur und Kraft. Die Rakotzbrücke im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau. Mit ihrem Spiegelbild verbindet sie sich zu einem geschlossenen Kreis; und genau so haben sich das ihre Erbauer vor über 150 Jahren gedacht.
Der Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau in der Oberlausitz
Doch wo liegt dieses Kromlau eigentlich? Es gehört zur 1.500 Einwohner zählenden Gemeinde Gablenz im Landkreis Görlitz. Am Rand der Muskauer Heide, ganz in der Nähe der Glasmacherstadt Weißwasser. Gablenz ist sorbischen Ursprungs, liegt in der Oberlausitz und führt die Rakotzbrücke im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau sogar im Stadtwappen. Außerdem sind darauf drei knackig anmutende Äpfel abgebildet; kein Wunder, denn der sorbische Name für Gablenz (Jabłońc)‚ kann mit Ort am Apfelbaum übersetzt werden. In der Tat findet man in der Landschaft die eine oder andere Streuobstwiese und das Apfelernten und – pressen hat hier Tradition. Wer es nicht glaubt, kann sich gerne an das Kompetenzzentrum Oberlausitzer Streuobstwiesen wenden. Das gibt es tatsächlich und das Logo des Kompetenzzentrums ist selbstverständlich, wen wundert es beim Vorbild Apfel: ein Kreis.
Von Azaleen und Rhododendren
Im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau gibt es allerdings keine Apfelbäume. Die Anlage des Parks, der ganzjährig kostenfrei zugänglich ist und über einen großen Besucherparkplatz verfügt, ist, wie es der Name bereits ausdrückt, für seine Rhododendren berühmt. Im Winter blattlose Rhododendren, die im Frühling blühen, werden Gartenazaleen genannt. Die Rhododendren haben etwa 1000 verschiedene Arten und ihr Ursprung führt nach Ostasien. Heimisch sind sie fast ausschließlich auf der Nordhalbkugel unseres eher ellipsenförmigen als akkurat kreisförmigen Planeten. Sie sind oft weiß oder violett blühend und ihr Name setzt sich aus den altgriechischen Begriffen für Rose (rhodon) und Baum (dendron) zusammen. Ein ästhetisches duftendes Gehölz, das seine Hauptblütezeit im Mai hat. Es gibt aber auch Arten, die schon im Februar oder noch im Juni blühen. Und wer weiß schon, in welche Richtung Zucht und Klimawandel die natürlichen Wachstums- und Blühperioden noch verschieben. Aber für den Moment legen wir Ihnen einen Besuch im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau insbesondere im Frühjahr ans Herz.
Orgeln, Grotten und Landmarken im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau
Es gibt aber nicht nur Gartenazaleen und Rhododendren zu bestaunen in Kromlau, auch alte Rotbuchen und Eichen stehen hier erhaben an kleinen Teichen. Die Landschaft ist leicht hügelig, was zusätzlich interessante Blickachsen schafft. Die Anlage ist in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden. Es gibt Statuen wie den imposant auf einer Freitreppe in Szene gesetzten Herkules und geologische Wunder der Natur. So muss man auch damals empfunden haben, als Basaltsäulen und erdgeschichtlich alte Steine aus Regionen wie der Sächsischen Schweiz hierhin in die Oberlausitz transportiert wurden. Aus ihnen wurden Grotten gebaut, oder sie stehen als pittoreske natürliche Landmarken im Wasser oder auf den Wiesen. Ein richtiger Landschaftspark, in dem es sich stundenlang lustwandeln lässt, um ein Wort aus der Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Eine Vergangenheit, in welcher der Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau noch zum Rittergut Kromlau gehörte.
Der Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau und das Geheimnis vom achteckigen Schlossturm
Die Geschichte des ursprünglich barock gestalteten Gebäudes auf der westlichen Seite des Besucherparkplatzes ist vergleichsweise schnell erzählt. Das denkmalgeschützte Schloss Kromlau im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau ist zwar schon fast 100 Jahre älter als die Parkanlage, aber die meisten Umbauten wurden getätigt, als das Naturparadies angelegt wurde, welches es heute noch ist. Auffällig sind der achteckige Turm und das in alle Richtungen schwarz gedeckte hinabfließende Walmdach. Ein Fürst aus dem fränkischen Adel mit dem schönen Namen Leopold nannte einst das Rittergut sein eigen. Einige Generationen später wurde der Adel enteignet und in der DDR wurde das Schloss als Kindergarten genutzt. Der Garten war vor Jahrzehnten allerdings nicht in dem prächtigen Zustand, in dem er sich heute präsentiert. Die Felsengrotte war eingestürzt, die Teiche hielten das Wasser nicht mehr, die Vegetation war vernachlässigt worden. Erst in den letzten Jahren wurde der ganze Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau aufwendig saniert. Auch der Höhepunkt des Parks, die Rakotzbrücke, konnte erhalten werden. Zum alljährlichen Park- und Blütenfest an Pfingsten strömen tausende Besucher durch den Park, machen Fotos und schlendern über das Gelände. Wir wünschen Ihnen einen schönen Besuch in der Oberlausitz und hoffen, dass Sie die eine oder andere Idee für Ihre eigene Gartengestaltung mitnehmen werden. Denn was gibt es schließlich Schöneres als die Rhododendronblüte im Frühjahr?
Hinweise
Die Adresse des Azaleen- und Rhododendronparks Kromlau lautet: Altes Schloss 11, 02953 Gablenz / Informationen erhalten Sie unter der Rufnummer 03576-222828 oder Sie schreiben eine E-Mail an: info@kromlau-online.de.
Der Park ist gut barrierefrei zu besichtigen, am großen, auch für Reisebusse geeigneten Parkplatz gibt es barrierefrei zugängliche Toiletten.
Das Schloss ist inzwischen leider ein Wohnhaus, aber eine Besichtigung der prächtigen Fassade mit dem achteckigen Turm lohnt sich auf jeden Fall.
Wenn Sie im Frühling oder Sommer einen Besuch im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau machen sollten, gibt es im winzigen Ort eine Eisdiele; dort bekommen Sie auch einen Kaffee und wenn nicht gerade das große Blütenfest an Pfingsten ist, geht es hier auch alles ganz erholsam und gemächlich zu.
Lesenswert
Das Buch Rhododendren und Azaleen von Rainer Härig kostet 14,90 € und stellt die wichtigsten und schönsten Arten vor. Das Buch gibt außerdem Hinweise zu Bodenbeschaffenheit, Pflege und Schädlingsbekämpfung – also ein ideales Einstiegsbuch für den heimischen Garten.