Das Kirschblütenfest Hanami hat in Japan eine enorme Bedeutung. Hanami bedeutet wörtlich übersetzt Blüten betrachten. Auch in Berlin kann man dieser Leidenschaft nachgehen.
Manche haben den Traum, einmal im Leben nach Japan zu fahren, um die japanische Kirschblüte zu erleben. Bestimmt ist das eine gute Idee, Japan ist ein wunderbares Reiseland, allerdings hat nicht jeder die Möglichkeit und die Mittel dazu. Mit einem Bus ist es zudem nicht unbedingt empfehlenswert, eine so weite Reise zu machen. Daher lohnt sich eine Reise nach Berlin zur Kirschblütenzeit. Diese ist in jedem Jahr anders. In kalten Jahren ist Ende April, Anfang Mai die Zeit. In anderen Jahren, wenn der März bereits warm ist, blühen die Bäume früher. Man muss den Zeitpunkt genau erwischen, denn die Kirschblüten, der japanische Name ist Sakura, blühen nur wenige Wochen.
Sakura, ein besonderes Geschenk aus Japan an Berlin
Berlin ist eine interessante Stadt, eine vielfältige Stadt, aber auch eine geschundene Stadt. Hier an unserem Schauplatz der Weltgeschichte treffen einige historische Ereignisse und Grenzen aufeinander. Unter anderem und insbesondere mitunter bis heute, die Grenze zwischen Ost und West, dem Warschauer Pakt und dem Westen. Der Fall der Berliner Mauer, das Ende der deutschen Teilung, wurde erstaunlicherweise sogar in Japan mit großem Interesse verfolgt und aufgenommen. Aus diesem Anlass rief der japanische Fernsehsender TV Asahi zu einer großen Spendenaktion auf, der Sakura-Campaign, um bei seinen Zuschauern Geld für die Pflanzung der wunderschönen rosa Sakura-Kirschbäumen in Deutschland zu sammeln. Es kamen sage und schreibe umgerechnet 1 Million Euro zusammen, mit denen 2010 über 10 000 Bäume in Berlin und Brandenburg gepflanzt werden konnten. Dieses weltumspannende Geschenk der japanischen Bevölkerung an Berlin sollte Frieden und Ruhe in die Herzen der Menschen bringen. So war die Idee.
Und ja, sie ist vollkommen aufgegangen. Sobald man unter dem Dach der Kirschbäume steht, entspannt man sich und ist einfach glücklich. Die überbordende Menge an rosa Blüten hat die Wirkung einer Kirche. Etwas Heiliges. Menschen aus aller Welt, von allen Kontinenten treffen sich hier. Die Farbigkeit der Stadt wird absolut sichtbar. Denn die meisten Besucher kommen in Gruppen, auch in ihrer traditionellen Kleidung, um dieses Naturereignis zu erleben, Fotos zu machen, zu picknicken oder einfach nur da zu sein. Es heißt ja „Schokolade macht glücklich“. Ich finde, japanische Kirschbäume machen glücklich. Man kann es beobachten. Sobald man unter dem dichten, rosa Dach der Sakura ist, entspannt man sich und die Menschen um einen herum lächeln einander zu und freuen sich.
Unter den japanischen Kirschbäumen zu spazieren ist einfach überwältigend. Es ist ein Fest. Ein Kirschblütenfest.
Wo in Berlin sind sie zu finden?
Überwältigende Schönheit auf mehreren ehemaligen Mauerstreifen
Der Grenzübergang an der Bornholmer Straße war der erste, der am 9. November 1989 von der DDR für ihre Bürger geöffnet wurde. Vielleicht passierte es versehentlich und überstürzt, durch Fehlinformationen, wie sich im Nachhinein herausstellte, aber es passierte. Das Datum, die Öffnung der Mauer war historisch und gesellschaftlich überfällig und die Geschichte nahm ihren Lauf. Daher ist dieser Ort, die Brücke zwischen Berlin-Prenzlauer Berg und Wedding, heute ein historischer Ort. Die Brücke, die hier über die S-Bahn Gleise und den ehemaligen Mauerstreifen führt, heißt Bösebrücke nach dem Widerstandskämpfer Wilhelm Böse und nicht, wie sie im Volksmund oft genannt wird, Bornholmer Brücke. Die genietete Stahlbrücke, die 1916 eröffnet wurde, steht heute unter Denkmalschutz.
Auf dem ehemaligen Grenzstreifen der Berliner Mauer unterhalb der Bösebrücke verläuft heute ein Teilstück des Berliner Mauerweges mit einer Allee aus Japanischen Zierkirschen. Diese etwa 500 Meter lange Allee wurde 1993 entlang des ehemaligen Todesstreifens gepflanzt. Die meisten Besucher der Kirschbaum Allee und dem Kirschblütenfest ahnen nichts von den Tragödien und den Schrecken, die sich hier einst abspielten.
Weitere Sakura-Wunder sind an der Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam zu finden. Auch zwischen Berlin-Steglitz und Teltow, an der Lohmühlenbrücke in Berlin-Treptow, im Mauerpark Berlin, im Landschaftspark Nord-Ost in Berlin-Lichtenberg und in den Gärten der Welt in Marzahn, um nur die bedeutendsten Orte zu nennen.
Die Kirschblüten Alleen schließen nachhaltig Wunden, die einst die deutsche Teilung riss.