Berlin hat eine sehr vielfältige Theaterlandschaft zu bieten. Für jeden ist was dabei. Meine eher zufällig zustande gekommene Auswahl zeigt die Vielfalt des Theaterlebens der Hauptstadt, die jetzt zum Glück wieder möglich ist. Am 25. November lese ich Thomas Bernhard in der Erlöserkirche in Lichtenberg. So sagte mir Hermann Beil vor einigen Monaten am Telefon. Dass das kurz vor dem 1. Advent sein wird, war mir damals nicht bewusst. Die öffentlichen Lesungen von Hermann Beil sind mir immer wichtig und fixe Termine in meinem Kalender. Beil ist der bekannteste Dramaturg im deutschsprachigen Theaterraum. Zudem ist er Regisseur, Autor, ein gefragter…
Autorin: Karin Frucht
Es lohnt sich immer, vor die Tür zu gehen und sich umzuschauen. Man kann überall was entdecken. Besonders in Berlin natürlich. In anderen Städten müsste es auch klappen. Vielleicht muss man da allerdings länger suchen. In ganz Berlin sind auf Schritt und Tritt Spuren der Geschichte zu entdecken. Lost Places auf Neudeutsch. Ruinen, Mauern, Viadukte, alte überwucherte Industrieanlagen, Bahnanlagen, Hinterhöfe, Remisen, Schrebergärten, die sind allerdings meist sehr ordentlich. Diese scheinbar vergessenen Orte drohen natürlich zu verschwinden, denn in der Hauptstadt besteht Platzmangel und die Grundstückspreise sind extrem hoch. Einen Lost Place kann man sich also kaum leisten. Hineingehen, einfach hineingehen…
Direkt neben dem Berliner Hauptbahnhof und dem Busbahnhof ist ein großer außergewöhnlicher Park. Hier befand sich einmal ein Gefängnis. Heute ist hier ein kunstvoll gestalteter Ort, der die Historie nicht ausspart und den trotz der zentralen Lage kaum jemand kennt. Unweit vom Berliner Hauptbahnhof befindet sich eine Laubenkolonie. Das ist eine Besonderheit Berlins, überall und urplötzlich steht man vor kleinen Gartenstädten. Diese historische Kultur ist in den Berlinern wichtig und in einer Großstadt nötig. Geht man also durch die Laubenkolonie an der Lehrter Straße hindurch, steht man plötzlich vor einem verfallenen Friedhof. Dem ehemaligen sogenannten Beamtenfriedhof. Hier wurden die Beamten…
Köpenick ist einer der wald- und wasserreichsten Bezirke von Berlin. Hier treffen sich Spree, Dahme und Müggelspree. Das Rathaus Köpenick erinnert an den legendären Hauptmann, das barocke Schloss schmückt eine kleine Insel und im Schlosscafé Köpenick gibt es Torten fast wie im Wiener Caféhaus. Was gibt es noch? Zu Beginn dieser Spielzeit, Ende August, hatte ich sehr viel zu tun. Ich hatte zwei größere Reisen mit drei Vorträgen einschließlich Recherchen vor mir. Eine Rede sollte sogar auf Englisch sein. Das hatte ich zuvor noch nie gemacht. Außerdem standen ein runder Geburtstag und eine Buchpremiere bevor. Freunde einladen, Freunde erinnern, viel…
Heute ist das Areal in der Berliner Turmstraße 21 noch gut als Krankenhaus erkennbar, auch wenn es seit 2001 gar keines mehr ist. Zwar ist ihm das Schicksal anderer ehemaliger Krankenhäuser erspart geblieben, hier wurden keine Eigentumswohnungen errichtet, sondern die meisten Gebäude dienen hier nach wie vor der Gesundheit und Sozialem. Dennoch weht hier der Hauch eines Lost Place. Bei mir nebenan ganz in der Nähe ist ein „schlafendes“ Krankenhausgelände zu finden. Bei meiner täglichen Runde mit dem Fahrrad durch Berlin-Moabit nehme ich oft die Abkürzung durch diesen Ort. Im Frühjahr und Sommer ist hier eine besondere Flora zu finden,…
In diesem Sommer waren nach zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder Freilichttheater Aufführungen möglich. So auch in Kiel auf dem Rathausplatz. Entsprechend beliebt war die Inszenierung. Die Vorstellungen waren ausverkauft. Sich draußen mit Freunden treffen. Und dabei unverhofft andere Leute sehen, die man kennt, aber eben lange nicht gesehen hat. An warmen, langen Sommerabenden mit einem Glas Rosé in der Hand der Musik lauschen. Klingt gut, oder? Eigentlich hatte man fast vergessen, wie das ist, in den Jahren 2020 und 2021. Würde der unkontrollierte Aufenthalt in einer Menschenmenge je wieder möglich sein? Ich hoffte es. Anders mochte ich mir die Welt…
In diesem Sommer gab es heftige Diskussionen um die Romane von Karl May. Die Karl-May-Spiele am Bad Segeberger Kalkberg, einer der schönsten Freilichtbühnen Europas, sind nichtsdestotrotz ein voller Erfolg. Worum geht es? Seit meiner Jugend wollte ich gern nach Bad Segeberg zu den Karl-May-Spielen. Von Ost-Berlin aus war es natürlich nicht möglich, direkt in den Wilden Westen zu kommen. In den folgenden Jahren hatte ich meinen Wunsch dann irgendwie vergessen. Letzten Sommer war ich an der Ostsee bei Kiel in den Sommerferien und angeregt durch die zum Teil sehr emotionalen Diskussionen wollte ich mir das Spektakel endlich selbst anschauen. Wo…
Warum ist Worpswede ein beliebtes Reiseziel? Viele große Künstler haben hier gelebt, sich auf einzigartige Weise gegenseitig inspiriert. Das ist auch heute noch zu spüren. Eingebettet in die sagenumwobene Landschaft des Teufelsmoores mit einem besonders klaren Licht ist Worpswede auch heute noch ein Sehnsuchtsziel. Die Künstlerkolonie, die ihre Besonderheit durch große Erfolge, Welterfolge, und Bekanntheit der Künstler wie Rainer Maria Rilke, Heinrich Vogeler, Martha Vogeler, Paula Modersohn-Becker und vielen anderen hat, ist auch dadurch interessant, dass diese Künstler hier in einer Lebens- und Arbeitsbeziehung lebten. Beides ist voneinander nicht zu trennen. Davon ist hier heute noch manches zu erleben und…
Eine Reise in ein Kloster gilt als gut für die Gesundheit. Manche bleiben zum Beispiel eine Woche, um zu fasten oder sich im Schweigen zu üben. Andere möchten sich gern die Kunstschätze anschauen, Traditionen erkunden und im Kloster Café eine Pause machen. Im Kloster St. Marienstern geht das alles. Manchmal kann es sinnvoll sein, eine Gruppenreise mitzumachen. Auch für Menschen, die individuelles Reisen und Unabhängigkeit bevorzugen, kann eine organisierte Reise mitunter gut sein. So ging es mir in diesem Jahr. Ich las per Zufall, dass die Evangelische Kirche Berlin-Lichtenberg eine Busreise nach Bautzen, Herrnhut und in die Oberlausitz plant. Ich…
Wer kennt sie nicht, die Herrnhuter Sterne? In den letzten Jahren sind die farbigen Leuchten in der Dunkelheit im Dezember immer öfter zu sehen. Was versteckt sich unter dem Begriff der Herrnhuter Brüdergemeine? Diesen Fragen ging ich auf einer Busreise mit einer Kirchgemeinde aus Berlin-Lichtenberg nach. Früher, im letzten Jahrhundert, als ich ein Kind war, sah ich die meist rot-gelben, vielfältig gefalteten Sterne zum ersten Mal. Als Kind ging ich schon früh in die Christenlehre. So hieß der Religionsunterricht in der DDR, der naturgemäß nicht in der Schule stattfand. Es war so: als ich sechs Jahre alt war, meinte meine…