Autorin: Karin Frucht

Meißen gilt als die Wiege Sachsens. Hier gründeten die deutschen Kaiser auf ihrem Weg nach Osten die erste Siedlung auf slawischem Gebiet. Weltweit bekannt ist allerdings weniger die über tausendjährige Geschichte der Stadt, sondern das Meißner Porzellan, die älteste Porzellanmanufaktur Europas. Meine Familie mütterlicherseits kommt aus Meißen an der Elbe. Hier liegt sozusagen meine Wiege. Eigentlich lebte dieser Teil der Familie seit Generationen in der Gegend. Bis eine junge Frau in der Mitte des letzten Jahrhunderts in den Westen ging. Meine Urgroßeltern mütterlicherseits, Rudolph Franz und Emma Johanna Bier, hatten ein Lebensmittelgeschäft in Meißen. Sie führten Colonialwaren, Spirituosen, Cigarren. So…

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Das Deutsche Theater Berlin ist eines der traditionsreichsten und bekanntesten Theater Berlins. Kürzlich sah ich dort das Stück Das Himmelszelt von Lucy Kirkwood. Dreizehn Frauen und zwei Männer auf der Bühne zeigen furios, was das Leben ausmacht. In guten Theaterstücken geht es oft um Leben und Tod. So auch kürzlich in Das Himmelszelt im Deutschen Theater Berlin. Hier soll eine Jury aus zwölf Frauen darüber entscheiden, ob eine beschuldigte Mörderin schwanger ist oder nicht. Das Stück spielt 1759. Ist die Frau schwanger, wird ihre Hinrichtung ausgesetzt. Um diesen zugegeben wahnsinnigen und sehr existenziellen Plot schart sich die Handlung des Stückes…

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Die Geburtsstadt des Komponisten Georg Friedrich Händel liegt an der unteren Saale. Zu DDR-Zeiten ein bedeutender Industriestandort ist Halle heute ein kultureller Mittelpunkt und Universitätssitz. Und es gibt ungleich mehr zu entdecken. Fangen wir mit einer Geschichte an. Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihren Großvater nie kennengelernt haben, weil er schon vor ihrer Geburt gestorben ist. Ihr Großvater wäre zudem ein Maler gewesen, und im Nachlass ihrer Großmutter, zu der Sie ein herzliches Verhältnis hatten, finden sich einige Öl-Bilder, die Sie nach dem Tod der geliebten Großmutter in der Eile eines Trauerfalls an die Kinder des Großvaters weitergegeben hätten.…

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Buchstaben sind eine Grundlage unserer Kultur. Noch mehr, als uns vielleicht bewusst ist, erkennen wir das, wenn plötzlich Buchstaben fehlen oder viele Buchstaben auf einem Haufen, an einem Ort zu finden sind. Zum Beispiel in einem Buchstabenmuseum. Als Kind liebte ich Leuchtreklame. In den sechziger Jahren in der DDR war davon nicht übermäßig viel zu sehen. Wenn wir mit dem Auto, wir hatten einen VW-Käfer aus den Zeiten vor dem Mauerbau, durch Berlin fuhren, machte meine Mutter mich auf die bunten Buchstaben aufmerksam. „Guck mal, Leuchtreklame!“ Bald machten wir ein Spiel daraus. Wer entdeckt wo welche bunte Schrift? Ich erinnere…

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In Paris konzentriert sich die ganze Pracht der Grande Nation. Kaum eine andere Stadt kann so viel Sehenswertes, aber auch so viel Atmosphäre und Charme sein Eigen nennen. Darüber hinaus ist die französische Kapitale das kulturelle Zentrum Europas, die Hauptstadt der Haute-Couture und das El Dorado der Kochkunst à la française. Es gibt also viele Gründe, der Traumstadt (wieder) einmal einen Besuch abzustatten. Besonders für Bustouristen aus dem Süden und Westen Deutschlands ist Paris attraktives Urlaubsziel. Mehrere Autobahnen führen direkt von der Grenze schnurgerade auf die französische Hauptstadt zu. Und auch der berüchtigte Großstadtverkehr ist für den unbeteiligten Mitfahrenden kein…

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Kennen Sie Venedig? Seine Brücken, Kanäle und Gondeln? Seine Kunstschätze in Kirchen und Palästen? Nein? Dann wird es höchste Zeit, diesem weltberühmten Sehnsuchtsort einen Besuch abzustatten – am besten mit dem Bus, um Venedigs Schönheit ohne Stress auf sich wirken zu lassen. Schon die Fahrt mit dem Bus in die Serenissima, das ist ein alter Name für Venedig, wird zum Erlebnis. Auf der Route entlang der alten Römerstraße Via Claudia Augusta passiert man zunächst das Allgäu, dann die Alpenszenerie Österreichs und Südtirols und schließlich die 4 km lange Autobrücke, die das Ziel unserer Reise mit dem Festland verbindet. Von den…

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Wenn Sie etwas Zeit haben, könnten Sie mit dem Bus, einem normalen Linienbus, durch Berlin gondeln. Sozusagen spazieren mit dem Bus. Von Pankow über Wedding und Moabit nach Charlottenburg. Wäre das was? Was gibt es da zu sehen?  Busfahren gehört für die meisten Berlinerinnen und Berliner zum Alltag. Manche vermeiden es auch und fahren lieber Fahrrad, Auto oder Taxi. Jeder hat so seine Vorlieben. Es gibt allerdings auch die großen Doppeldeckerbusse mit den Nummern 100 und 200. Diese sind bei Touristen sehr beliebt, denn sie fahren an den bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Haus der Kulturen der Welt, dem Brandenburger Tor…

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Waren Sie schon mal in einem Gerichtsgebäude? Wussten Sie, dass die meisten Verhandlungen öffentlich sind und von jedem besucht werden können? In Berlin-Moabiter Kriminalgericht befindet sich das größte Strafgericht Europas Schöffen werden immer wieder gesucht. Genaugenommen alle fünf Jahre. So lange dauert eine Schöffenperiode. Genug Zeit, um sich wenigstens rudimentär mit den Gepflogenheiten bei Gericht bekannt zu machen. Schöffen sind ehrenamtliche Richter in Strafverfahren. Ihr nicht juristischer Blick, die eigene Lebens- und Berufserfahrung tragen dazu bei, gerechte Urteile zu finden. Als Schöffe oder Schöffin kann sich jeder bewerben, der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, nicht jünger als zwanzig und nicht älter…

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Haben Sie Lust, über den Bäumen zu schweben? Den Blick weit schweifen zu lassen und sich über die Dinge und den Alltag zu erheben? Zugleich etwas über Zeit und Geschichte zu erfahren? Dann ist ein Ausflug zum Baumkronenpfad Beelitz genau das Richtige. Die meisten Kinder klettern gern auf Bäume. Manche Erwachsene haben sich dieses Vergnügen erhalten und wollen immer mal gern hoch hinaus. Die Welt von oben besehen und in die Weite schauen. Dies ist auf dem 720 Meter langen Baumkronenpfad in Beelitz-Heilstätten möglich. Heilstätten, warum Heilstätten? Hier war einmal ein großes Krankenhaus. 1898 bis 1930 baute die Landesversicherungsanstalt Berlin…

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In Berlin begegnet man Geschichte auf Schritt und Tritt. In Berlin-Moabit ganz besonders. Manchmal sind es auch Orte, die man lieber nicht wahrnehmen möchte. Sie sind dennoch vorhanden, gehören zu Berlin und können uns etwas berichten. In der Nähe meines Wohnhauses befindet sich zwischen einem Lidl-Markt und dem Baumarkt Hellweg auf wahrhaft unwirtlichem, weiträumigen Gelände seit 2017 ein Berliner Gedenkort. Von hier aus, ab den Gleisen 69, 81 und 82 wurden von März 1942 bis Januar 1944 über 32 000 jüdische Berlinerinnen und Berliner in die Vernichtungslager nach Theresienstadt, Riga, Raasiku und Auschwitz transportiert. Damit war der Güterbahnhof Moabit der…

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