Wir präsentieren den Glanz der Elbschlösser von Dresden. Ein spätklassizistischer Bau mit Gärten am Elbhang trifft auf ein 150 Jahre altes neoromanisches Wasserwerk. Unsere zweiteilige Miniserie stellt Ihnen heute das Schloss Albrechtsberg und ein zu Luxuswohnungen umgestaltetes Industriedenkmal vor.
Zwischen Waldschlösschenbrücke und Blauem Wunder liegen sie. Das eine kauert sich direkt an das Elbufer, das andere thront hoch am Hang. Das Wasserwerk am blauen Strom und das architektonisch bewusst an eine italienische Villa angelehnte Schloss Albrechtsberg. Sanft gemähte Wiesen, die bei Hochwasser überspült werden, liegen unten im Tal. Ein Objekt in bester Hanglage mit römischem Bad und englischem Garten ein ganzes Stück näher am Himmel. Die Geschichte des zur Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Schlosses Albrechtsberg beginnt wie so vieles in der Umgebung von Dresden mit dem Wein. Ein Palais eines englischen Lords, der den nach ihm benannten Findlaterschen Weinberg 1803 erwarb, war der Vorgängerbau des Schlosses Albrechtsberg an dieser prachtvollen Stelle. Es war später noch Hotel und Kaffeehaus, wurde aber letztlich abgerissen. Die Stunde für den knapp 40-jährigen Prinz Albrecht von Preußen (1809-1872) war gekommen. Ein Schüler des großen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) wurde mit dem Bau des Prinzenpalastes beauftragt. Adolph Lohse (1807-1867), der zeitgleich auch das benachbarte Lingnerschloss geplant hat, sollte hier seine Handschrift hinterlassen und sich in den Winzerhängen von Dresden Loschwitz architektonisch verewigen.
Ein Prinz auf Schloss Albrechtsberg
Unser Busreiseausflug bringt uns heute an den Elbhang ein gutes Stück östlich vom Dresdener Stadtzentrum. Natürlich liegen die Elbschlösser und die Hänge nach Süden hin ausgerichtet. Sonst wäre die ganze Winzertradition gar nicht erst möglich gewesen. Die Bundesstraße (Bautzner Straße), von der wir im weiteren Verlauf zum Wasserpalais von Schloss Pillnitz abbiegen können, führt direkt an den Elbschlössern vorbei. An der Albrechtsburg selbst kann man auch einen Parkplatz für den Reisebus finden – entlang der Bautzner Straße geht das wegen der Straßenbahnschienen und vorbeifließendem Verkehr leider nicht. Aber nicht, dass Sie nun einen falschen Eindruck bekommen. Nähert man sich dann zu Fuß dem Schloss Albrechtsberg, umfängt einen sofort Ruhe. Ein fast schon lieblich gestalteter Hof mit einem großen Wasserbassin empfängt einen. Und umso mehr Sie sich auf das Gelände begeben und in die vom Hang herabführende Gartenanlage eintauchen, desto ferner wird das leichte Rauschen des Verkehrs. Vielmehr wendet sich der Blick dann ganz unwillkürlich dem großen Strom zu, der talwärts vorbeifließt. Den hören Sie zwar nicht rauschen, aber wir versprechen Ihnen, dass Sie die Aussicht von hier oben auf die Elbe sehr genießen werden. Vielleicht fährt ein Ausflugsdampfschiff aus Dresden vorüber. Ehe Sie sich versehen haben, sind Sie den halben Hang herabgestiegen und befinden sich an einem von korinthischen Säulen umgebenen offenen Römischen Bad. Sozusagen ein Swimmingpool mit Elbblick. Als dieser wird er selbstverständlich nicht mehr genutzt, auch wenn in den Sommermonaten eine Wasserfontäne ihr Bestes gibt. Vielleicht informieren Sie sich einmal über die Dresdener Schlössernacht. Die findet stets an einem lauen Sommerabend statt und wird begleitet von festlichem Essen und einem eben solchem Feuerwerk. Dann können auch Sie ihrem inneren Prinz August nachspüren!
Führungen durch das Schloss Albrechtsberg
Wenn Sie einen Blick in das vornehme Innere des Schlosses werfen möchten, legen wir Ihnen den Besuch an einem Mittwoch oder Sonntag nahe. Insbesondere in den Wintermonaten gibt es an diesen Wochentagen öffentliche etwa einstündige Führungen, die durch die Gemächer des Prinzen Albrecht leiten. Es gibt einen prunkvollen Kronensaal, einen Billardsalon, Speisezimmer mit Tischen aus Eichenholz. Kronleuchter, Seidentapeten und alles, was man halt so braucht als Prinz und Prinzessin, wird auch Sie verzaubern. Im Kronensaal gibt es übrigens auch Kammermusikveranstaltungen – ein wunderbares Erlebnis, wenn Sie davor oder danach auf die Freitreppe des Schlosses treten und sich noch ganz bewegt von der Musik ein Glas Weißwein von den sonnenverwöhnten Elbhängen gönnen. Wenn es nicht der ganz große Besuch im Innern des Schlosses werden soll, oder Sie aus Zeitgründen auch noch zum Lingnerschloss und Schloss Eckberg wollen, dann empfehlen wir Ihnen Folgendes: einen Besuch des östlichen Torbaus. Der hat täglich von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet und zeigt kostenfrei eine kleine Ausstellung zur Geschichte von Schloss Albrechtsberg.
Unterhalb von Schloss Albrechtsberg liegt das erste Dresdener Wasserwerk
Nun geht es hinab in die Niederungen, ganz hinunter zum Fluss. Zur Industriekultur an der Elbe. Seit 1875 steht hier das erste Dresdener Wasserwerk. Aus einem weit verzweigten System von Röhren und Brunnen zog es das kühle Nass für die stark ansteigende Dresdener Bevölkerung aus dem Grund. Es wurde aufbereitet und mit Dampfmaschinenkraft über 60 Meter hinauf gepumpt. In eine Verteilerstation für die weitere Verwendung; in das sogenannte Hauptreservoir am Fischhaus. Das klingt konsequent. Wo viel Wasser ist, da gibt es auch Fische. Begonnen hat es aber wohl eher mit Schnaps – ein Kosakenfeldposten während der Völkerschlacht von 1813 schenkte hier aus. Der Begriff wandelte sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte von Chalupka zu Saloppe und so wurde es eben das Wasserwerk Saloppe, welches hier seinen wichtigen Betrieb aufnahm.
Das Wasserwerk präsentiert sich als viertes Elbschloss in Dresden Loschwitz
Wenn Sie aber nun am Elbufer ankommen, erblicken Sie weder ein verfallenes Wasserwerk mit romantisch-morbidem Charme noch einen weiterentwickelten modernen Industriekomplex. Der Anblick ist überraschend, wenn wir uns auf den Besuch eines Wasserwerkes eingestellt haben. Die Architektur ist ganz klar von den Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten Elbschlössern inspiriert. Das Wasserwerk Saloppe wurde nämlich ein Vierteljahrhundert später errichtet. Es erscheint in tadellosem Zustand. Spätestens wenn wir die angebauten Balkons erblicken, dämmert es uns. Hier wurde das ehemalige Maschinenhaus völlig zweckentfremdet und weiterentwickelt, weitestgehend aber unter strengen Denkmalschutzauflagen was die Fassade betrifft. Dreißig hochwertige große Loft-Wohnungen sind entstanden. Mit extravagantem Ausblick direkt am Elbufer gelegen. Wurden die Pläne durch das Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 zunächst noch einmal verworfen, so wurde letztlich doch der Weg der Luxussanierung eingeschlagen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt – zumindest für die privaten Tiefgaragenstellplätze ein riskantes Spiel. Sie brauchen heute nicht mehr in die Garage, sondern können sich in Elbufernähe von Ihrem Reisebus einsammeln lassen. Alternativ gönnen Sie sich doch einen ausgedehnten Elbuferspaziergang und kämpfen sich im Anschluss den Elbhang wieder hinauf zum Schloss Albrechtsberg. Wir freuen uns, wenn Sie auch unseren zweiten Artikel zu den Elbhangschlössern in Dresden lesen und die sächsische Landeshauptstadt noch des Öfteren mit einem Besuch beehren!
Hinweise
Die Adresse von Schloss Albrechtsberg: Bautzner Str. 130, 01099 Dresden
Führungen durch das Schloss Albrechtsberg starten i.d.R. mittwochs und sonntags um 11.30 Uhr, 13.00 Uhr, 14.30 Uhr und 16.00 Uhr. Der Eintritt beträgt 8€ (ermäßigt 6€). Für weitere Fragen und Reservierungen für Gruppen bis maximal 20 Personen können Sie sich unter der Rufnummer 0351-8115823 an Frau Martina Lange wenden. Die E-Mail-Adresse lautet: m.lange@schloss-albrechtsberg.de
Die Adresse vom ehemaligen Wasserwerk Saloppe: Körnerweg, 01326 Dresden
Wenn Sie eine gastronomische Idee suchen, können wir unter Umständen auf die Sommerwirtschaft Saloppe mit Biergarten verweisen. Allerdings ist der Ort zum Teil ein Partyveranstaltungsort für die Jugend. Am besten fragen Sie vor einem Besuch einmal unter der Rufnummer 0172-3532586 oder unter der E-Mailadresse info@saloppe.de nach, wie Möglichkeiten einer Bewirtschaftung für Gruppen ausschauen, wenn Sie etwas mehr Ruhe und Privatsphäre schätzen sollten. Saison ist i.d.R. von April bis Oktober. Die Adresse lautet: Brockhausstraße 1, 01099 Dresden
Lesenswert
Nirgends ist es schöner, auf die Elbe zu schauen als von den Elbterrassen der Dresdener Elbschlösser. Vielleicht ja der ideale Anlass und Ort, sich mal mit der gesamten Geschichte des Flusses auseinanderzusetzen. Von Hansjörg Küster ist im Beck-Verlag ein Büchlein (Titel: Die Elbe) erschienen, das mit 12,95€ definitiv erschwinglich ist. Und vielleicht gibt das Ihnen gleich Inspirationen für neue Ausflüge mit dem Reisebus.