Hätten Sie gewusst, wo die älteste Orgel Sachsens steht? Wenn Sie sich für bemalte Kassettendecken und Emporen interessieren, dann kommen Sie mit uns nach Coswig. Die Alte Kirche katapultiert Sie 500 Jahre in die Vergangenheit.
Eine wahre Jahrtausendorgel erklingt in der sächsischen Kleinstadt Coswig. Denn sie ist die älteste im ganzen Bundesland. Die gut 20.000 Einwohner zählende Kreisstadt Coswig liegt zwischen dem von Weinbergen geprägten Radebeul und der Domstadt Meißen. Unweit liegt auch die Boselspitze; eine an der Elbe steil aufragende Wand eines ehemaligen Steinbruchs. Besteigt man sie oder den auf ihr stehenden Boselturm, so hat man eine wunderbare Aussicht über das Elbtal und auch nach Coswig. Schon das Stadtwappen aus dem Jahr 1899 verrät einiges über die Lage des Ortes. Es zeigt vergoldete, prächtige Trauben mit Weinreben auf blauem Grund. Die Rebe scheint über Ähren von Gerste zu schweben. Die Trauben sind natürlich das Symbol der Winzer und die Ähren stehen für die Brauer. Das Blau symbolisiert die Elbe, die hier so gegenwärtig ist wie im ganzen Land von Bad Schandau an der tschechischen Grenze über Pirna, Heidenau, Dresden, Radebeul und bis nach Meißen und Strehla, von wo sie dann nach Sachsen-Anhalt weiter fließt.
500 Jahre Alte Kirche in Coswig
Die Anreise mit dem Reisebus ist selbst schon eine schöne Fahrt. Egal ob Sie die Landstraße von Dresden oder von Meißen her kommen. Ein Stopp an einem Winzerlokal oder an der Elbe lohnt in jedem Fall. Doch bei unserem heutigen Ausflug steht die Kultur im Vordergrund. Insbesondere die Kirchenkunst hat es uns heute angetan – wir bestaunen Kassettendecken aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Wir entdecken die älteste Orgel Sachsens und nähern uns ihr durch das Portal des ältesten Gebäudes von Sachsen. Die Rede ist von der 1497 erbauten Alten Kirche in Coswig. Sie steht am heutigen Ravensburger Platz, neben dem ehemaligen Pfarrgebäude aus späterer Zeit, in dem auch heute noch das Evangelische Gemeindezentrum Coswig beherbergt ist.
Die Alte Kirche in Coswig besticht durch ihre Innengestaltung
Betreten wir die Kirche, bedrückt uns im ersten Moment die Enge ein wenig. Auch erschlägt uns die Farbenpracht der hölzernen Vertäfelungen zunächst. Es braucht eine Weile, bis wir uns an das relativ dunkle und niedrige Innere gewöhnt haben, doch dann öffnen sich unsere Augen für all die wertvollen Verzierungen und die jahrhundertealten Farben und Hölzer. Natürlich wurde auch hier durch umfangreiche Sanierungen nachgeholfen, doch der Charme vergangener Zeiten liegt dennoch schwer im Raum. Auf zwei Emporen wird die Leidensgeschichte und Auferstehungsgeschichte von Jesus Christus dargestellt. Engel blicken uns entgegen und Apostel. Goldenen Zapfen, Girlanden und Schriftbänder. An der Kassettendecke vollzieht sich das jüngste Gericht. Kalkfarben an den Wänden, Holzmaltechniken aus vergangenen Zeiten und spätgotische Fenster. Eine intensive Atmosphäre zieht uns in ihren Bann – nicht umsonst wird von der Alten Kirche in Coswig als eine der schönsten Dorfkirchen Sachsens gesprochen.
Die Alte Kirche in Coswig hat die älteste Orgel Sachsens
Wir begeben uns in den Altarraum. Von hier aus wenden wir uns um und erblicken den Grund unserer Anreise: die älteste Orgel Sachsens. In den zwanziger oder dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts wurde sie gebaut; die vergoldeten floralen Strukturen, welche die Orgelpfeifen umgeben, stammen aus dem Jahr 1735. Wann sie einmal gespielt wird, gilt es sich beim Pfarramt zu erkundigen. In der Regel hat die Alte Kirche in Coswig montags bis freitags von 11.00 Uhr bis 15.00 Uhr und samstags von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Orgelproben werden an Sonntagen gegeben. In den Wintermonaten können allerdings stark eingeschränkte Öffnungszeiten gelten. Im Altarraum selbst fällt der Blick auf einen in seiner Grundstruktur erhaltenen spätgotischen Flügelaltar. Dieser wurde im 17. Jahrhundert umgestaltet. Zwölf (allerdings nachgebaute) Heiligenfiguren umgeben Maria, die heilige Katharina von Alexandrien (Schutzpatronin vieler Kirchen) und Barbara von Nikomedien. Letztere, die von ihrem eigenen Vater enthauptete Märtyrerin, steht für den möglicherweise plötzlich eintreffenden Tod – auch ums Große und Ganze geht es in Kirchen ja schließlich. Wen das mit der Zeit alles etwas bedrücken sollte, dem raten wir, wieder ins lichte Freie zu treten. Hier lässt es sich durchatmen. Und vielleicht schauen wir dann noch hinauf zur Turmuhr und staunen darüber, dass sie nur einen Zeiger hat. Zur Zeit der Renaissance war eine genauere Zeitanzeige im ländlichen Raum wenig sinnvoll; die Turmuhr stammt aus dem Jahr 1680. Damals musste sie täglich neu aufgezogen werden. Auch heute noch hängen zwei jeweils 20 kg schwere Sandsteine im Innern des Glockenturms. Nur das Aufziehen wird heute nicht mehr von Hand gemacht, sondern elektrisch. Aufwendig saniert wurde sie im Jahr 1997 zum 500. Geburtstag der Alten Kirche in Coswig.
Hinweise
Sie finden die Alte Kirche in Coswig am Ravensburger Platz 5 in 01640 Coswig
Möchten Sie noch weitere Infos zu Coswig oder zu der Alten Kirche in Coswig erhalten, können Sie an verein@coswig-ort-der-vielfalt.de schreiben.
Die seit 1444 bestehende Adler-Brauerei liegt direkt gegenüber der Alten Kirche in Coswig. Hier können Sie mit dem Reisebus parken und ab 25 Personen auch ein Buffet bestellen – Bierverköstigung gibt es dann innen oder im hauseigenen Biergarten. Kontakt unter der Rufnummer 03523 533057 oder Sie schreiben eine E-Mail an: info@loessnitzpils.de
Lesenswert
Es gibt für 10 € ein Taschenbuch, das sich der Geschichte der Alten Kirche in Coswig widmet. Das heißt so wie der eigentliche, aber wenig verwendete Name der Kirche: Alte und Neue Peter-Pauls-Kirche Coswig.