Wohin im Sommer 2022? Dahin, wo Sie immer schon mal wollten.
Wie kann man dem Chaos auf den Flughäfen entgehen? Indem man mit einem Bus verreist.
In diesem Sommer ist es auch in Deutschland überall sehr heiß. Es empfiehlt sich also, die Innenstädte zu verlassen und irgendwohin zu reisen, wo es wenigstens luftiger ist. Aber wohin? Und wie? Überlegen Sie doch mal, wohin Sie immer schon mal fahren wollten? Zum Beispiel an die Mecklenburgische Seenplatte, nach Teterow oder an die Müritz? Nur los. Hier ist es vermutlich ruhiger als in den Ostseebädern. Oder ins Erzgebirge? Weil Ihre Mutter erzählt hatte, dass sie da als Kind oft war? Warum nicht. Meine Mutter ist zum Beispiel in Meißen an der Elbe geboren und ich wollte mir immer schon von ihr zeigen lassen, in welchem Haus sie geboren ist und wie ihr Schulweg war. Auch wo ihre Großeltern lebten und wo das Geschäft meiner Urgroßeltern – sie hatten einen Lebensmittelladen – war.
Raus aus der Stadt mit dem Bus und dem eigenen Schneckenhaus
Mir fällt auch ein, dass ich eine Freundin, die Pfarrerin in der Sächsischen Schweiz ist, habe und die gemeinsam mit ihrem Mann die Philippuskirchengemeinde Lohmen leitet. Weitere Dörfer und deren wunderschöne Kirchen sind angeschlossen. Bald aber gehen beide in Pension. Gerade wäre also noch Gelegenheit, sie zu besuchen und sich Dorfkirchen und Winkel zeigen zu lassen, die einem sonst verschlossen bleiben.
Mietet man sich einen Bus zusammen mit anderen Freunden, hätte das zum Beispiel den Vorteil, dass man soviel Gepäck mitnehmen kann, wie man möchte. Und dieses Gepäck geht auch nicht verloren, wie am Flughafen. Busreisen vermittelt ein gewisses Gefühl der Sicherheit, immer alles dabei zu haben und am Platz. Man reist sozusagen mit seinem Schneckenhaus.
Nach Frankreich zu vergessenen Orten
Oder zum Beispiel möchte ich schon seit Jahrzehnten das Grab meines Großvaters besuchen. Er fiel, so sagte man damals, kurz nach Beginn des 1. Weltkrieges am 26. August 1914 bei Le Cateau in Nordfrankreich. Auf dem Kriegsgräberfriedhof dort für Engländer und Deutsche, der Auf ewig vom französischen Volke den Gefallenen des ersten Weltkrieges geweiht ist, findet man seinen Namen noch heute. Es ist ein Steinkreuz mit Namen und Lebensdaten. Bislang fand sich kein Ehemann, Lebens- oder sonstiger Gefährte, der genug Elan und Interesse hatte, mit mir zusammen nach Le Cateau, bei Cambrai zu reisen. Meine Freundinnen interessieren Familiengräber in Nordfrankreich an der Grenze zu Belgien erst recht nicht. Ich müsste einfach mal einen Bus chartern und eine Reise organisieren. Und ich denke, ich werde das bald machen. Mit dem Zug müssten wir vier Mal umsteigen. Von Berlin ginge es nach Köln, dann nach Brüssel, dann nach Lille, dann nach Aulnoye und nach zehn bis elf Stunden wäre ich angekommen. Gut, für 873 Kilometer benötigt auch ein Bus ungefähr 9 Stunden – in einem persönlichen Bus jedoch kann man beim Umsteigen nicht den Anschluss verpassen und individuelle Abstecher und Pausen ausmachen.
Es wäre doch interessant, diesen Ort zu sehen, von dem meine Großmama meinen älteren Geschwistern oft erzählt hat. Bestimmt gibt es auch in Ihrer Familie solche Orte und vergessenen Plätze.