Nach der langen Zeit der Einhäusigkeit haben viele Menschen jetzt wieder Lust zu verreisen.
Wie geht das am besten nach so einer langen Pause?
Was ist wirklich wichtig?
Welche Reiseziele könnten jetzt als Erstes besucht werden?
Lange sollten wir alle zu Hause bleiben. Corona und die Pandemie verboten weite Reisen, eigentlich weitgehend überhaupt alle Reisen. Nur einige wenige Unerschrockene, nötiges Kleingeld vorausgesetzt, ließen sich nicht abbringen und verreisten im letzten Frühjahr zum Beispiel nach Italien – endlich wieder! Und im vergangenen Herbst nach Kroatien, zum Beispiel. Von Vorteil war dabei, wenn man ein Auto hatte, das verringerte das Ansteckungsrisiko auf jeden Fall. Mancher flog auch mal eben nach Griechenland oder nach Paris, weil man einfach mal raus musste.
Ich selbst war im vergangenen Jahr an der deutschen Ostseeküste, einmal im ehemaligen Osten und einmal im ehemaligen Westen, weil ich das jedes Jahr mache. Außerdem bei einer Beerdigung im Rheinland. Das war alles.
Im Jahr 2020 war ich ebenfalls an der Ostsee, im wunderbaren Küstenort Ahrenshoop, einfach weil es nach überstandener Covid-Infektion und familiären Großereignissen nötig war.
Wohin im Sommer 2022?
Viele aber blieben einfach zu Hause und entdeckten mit Tagesausflügen die nähere Umgebung ihres Wohnortes. Dies führte oft zu erstaunlichen Entdeckungen. Man wusste vorher gar nicht, wie schön und idyllisch es nebenan sein kann. Man fuhr mit Bahn und Bus, Fahrrad oder ging zu Fuß. Auch Spaziergänge durch Großstädte, durch Berlin zum Beispiel, hatten Hochkonjunktur.
Nun, im Sommer 2022, ist uneingeschränktes Reisen wieder möglich. Also brechen sich die zurückgehaltenen Sehnsüchte sofort Bahn: Mann und Frau wollen nach Paris und Venedig, wo sie seit Jahrzehnten nicht waren. Auch einmal durch Italien und danach durch ganz Frankreich! Anschließend nach London und zu den Gärten in Cornwall und auf eine Kanalinsel. Danach auch mal raus aus Europa – am besten nach Israel, da wollte ich zum Beispiel schon lange hin und dann nach Japan. Nun, alles auf einmal geht nicht. Ich muss mich mich also besinnen und schauen, was zeitlich und finanziell möglich ist.
Muss es wirklich in diesem Sommer der Louvre und der Lido von Venedig sein? Sehr viele Leute werden dieselbe Idee haben. Gut, es kämen auch Genua, Ligurien oder die Bretagne in Frage, wo vielleicht nicht ganz so viele Menschen Sommerferien machen.
Was aber habe ich den Zeiten von Quarantäne und Isolation am meisten vermisst?
Eigentlich den Kontakt zu anderen mir lieben Menschen. Vielleicht zu Alten und Hochbetagten, von denen ich fürchtete, manchen vielleicht gar nicht mehr wieder zu sehen, wenn es noch lange so weiter geht.
Also beschloss ich erst einmal diese Verwandten und Freunde zu besuchen, die ich jahrelang, auch jahrzehntelang nicht gesehen hatte.
Manchmal sind ferne Ziele nahe Ziele
Ich fuhr nach Lörrach, Basel und Heidelberg. Lörrach liegt an der Schweizer Grenze und man fährt mit dem ICE sieben Komma fünf Stunden. Mindestens. Es war ein wunderbares Gefühl, endlich wieder durch das Land zu reisen. So weit, wie es irgend geht. Die Zeit verging wie im Fluge. Schon im Zug hörte ich verschiedene Sprachen. Kleine Mädchen, die französisch sprachen. Es waren Zwillinge, ungefähr sieben Jahre alt. Französisch war ihre Muttersprache, aber es faszinierte mich, wie perfekt sie sich ausdrückten. Das hatte ich lange vermisst. Andere Sprachen hören. Beide verbreiteten eine Art Flair, der kaum zu benennen ist. Etwas später saß ich zwischen einer Gruppe italienischer Jugendliche. Diese so musikalische Sprache zu hören war einfach ein Genuss. Schon hatte sich ein Sinn meiner Reise erfüllt. Auch an den jeweiligen Orten selbst habe ich meine Verwandten noch angetroffen und war es wunderbar.
Alles das, diese Reise hätte ich natürlich auch mit einem Bus machen können. Man könnte sich zum Beispiel mit anderen zusammen einen Bus mieten und Leute und Orte besuchen, die man schon lange auf seiner Liste im Kopf hat. Selbstbestimmt und selbstorganisiert kann es einfacher sein. Man ist unabhängiger von Abfahrtzeiten und den berühmten Verspätungen der Deutschen Bahn, kann Pausen und Abstecher selbst bestimmen. Mit anderen Menschen gemeinsam Reiseziele aussuchen, die Fahrt planen, Kunst, Kultur und Geschichte erkunden. Sich selber Ziele setzen und zusammen etwas erleben. Das geht nicht allein in Paris und Rom.
Egal wohin – Reisefieber! Auf geht’s.