Die bekannte, beliebte und traditionsreiche Stadt in Sachsen bietet unerwartet viel. Musik, Kunst, Geschichte und zudem eine übersichtliche, gut erlaufbare Innenstadt. „In Leipzig ist immer was los!“, sagte schon meine Mutter.
„Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“ Diese Worte von Goethe aus dem Faust I, Szene in Auerbachs Keller, gehören heute zum Volksmund und sind sprichwörtlich. Sie stehen als Leuchtreklame auf dem Hochhaus an den Höfen am Brühl. Das Stadtzentrum, das man zu Fuß vom Haupt- und Busbahnhof in einigen Minuten erreicht, ist sehr sehenswert. Prächtige ehemalige Messehöfe – die Leipziger Messe gibt es seit dem 12. Jahrhundert –, in denen schöne ausgesuchte Geschäfte und Büros zu finden sind. Passagen wie die Mädler-Passage und Specks Hof laden zum Flanieren ein. Die Baustile, die man hier findet, sind größtenteils die des Historismus und der Gründerzeit. Wenn man weiter die Nikolaistraße entlanggeht, kommt man nach kurzer Zeit zur Nikolaikirche, der ältesten Kirche Leipzigs. Sie sticht durch ihre weiße Ausmalung und Säulen, deren obere Spitzen zu Palmen geformt sind, hervor. In diesem wunderschönen Gotteshaus, eine bedeutende Schöpfung des Klassizismus, ist alles auf den Farbakkord Weiß-Rosa-Hellgrün ausgerichtet. Daher erscheint der gesamte Raum sehr hell, strahlend und feierlich. Hier begann im Herbst 1989 auch die friedliche Revolution der DDR.
Gleich um die Ecke findet sich die Thomaskirche. Sie ist als Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs und des Thomanerchores weltbekannt. Freitags um 18 Uhr und samstags um 15 Uhr ist der Thomanerchor jeweils in Motetten, musikalischen Gottesdiensten, zu hören. Der Eintritt kostet 2 Euro. Hier versammelt sich ganz Leipzig, Jung und Alt, Arm und Reich. Menschen kommen aus der ganzen Welt, um die Musik Bachs und den berühmten Knabenchor zu erleben. Direkt hinter der Thomaskirche, im Thomaskirchhof, steht das Bach-Denkmal, ebenso ein Pilgerreiseziel für Bach-Fans aus aller Welt.
Jedes Jahr Ende Mai findet das Bachfest Leipzig statt. Es ist ein Musikfestival, das sich dem großen Musiker, der von 1723 bis 1750 in Leipzig lebte, unter verschieden Aspekten widmet. In unterschiedlichen Kontexten werden Werke von Bach, seinen Zeitgenossen und modernen Komponisten aufgeführt. An historischen Orten und auf dem Leipziger Markt neben dem berühmten Rathaus geben namhafte Interpreten stimmungsvolle Open-Air-Konzerte. Begeben Sie sich auf die Spuren des Thomaskantors und seiner Zeitgenossen.
Interessant ist hierbei auch der Nachhaltigkeitsaspekt. Nach Möglichkeit sollen Umweltbelastungen vermieden werden: man verzichtet auf Einweggeschirr und bucht internationale Künstler gleich für mehrere Konzerte. In Zukunft soll auch der Ticketkauf papierlos ablaufen.
Ungefähr die Hälfte der jährlich 70 000 Besucher reist mit dem Flugzeug an. Deshalb fördert das Bachfest den Anbau eines Johann Sebastian Bach Waldes, zu finden am Störmthaler See bei Leipzig. In Störmthal prüfte Bach die 1723 erbaute Orgel, die mit dem von Bach zu diesem Anlass komponierte Kantate „Höchsterwünschstes Freudenfest“ eingeweiht wurde.
Eine faszinierende Verbindung zwischen Musikerlebnis und Stadtspaziergang ist seit 2012 die „Leipziger Notenspur“. Ein musikalisches Wegeleitsystem durch die „Musikhauptstadt Europas“. Komponisten wie Robert Schumann, Clara Wieck, Felix Mendelssohn Bartholdy, Edvard Grieg, Richard Wagner und Johann Sebastian Bach lebten hier – um nur einige zu nennen.
Die Stadt weist eine weltweit einmalige Dichte original erhaltener Wohn- und Arbeitsstätten berühmter Komponisten auf. Dichte heißt, sie alle liegen nahe beieinander und laden zu einem kulturellen Spaziergang ein. An jeder Station vermitteln Klangbeispiele und Informationen interessante Eindrücke. Insgesamt 5,3 km lang ist der Rundweg, der weder Start noch Endpunkt hat. Man folgt einfach den geschwungenen Edelstahlbändern durch das Leipziger Stadtzentrum.
Zwei weitere Gelegenheiten, Leipzigs musikalische Geschichte zu erleben, sind das Leipziger Notenrad – auf sportliche Weise per Fahrrad – und der Leipziger Notenweg – entspannt durch die Parks. Beide eröffnen neue tolle Sichtweisen.
Zum Abschluss des Tages sollte man „Auerbachs Keller“ besuchen. Hier wird gehobene sächsische Küche in prunkvollen historischen Gewölben zweier Restaurants geboten. Eine Stärkung nach den vielen Eindrücken ist geboten.
Und lassen erneut Johann Wolfgang von Goethe mit Faust I sprechen: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings belebenden Blick. Im Tale grünet Hoffnungsglück. Der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in raue Berge zurück.„