Das Pergamonmuseum in Berlin gehört zu den berühmtesten Museen der Welt. Es ist eines der fünf Museen auf der Museumsinsel Berlin, die seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Demnächst wird es für voraussichtlich vierzehn Jahre geschlossen.
Wenn man ins Pergamonmuseum Berlin möchte, um das berühmte Ischtar-Tor und die Prozessionsstraße von Babylon zu sehen, sollte man sich beeilen, denn das gesamte Haus wird ab 23. November 2023 vorerst für vier Jahre geschlossen. Vollkommen geschlossen, denn die dringend notwendige Renovierung ist sehr kompliziert und komplex. Die ganze Museumsinsel steht quasi auf einem Sumpfgebiet. Das bedeutet, dass dieser Teil des Pergamonmuseums mit dem Ischtar-Tor und der Prozessionsstraße für mindestens vierzehn Jahre, bis 2037, geschlossen und nicht zu sehen sein wird. Das muss man sich mal vorstellen! Man kann es sich nicht vorstellen. Gut, in voraussichtlich vier Jahren, 2028, wird der Pergamonaltar wieder zu sehen sein. Aber das ist noch lange hin – wie der Berliner sagt.
Pergamon und Babylon auf der Berliner Museumsinsel
Das Pergamonmuseum wurde als letztes der fünf Gebäude auf der Museumsinsel von Alfred Messel entworfen und 1930 eröffnet. Es beherbergt das Vorderasiatische Museum mit der Prozessionsstraße von Babylon und dem Ischtar-Tor, Glanzstücke der Antikensammlung wie das enorm beeindruckende Markttor von Milet und das Museum für Islamische Kunst. Weltberühmt ist das Pergamonmuseum für seine monumentale Rekonstruktion antiker Bauwerke. Den Pergamonaltar, der wegen Renovierung zurzeit nicht zu besichtigen ist, und das Ischtar-Tor in seiner Neufassung von 1930.
Denn natürlich hat es nicht exakt genauso im alten Babylon gestanden, wie wir es heute vorfinden. Alles wurde in fleißiger penibler Kleinarbeit unter Leitung des Bildhauers Willi Struck und seinen dreißig Mitarbeitern aus Tausenden Scherben zusammengesetzt. So entstanden innerhalb von zwei Jahren Reliefs von zweiundsiebzig Tieren, großen Rosetten und Ornamenten, eine Prozessionsstraße und ein Tor. Drei Berliner keramische Werkstätten wurden engagiert, um die besten Schattierungen von Blau und Türkis herauszufinden. Um dem Zauber des geheimnisvollen Türkises und der Leuchtkraft des Kobaltblaus auf die Spur zu kommen und zu ergründen, wie sich das Gesamtbild zusammengefügt haben könnte. Die Löwen symbolisieren Sexualität und Aggression, Liebe und Krieg. Schon in der Urzeit wusste man um diesen Zusammenhang.
Das Ischtar-Tor im Pergamonmuseum Berlin in einer Version der Zwanziger Jahre
Mehr als 80 Prozent der Fassade des Ischtar-Tores, das heute im Pergamonmuseum Berlin zu bewundern ist, besteht aus Keramik, die Ende der Zwanziger Jahre in der Umgebung von Berlin hergestellt wurde. Das Monument ist damit selbst ein Denkmal einer historischen Epoche. Archäologisches Forschungsfieber, imperiale Interessen des deutschen Kaiserreichs, kreative Kraft der Ausgräber und Kunsthandwerker wirkten hier zusammen.
Man glaubt ja, vor einem babylonischen Tor zu stehen, aber das ist eben nur die halbe Wahrheit.
1897 begannen erste Ausgrabungen damals im Osmanischen Reich, unter der Leitung des Architekten und Bauforschers Robert Koldewey, von Altertümern, die unter König Nebukadnezar II. im 6. Jh.v.Chr. errichtet worden waren. Ab 1903 gingen die Ziegelscherben verpackt in 399 Kisten, vertraglich geregelt unter den Verhältnissen der Zeit nach Berlin. Man hatte einfach im Osmanischen Reich nicht die Möglichkeit, das Geld und auch nicht das Know-how, die Scherben zusammenzusetzen. Als Gegenleistung erhielten die Istanbuler Archäologischen Museen dreizehn rekonstruierte Tierreliefs von Stieren, Löwen und Drachen. Sie sind im Altorientalischen Museum zu finden. Auch nach Istanbul könnte man mit dem Bus reisen. Es wäre bestimmt interessant, aber Berlin ist näher. Bitte beeilen Sie sich!
Als Kind auf die Berliner Museumsinsel
Ich selbst kenne das Pergamonmuseum seit meiner Jugendzeit. Damals, Anfang der siebziger Jahre, wohnten wir am Stadtrand von Berlin, in Grünau. In „die Stadt“ kamen wir selten, manchmal fuhren meine Mutter und ich zum Einkaufen, zum Beispiel zum Schuhekaufen nach Berlin-Köpenick. Das Stadtzentrum von Berlin, Ost-Berlin zumal, war mir ziemlich unbekannt. In der siebten oder achten Klasse wurde uns von der Schule angeboten, an einem Geschichts-Zirkel im Bode-Museum und im Märkischen Museum mitzumachen. Meine Freundin Conny und ich wurden von der Lehrerin, Frau Müller, angesprochen, hatten Lust auf Unbekanntes und meldeten uns an. Es waren meine ersten selbstständigen Ausflüge in „die Stadt“. Dazu mussten wir mit der S-Bahn in „die Stadt“ fahren. Damals bis zur Haltestelle Marx-Engels-Platz. Das ist die heutige Haltestelle Hackescher Markt. Mir entfaltete sich eine bislang unbekannte Welt. Überall standen Ruinen und Trümmer, über die wir kletterten, die Ruinen waren teilweise schwarz vor Ruß, vermutlich waren es noch Spuren des Krieges und der Zeit. Das also war „die Stadt“. Der Geschichtszirkel bestand daraus, dass uns jemand, ein junger Mensch, vermutlich ein Archäologe, die Werkstätten des Bode-Museums zeigte. Wir staunten nicht schlecht. Überall Regale und Schubläden mit Scherben und Trümmern. Wir durften mitmachen, sie zu sortieren und zusammenzulegen. In einem Raum rauschte die S-Bahn am großen Fenster der Werkstatt vorbei. Das muss im Bode-Museum gewesen sein. Ich erkannte es wieder, als ich vor einigen Jahren wieder dort war! Hier war ich schon einmal gewesen! Es waren bleibende Eindrücke. Und an noch etwas erinnere ich mich bestens. Bevor wir in Grünau in die S-Bahn stiegen, kauften wir uns am Bahnhof jedes Mal eine Curry-Wurst und eine Spree-Welle. Es waren Investitionen. Die Curry-Wurst kostete 95 Pfennige, mit Brötchen 1 Mark, die Spree-Welle 25 bis 40 Pfennige, es war ziemlich teuer, genau weiß ich es nicht mehr. Die Fahrkarte kostete auch 20 Pfennige, aber wir benutzten dieselbe Fahrkarte immer wieder. Das fiel niemandem auf. Jedenfalls war es ein großes Abenteuer. Wir waren dreizehn, vierzehn Jahre, so schätze ich.
Eines Tages kamen wir ins Pergamonmuseum. Derselbe Archäologe, der uns die Werkstätten des Bode-Museums gezeigt hatte, machte mit uns eine Führung. Die Luft am Pergamonaltar war stickig – damals schon. Das berühmte Bauwerk wirkte auf mich leicht erdrückend. Wie wunderbar befreiend waren die türkisen und blauen Farben der Prachtstraße zum Ischtar-Tor! Dass es so ein intensives Blau überhaupt gab, war mir neu. Wie fantastisch und expressiv die Löwen, die Stiere und Fabeltiere. Meine Leidenschaft für das Altertum war geweckt.
Das Pergamonmuseum kannte in Ost-Berlin damals jedes Kind. Demnächst verschwindet es wieder in der Versenkung. Seine Wiederauferstehung wird interessant sein.
Das Pergamonmuseum ist derzeit teilweise barrierefrei. Für Rollstuhlfahrer sind Fahrstühle vorhanden.
2 Kommentare
Was sind das denn für Ansichten? Undifferenziert und pauschal. So etwas ärgert mich. Ist sicher nicht im Sinne der Berliner Museen. Und vertritt in keiner Weise die Ansichten der Autorin.
Ja, 14 Jahre sind sehr lang. Und aus 14 können 18 werden. Das hat aber NICHTS mit dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung zu tun.
Gut, das Sie bescheid geben. Wie es in Berlin so ist, werden aus den 4, 14, sicher vierzig lange Jahre werden. Oder wir stürzen die Regierung. Danach, ein erstes Gesetz: auch im öffentlichen Dienst muss jeder für das ihm ausbezahlt Arbeitsentgelt arbeiten.