Wo gibt es die größten freien Flächen in Dresden? Wo gibt es hanseatische Hafenstimmung? Und wo können Sie lecker Fischbrötchen essen und ein Museumsschiff besuchen? Das alles gibt es am Alberthafen auf der ehemaligen Flussinsel Ostragehege. Ein Landgang der besonderen Art erwartet Sie!
Wer hat die Bilder vom Jahrhunderthochwasser 2002 in Dresden nicht noch vor Augen? Fern- und Regionalzüge steckten in den Fluten, der gesamte Dresdener Hauptbahnhof und der nahe gelegene noch viel großräumigere Friedrichstädter Bahnhof standen unter Wasser. Wie konnte es dazu kommen? Ein Grund ist, dass hier früher der zweitgrößte Fluss der Stadt, die Weißeritz, in die Elbe mündete. Hier, wo es über Jahrhunderte nur Sumpfwiesen und Auwälder gab, wurde durch den Menschen das Land urbar gemacht, die Landschaft umgestaltet und somit letztlich die Entwicklung der sächsischen Landeshauptstadt geprägt. Die nördliche Friedrichstadt war ursprünglich eine von der Elbe umspülte Flussinsel, das heutige Ostragehege mit dem angrenzenden Alberthafen. Ostra stammt tatsächlich von dem altsorbischen Wort für Flussinsel und macht damit klar, dass es hier schon immer feucht bis nass zuging. Ein Dorf mit dem Namen Ostra wurde im Jahr 1206 ebenso wie der Ort Dresden bereits erwähnt. Wir reisen heute mit dem Reisebus also auf eine geografische Besonderheit. Wir ankern auf einer von Wasser umspülten und von Wasser geprägten Insel, die nur keine Insel mehr ist, weil der barocke Reichtum Dresdens und die Industrialisierung den Fluten das Land nach und nach abgetrotzt haben. Es wurde begradigt, umgeleitet, trockengelegt, gepflanzt, Schutzmauern errichtet und vieles mehr. Aber nicht immer bleibt der Mensch erfolgreicher Bändiger der Natur. Jedes Hochwasser sollte dazu mahnen, wieder mehr mit der Natur als gegen die Natur zu arbeiten.
Das Ostragehege und die Messe Dresden
Das Ostragehege heißt noch so, weil hier vor 300 Jahren ein Tiergehege existierte. Zusammen mit dem später dazugekommenen Vieh- und Schlachthof sowie mit einer Mühle im Stil einer wuchtigen Fabrik hat sich hier einiges entwickelt, was heute noch zu bestaunen ist. Die ganze Flussinsel diente früher der Versorgung des kurfürstlichen Hofes. Und was damals Handwerkersiedlung war, hat sich heute passenderweise zum Dresdener Messestandort entwickelt. Der Parkplatz an der Messe soll auch der Ausgangspunkt für unseren Besuch von Ostragehege und Alberthafen sein. Wenn nicht gerade Messe ist, ist die Parkplatzsuche für den Reisebus ein Leichtes. Und wenn doch, dann umso besser. Dann können Sie nicht nur den alten Schlachthofgebäuden aus dem Jahr 1910 einen Besuch abstatten, sondern gegebenenfalls auch der 1999 eingeweihten Messe Dresden. Architektonisch trifft hier alt auf neu. Glas und Stahl schließen sich an die alten Gebäude an, es gibt ein großes Foyergebäude und diverse funktionale Mehrzweckhallen.
Der Alberthafen – hanseatisches Lebensgefühl in Dresden
Wir laufen barrierefrei in Richtung des industriellen kleinen Binnenhafens. Der Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Alberthafen hat heute ein etwa ein Kilometer langes Hafenbecken und ist bis zu 100 Meter breit. Der Hafen dient ausschließlich dem Güterverkehr und war früher noch deutlich größer. Mittlerweile wurde er teilweise zugeschüttet, umgebaut und den Anfordernissen der Verladung auf die Schiene angepasst. Von der Hafengeschichte bekommen Sie am sogenannten Museums-Terminal einen Eindruck. Hier stehen ein historischer Hafenkran und ebensolche Eisenbahnwaggons. Nicht zu vergessen ist das 1913 gefertigte Güterschiff Waltraut, das heute ein Museumsschiff ist und auch von Gruppen besucht werden kann. Allerdings leider nur an sehr ausgewählten Terminen im Jahr wie am Tag des Industriedenkmals. Dort erfahren Sie mehr über die Geschichte der Binnenschifffahrt auf der Elbe. Im Anschluss bietet sich ein Besuch im Fischhaus Alberthafen an. Von Mai bis Oktober gibt es hier auch den Albertgarten, in dem Sie Fish & Chips und erfrischende Getränke bekommen. Die Kantine selbst bietet bodenständiges Essen zu eben solchen Preisen an. Von Fischbrötchen bis Matjesfilet mit Kartoffelbrei reicht das Angebot. Es ist also kein gehobenes Fischrestaurant, sondern ein zur Hafenumgebung passender Versorger. Das Gebäude und die Innenräume sind lichtdurchflutet und geräumig. Also ein Ort zum Verweilen allemal; vor allem wenn Sie vom großen Freisitz aus direkt auf das Hafenbecken blicken. Wir versprechen Ihnen, da wird Ihnen gleich ganz hanseatisch zumute. Auch wenn es natürlich noch ein paar hundert Kilometer sind, bis die Elbe durch den wirklich gigantischen Hamburger Hafen fließt.
Der Alberthafen grenzt an Wiesen, Alleen und natürlich an die Elbe
Ein besonderes Vergnügen wird Ihnen ein Verdauungsspaziergang und der Rückweg zum Reisebus bereiten. Zunächst kommen Sie an der riesigen, vor über einhundert Jahren erbauten Getreidemühle vorbei, die auch heute noch wie ein großer, etwas klobiger Industriebau wirkt. Der über sechzig Meter hohe Siloturm wurde ebenso wie der gesamte quaderförmige Bau von den Bomben des Zweiten Weltkriegs verschont. Anschließend können Sie den Alberthafen südlich umrunden und dann direkt am Elbufer über die Fuß- und Fahrradbrücke gehen. Ein imposantes, schon etwas in die Jahre gekommenes Bauwerk, welches direkt parallel zur Eisenbahnbrücke des Hafengeländes verläuft. Nicht nur ein Tipp zum Sonnenuntergang. Haben Sie den nördlich am Alberthafen entlanglaufenden Hafenweg erreicht, lohnt sich noch ein weiterer Abstecher an die Elbe. Nach etwa 500 Metern zweigt auf offenem Feld linker Hand eine schmale Baumallee ab – sie hat zu allen Jahreszeiten eine besondere Stimmung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich ihre Blickachse über die Elbe hinweg auf das Schloss Übigau richtet. Das im 18. Jahrhundert errichtete Bauwerk war einst Lust- und Jagdschloss von August dem Starken (1670-1733) und konnte mit kleinen Elbfähren vom Ende der Allee aus erreicht werden. Überhaupt kommt hier der Charme der Flussinsel am besten zur Geltung. Von Elbe, Hafen und großen Wiesen umgrenzt ist dies ein besonderer Freiraum mit viel Platz. Hier gehen die Dresdenerinnen und Dresdener aus der Friedrichstadt mit ihren Hunden spazieren und doch ist nie so viel Trubel, dass man sich unwohl fühlt. Hier zeigt sich Dresden von einer anderen, nicht so touristischen Seite. Aber sie ist keineswegs weniger liebenswert – überzeugen Sie sich selbst mit einem Tagesausflug zum Ostragehege und zum Alberthafen!
Hinweise
Der große Parkplatz am Messegelände befindet sich am Messering 2A in 01067 Dresden. Von hieraus können Sie ideal das Ostragehege und den Alberthafen erkunden.
Das Fischhaus Alberhafen hat dienstags bis sonntags von 11.00 Uhr bis 23.00 Uhr geöffnet. Hier ist man auch auf den Besuch größerer Reisegruppen eingestellt. Für Reservierungen können Sie eine E-Mail an info@alberthafen.com schreiben oder die Dresdener Telefonnummer 0351-4982110 wählen. Das Fischhaus befindet sich an der Magdeburger Straße 58 in 01067 Dresden.
Wenn Sie sich für das Museumsschiff Waltraut und für seine leider nur sehr seltenen Besuchstage interessieren, können Sie sich an den Sächsischen Hafen- und Verkehrsverein e.V. wenden. Den erreichen Sie über die E-Mail-Adresse info@shv-oberelbe.de oder unter der Rufnummer 0172-3696828.
Lesenswert
Es gibt mehrere noch im Handel erhältliche historische Bildbände über Dresden Friedrichstadt. Darin werden auch das Ostragehege und der Alberthafen abgebildet und es wird Wissenswertes zu den historischen Hintergründen vermittelt.