Wasserspiele und plätschernde Becken, Brunnen und Fontänen! Hoch über der Zschopau verzaubert ein barocker Schlosspark jeden Besucher. Skulpturen, Rondelle und Terrassen laden zum Schlendern auf Schloss Lichtenwalde bei Chemnitz ein.
Oft stellen Schlösser alles in ihrer Umgebung in den Schatten. Heute stellt ein Schlosspark den dazugehörigen ehemaligen Adelssitz in seinen Schatten. In den Schatten alter, ehrwürdiger Bäume. Denn die wachsen hier mitunter seit dem 18. Jahrhundert, als diese grüne Oase oberhalb des Flüsschens Zschopau erstmals gestaltet wurde. Genau genommen fand der erste Spatenstich im Jahr 1730 statt. Es wurde gesät, geschaufelt, geharkt, gepflanzt und gepflegt. Das Vorbild sind natürlich die französischen Barockgärten des 17. Jahrhunderts. Letztlich wollte auch der zu dieser Zeit ohnehin französisch sprechende deutsche Adel ein wenig leben, wie es der Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638-1715) vorgemacht hatte. Und so entschied sich der damalige Besitzer von Schloss Lichtenwalde dafür, viel Geld in die Hand zu nehmen, um ein 10 Hektar großes Areal anzulegen, das in seiner Grundstruktur bis heute erhalten werden konnte. Graf Friedrich Carl von Watzdorf (verstorben im Jahr 1764) hatte das Schloss von seinem Vater Graf Christoph Heinrich von Watzdorf (1670-1729) geerbt. Letztgenannter hatte das Schloss überhaupt erst auf den jahrhundertealten Resten einer Burg errichten lassen. Hoch oben auf einem Felssporn oberhalb der ruhig dahin fließenden Zschopau. Ideal gelegen also für Mühlen am Bach und Jagd in den Wäldern.
Der Schlosspark Lichtenwalde entstand als barocker Landschaftsgarten
Unser Ausflug mit dem Reisebus bringt uns heute in eine der schönsten barocken Parkanlagen Deutschlands. Lichtenwalde liegt etwa 10 Kilometer nordöstlich von Chemnitz; die Sachsen verstanden sich von jeher auf den Bau von Burgen und Schlössern. Und wie wir bei unserem Ausflug schnell merken, eben auch auf das Anlegen von Parkanlagen. Der Schlosspark Lichtenwalde, der sich nach seiner ersten Fertigstellung stetig weiterentwickelte (Umgestaltungen in Richtung der in Mode kommenden englischen Landschaftsgärten) orientiert sich in seiner Grundstruktur dennoch nach den existierenden Lageplänen aus dem Jahr 1767. Hinzugekommen ist aber eine Unzahl an Skulpturen, Teichen und Wasserspielen. Möglich machte das von Anfang an die Braunsdorfer Mühle im Zschopautal. Von ihr wurde das kühle Nass hinauf auf den Felssporn gepumpt und ermöglichte so das fortwährende Plätschern, Fließen und Rauschen, welches auch heute noch in der Hauptsaison von April bis Oktober eine wahre Freude ist.
Viel Wasser im Schlosspark Lichtenwalde
Sie können sich wahrlich einen ganzen Tag Zeit lassen, um den Schlosspark Lichtenwalde zu erkunden. Sage und schreibe über 300 einzelne Wasserdüsen bestücken die vielfältigen steinernen Fontänen, Gesichter und kleinen Skulpturen. Immer wieder ergeben sich wunderbare Blickachsen ins Zschopautal. Die Berglage macht diese Parkanlage zu einem besonderen Juwel. Untypisch ist dabei übrigens für eine barock errichtete Anlage, dass sie nicht in verlängerter Blickachse des Schlosses angelegt wurde. Das war hier aufgrund der besonderen kleinräumigen geografischen Gegebenheiten nicht möglich und macht ein Flanieren und Spazieren heute zugleich besonders abwechslungsreich und lustvoll. Die damaligen Adeligen mögen sich damit geholfen haben, dass sie eine Hochterrasse (einen sogenannten Altan) angelegt haben, von der aus sie vom Schloss her über den Park blicken konnten. Architektur, Kreativität und Wille in fruchtbarem Zusammenspiel.
Der Delphinbrunnen am Schlosspark Lichtenwalde
Eine besondere Geschichte gibt es übrigens vom Delphinbrunnen zu berichten. Er ist nicht etwa den Verwüstungen durch die sowjetischen Befreier nach 1945 zum Opfer gefallen; die haben nämlich das gesamte Mobiliar und Porzellan des Schlosses abtransportiert oder einfach vor die Schlosstore gestellt. Nein, der Delphinbrunnen wurde ganz profan vor 50 Jahren von einem alten ehrwürdigen Alleebaum erschlagen und zerschmettert. Eine in Dresden gefertigte Replik stand lange herum, konnte dann aber während der Hauptsanierungszeit nach der Wende (von 1990-2004) an den Platz gelangen, die ihr zustand. So plätschert es nun wieder aus dem Delphin inmitten der abwechslungsreichen Parkanlage mit terrassierten Wegen, Wasserbecken und Fontänen.
Schloss Lichtenwalde mit Führung
Als Reisegruppe haben Sie die Wahl, ob Sie in kleinen Grüppchen durch den Park schlendern möchten, oder ob Sie sich nicht vielleicht sogar einer Führung durch den Schlosspark Lichtenwalde anschließen möchten. Im Vorfeld lässt sich das bequem reservieren. Die Führungen zur Garten- und Wasserkunst finden in der Hauptsaison sonntags um 13.00 Uhr statt, dauern eine Stunde und kosten 8 € pro Person (ermäßigt 6 €). Wer sich außerdem eine Führung durch das Schloss Lichtenwalde nicht entgehen lassen möchte, der kann auch eine kombinierte Tour buchen. Dann sind Sie 90 Minuten unterwegs, die Gartenrunde ist deutlich verkürzt und Sie bezahlen 15 € (bzw. 11 € ermäßigt). Um das Angebot komplett zu machen, gibt es in den Wintermonaten inzwischen eine ausgetüftelte Marketingidee, die Besucher und Besucherinnen auch in den Park locken möchte, wenn man vielleicht gar nicht selbst auf die Idee käme. Auf der Suche nach einem sagenumwobenen Pferd eines Adeligen gibt es zahlreiche Lichtinstallationen auf dem Gelände und der Schlosspark verwandelt sich in einen Zauberpark. In der Dämmerung und im Dunkeln schleichen Sie dann über das Gelände. Zum Aufwärmen gehört die Sonderausstellung Sterntaler dazu, bei der die Märchen der Gebrüder Grimm wiederauferstehen, analog und digital. Der LUMAGICA getaufte Winterevent ist beliebt, allerdings fällt er mit 18 € an der Abendkasse recht üppig aus. Am besten machen Sie sich selbst ein Bild.
Hinweise
Das Schloss mit dem Schlosspark Lichtenwalde hat die Adresse: Schlossallee, 09577 Niederwiesa
Telefonisch und per E-Mail können Sie das Schloss wie folgt kontaktieren: 037291-3800 / service@die-sehenswerten-drei (Die E-Mail-Adresse kommt daher, da der Schlosspark in einem Verbund mit Schloss Augustusburg und Burg Scharfenstein ist)
Der Schlosspark ist barrierefrei zu begehen
Der Parkplatz direkt am Schloss ist PKW vorbehalten, da er relativ klein ist; daher empfehlen wir lediglich ein Ein- und Aussteigen
Im Schlossgasthaus Lichtenwalde können Sie außer montags und dienstags täglich ab 11.00 Uhr speisen. Mittwochs und donnerstags ist bis 22.00 Uhr geöffnet, freitags und samstags bis 24.00 Uhr und sonntags sowie an Feiertagen bis 20.00 Uhr. Reservierungen für Gruppen unter der Rufnummer 037206-5105 oder per E-Mail an kontakt@schlossgasthaus-laemmel.de
Lesenswert
Es lohnt sich vor Ort den Ausstellungskatalog mit dem schönen Titel 800 Jahre Licht im Walde zu sichern. Er ist nicht nur lindgrün, sondern informiert auch sonst über den Schlosspark und darüber, wie aus einer Burganlage aus dem frühen Mittelalter ein Schloss wurde.